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Ein Schauspiel für den Imperator (HISTORYA) (German Edition)

Ein Schauspiel für den Imperator (HISTORYA) (German Edition)

Titel: Ein Schauspiel für den Imperator (HISTORYA) (German Edition)
Autoren: Aurélie Engel
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Ein Schauspiel für den Imperator
     
     
     
    Es war ein entwürdigendes Theater und Aphra reckte trotzig das kleine Kinn. Sie hatte von den legendären Sklavenversteigerungen auf dem Forum Romanum nur aus Geschichten gehört. Dass sie irgendwann ein Mal selbst Teil so einer menschenverachtenden Groteske sein würde, hätte sie sich nie träumen lassen. Zu sicher, zu vorbestimmt war ihr Leben in dem Palast des Pharaos und se iner Königin gewesen. Aphra hatte dort gelebt , seit sie denken konnte und der ang enehme, sichere Lebensstil war ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Obwohl sie nur eine Dienerin gewesen war, hatte sie gut und sorgenfrei gelebt. Bis zu dem Tag, als eine eifersüchtige Rivalin der Lieblingstochter der Pharaonin Gift in ihr Essen gemischt hatte und man die tödlichen Kräuterextrakte später in Aphras persönlichen Habseligkeiten fand. Aphra , die das Mädchen seit ihrer Geburt gekannt hatte, war über ihren grausamen Tod genauso fassungslos wie ihre Herrin . Verrückt vor Schmerz hatte die Pharaonin Aphra an den nächstbesten vorbeireisenden Sklavenhändler übergeben. Sie hatte sie ihm geschenkt, so sehr wollte sie, dass Aphra endlich den Palast verließ und nie mehr wieder k am.
    Nach einer kräftezehrenden Reise von Ägypten nach Rom hatte Aphra gelernt, was es hieß, nicht wie ein Mensch , sondern wie ein Tier behandelt zu werden. Sie hatte Hunger leiden müssen, war grundlos geschlagen worden und musste sich ihr Nachtlager mit dutzenden F rauen auf dem harten Boden eines hölzernen Pferdewagens teilen.
    Noch vor zwei Stunden war sie froh gewesen, nun endlich zu der Versteigerung zu gelangen, um aus diesem vergitterten Wagen zu gelangen, doch nun verfluchte sie ihren sehnlichen Wunsch bereits. Der Sklavenhändler, dem sie nun gehörte, war ein widerlicher dickbäuchiger Mann in mittleren Jahren. Er hatte eine durchdringende Bassstimme, die Aphra Kopfschmerzen bereitete, ihm aber auf dem lärmenden und überfüllten Markt von Vorteil zu sein schien. Gerade pries er eine vor Angst zitternde kleine Keltin an und die Menge johlte beifallend, als er ihr das schmutzige, grobe Kleid herunterriss und sie gänzlich nackt seinem Publikum anbot. Sofort versuchte sie , ihre Brüste zu verdecken und Gelächter erscholl aus den dichtgedrängten Reihen. Aphra schwor sich, sollte er sie ebenfalls so demütigend behandeln, sie würde ihm die Augen aus seinem hässlichen Gesicht kratzen. Anders als die Keltin war sie hochgewachsen und schlank, mit feingliedrigem, athletischem Körperbau und einem bisher ungebrochenen Willen.
    Die kleine, dunkelblonde Keltin hingegen schien schon aufgegeben zu haben. Kraftlos hing sie in dem Griff des Sklavenhändlers und ließ es willenlos geschehen, dass er sie auf der hölzernen Tribüne präsentierte wie ein wertloses Stück Fleisch. Als sich schließlich ein Käufer gefunden hatte und der Sklavenhändler sie achtlos von der Bühne in die Arme seines Gehilfen schubste, wusste Aphra , dass sie nun an der Reihe war.
    Anerkennendes Gemurmel erscholl, als die bildschöne, langbeinige Ägypertin   von einem weiteren Gehilfen auf die Bühne geführt wurde. Sie trug immer noch das traditionelle Gewand einer Palastdienerin und obwohl das Weiß des Stoffes auf der Reise ein wenig gelitten hatte , so wirkte es mit seinem Perlen- und Goldverzierungen immer noch beeindruckend.
    "Ein Schatz aus Ägypten!", pries der Sklavenhändler sie an. "Frisch aus dem Palast des Pharaos. Dieses Prachtstück zie rt jeden Haushalt. Oder jedes Bett…", fügte er noch grinsend hinzu und die Menge johlte begeistert.
    "Was willst du für sie?", fragte jemand.
    "Mindestens 25", sagte der Sklavenhändler geschäftsmäßig. Die Menschen in den vorderen Reihen rissen vor Überr a schung die Augen auf, Aphra sah es genau und empörtes Gemurmel erscholl. Offensichtlich schien es eine stolze Summe zu sein.
    "Ist sie von innen vergoldet oder was r echtfertigt diesen Preis?", grö lte einer.
    Wie der erklang Gelächter und Aphra schüttelte innerlich den Kopf über das unflätige Gebaren der Männer.
    "Schaut sie euch doch mal an!", rief d er Sklavenhändler gegen das Pro testgemurmel u nd wollte an Aphras Gewand reiß en. Doch genau damit hatte sie schon gerechnet. Und niemand, nein wirklich n iemand, würde ihr Kleid zerreiß en, die einzige Erinnerung , die sie noch an ihr Zuhause hatte. Er würde sie umbringen müssen, hier auf dieser Bühne, erst dann würde er ihr das Kleid ausziehen können. Doch dann
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