Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöpfungsmaschine

Die Schöpfungsmaschine

Titel: Die Schöpfungsmaschine
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
der einen Anruf ankündigte. Er seufzte und drückte die Annahmetaste.
    „Clifford!“
    Auf dem Bildschirm erschien ein Farbflimmern, das jedoch sofort feste Konturen annahm. Es zeigte sich das bleiche Gesicht eines dünnen Mannes mit schütterem Haar und einer Sichelnase. Ein böses Gesicht. Clifford stöhnte innerlich, als er in den Gesichtszügen den Ausdruck äußerster, aufrechter Empörung las. Der Mann war Wilbur Thompson, der Stellvertreter des Vizedirektors der Finanzkontrolle der Mathe-Komp-Abteilung. Außerdem war er der selbsternannte Hüter des Protokolls und des Bürobedarfs.
    „Sie hätten es mir mitteilen müssen!“ Die keifende Zornesstimme schrillte in Cliffords Ohren wie eine Kettensäge auf Granit. „Sie hatten überhaupt keinen Grund, damit hinter dem Berg zu halten. Bei der Verantwortung, die ich trage, hätte ich doch etwas mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit von Leuten wie Ihnen erwartet. Ihr Benehmen nützt niemandem etwas.“
    „Was hatte ich Ihnen mitteilen müssen?“
    „Sie wissen genau, was ich meine. Sie haben eine ganze Latte Klasse-B-Ausrüstung angefordert, obwohl Ihre Abteilung den Etat für dieses Quartal bereits weit überzogen hat und obwohl Sie keine SB6 Freigabe hatten. Natürlich konnte ich nicht zustimmen, und Sie haben es zugelassen, dass ich die Bestellung storniere, ohne mir zu sagen, dass Sie eine Sondergenehmigung von Edwards hatten. Jetzt ist die ganze Angelegenheit total verfahren, und ich kriege Druck von allen Seiten.“
    „Was heißt hier nicht zugestimmt?“ Cliffords Stimme klang sehr gelassen. „Sie haben mir gesagt, es wäre unmöglich.“
    „Sie haben zugelassen, dass ich es storniere.“
    „Sie sagten, Sie hätten keine andere Möglichkeit. Ich habe Ihnen geglaubt.“
    „Sie wussten verdammt gut, dass eine Sondererlaubnis bereits vorlag.“ Thompsons Stirnadern waren dick geschwollen, er drohte vollends hysterisch zu werden. „Warum haben Sie es mir nicht gesagt oder Einblick gewährt? Wie kann ich denn wissen, dass der Projektleiter persönlich Dringlichkeitsstufe 1 angeordnet hat? Was für ein Spiel spielen Sie eigentlich? Wollen Sie mich zum Narren machen?“
    „Das schaffen Sie gut ohne meine Hilfe.“
    „Jetzt hören Sie mir einmal genau zu, Sie schlitzohriger Hundesohn! Glauben Sie denn, mein Job wäre nicht so schon schwer genug, auch ohne dass Sie sich dumm stellen? Es gab überhaupt keinen Grund, warum ich mit einer Sondergenehmigung rechnen konnte. Jetzt kriege ich einen Anschiss nach dem andern, weil sich das ganze Projekt festgefahren hat. Sagen Sie selbst, warum hätte ich mit einer Sondergenehmigung rechnen sollen?“
    „Weil das Ihr Job ist“, sagte Clifford knapp und schaltete den Schirm aus.
    Er hatte gerade genug Zeit, um ein paar Ordner vom Tisch aufzunehmen und sich der Tür zuzuwenden, da erklang wieder das Rufzeichen. Er fluchte laut, ging zum Terminal zurück und drückte die Suchertaste. So erhielt er ein Bild des Anrufers, bevor sich der Schaltkreis schloss und die Verbindung hergestellt war. Wie er vermutet hatte, war es wieder Thompson. Er war einer Herzattacke nahe. Clifford ließ die Suchertaste los und schlenderte hinaus auf den Korridor. Aus der Automatenecke holte er sich einen Kaffee, dann ging er in einen der Grafik-Projektionsräume, den er sich für die nächsten zwei Stunden hatte reservieren lassen. Da er wegen des Treffens an diesem Tag ohnehin zum FEK musste, hatte er sich vorgenommen, seinen Aufenthalt so gut wie möglich zu nutzen.
    Eine Stunde später saß Clifford noch immer am Schaltpult in dem abgedunkelten Raum. Seine Miene verriet äußerste Konzentration, während er das Arrangement der Tensor-Gleichungen studierte, das ihm von der gegenüberliegenden Wand entgegenleuchtete. Mehrere Räume waren eigens dafür eingerichtet worden, die Handhabung und optische Umsetzung der grafischen Daten des FEK-Computerkomplexes zu erleichtern. Die Wand, die Clifford betrachtete, bestand ganz aus einem riesigen Computer-Bildschirm. Tief unter dem Gebäude waren die Maschinen damit beschäftigt, tausenderlei andere Aufgaben zu lösen, während Clifford über die Folgerungen nachdachte, die sich aus den Zeichenmustern ableiten ließen. Schließlich neigte er leicht den Kopf, um einige Worte in das Mikrofongitter zu sprechen, das in die Schaltkonsole eingesetzt war. Seine Augen blieben auf den Bildschirm gerichtet; er sprach langsam und deutlich:
    „Gegenwärtiges Bild speichern; Register Delta zwei. Schirm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher