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Literaturgeschichte der USA

Literaturgeschichte der USA

Titel: Literaturgeschichte der USA
Autoren: Mario Klarer
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Vorwort
    Obwohl erst nach der Unabhängigkeitserklärung der englischen Nordamerikakolonien im Jahr 1776 von den
Vereinigten Staaten von Amerika
gesprochen werden kann, geht die vorliegende
Literaturgeschichte der USA
über diesen Zeitraum bewusst hinaus. Nur unter Berücksichtigung der älteren literarischen Produktion in den nordamerikanischen Gebieten der heutigen USA können Kontinuität und Veränderung in ihrer historischen Dimension sinnvoll beleuchtet werden.
    Am Beginn dieses Überblicks stehen daher frühe Entdeckungs- und Reiseberichte. Obwohl diese Dokumente regional noch relativ undifferenziert die Neue Welt als solche ins Zentrum stellen, nehmen sie dennoch Grundtendenzen des späteren Amerika- und USA-Bilds auf vielfältige Weise vorweg. Mit der nachfolgenden Kolonialliteratur an der Ostküste Nordamerikas kristallisieren sich dann bereits regionalspezifische Merkmale der späteren US-Literatur heraus. Diese Elemente werden in den Texten der frühen Republik für die nationale Selbstdefinition gegenüber England instrumentalisiert und verhelfen der amerikanischen Literatur in der Ära des Transzendentalismus und der American Renaissance im 19. Jahrhundert zu einer weitgehend autochthonen Tradition. Wie ein roter Faden ziehen sich diese Errungenschaften durch die nachfolgenden Epochen des Gilded Age vor der Jahrhundertwende bis in den Modernismus des frühen 20. Jahrhunderts. Selbst Autorinnen und Autoren nach dem Zweiten Weltkrieg, wie die Vertreter der Beatgeneration und des Postmodernismus, greifen bewusst auf diese erste eigenständige Literaturtradition der jungen USA zurück. Diese national geprägte US-amerikanische Identität, die sich in Abgrenzung gegenüber englischen bzw. europäischen Einflüssen definierte, wird im ausgehenden 20. Jahrhundert mit dem Erstarken von Literaturenethnischer Minderheiten innerhalb der USA radikal in Frage gestellt.
    Die vorliegende Literaturgeschichte versucht, die Literatur der USA beginnend mit dem frühneuzeitlichen Amerikabild bis in die zeitgenössische literarische Landschaft nachzuzeichnen. Hierzu werden literaturgeschichtliche Epochen mit zentralen Autorinnen, Werken und Gattungen besprochen. Entsprechend dem Charakter der C.H.Beck Wissen Reihe konzentrieren sich die Ausführungen auf paradigmatische Beispiele, die größere Entwicklungen oder Phänomene jeweiliger Epochen, Gattungen oder literatursoziologischer Ansätze verdeutlichen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird hier nicht erhoben. Vielmehr geht es darum, einen ersten konzeptionellen Überblick über die literarische Textproduktion in den Territorien der heutigen USA aus historischer Perspektive zu geben.
    Die abschließenden Arbeiten am Buch wurden am
National Humanities Center
in North Carolina in einem anregenden Umfeld wissenschaftlichen Austauschs durchgeführt. Meine Mitarbeiterinnen Monika Datterl und Roberta Hofer am Institut für Amerikastudien der Universität Innsbruck haben mich bei der Überarbeitung des Manuskripts tatkräftig unterstützt. Weitere hilfreiche Anregungen verdanke ich Johannes Mahlknecht und Hilde Wolfmeyer. Mein größter Dank gilt meiner Frau Bernadette Rangger für die Lektüre des Manuskripts sowie für ihre zahlreichen Verbesserungsvorschläge.
    Mario Klarer

I. Entdeckungsberichte
    Der wichtigste kulturpolitische und kulturgeschichtliche Anstoß für die Entstehung von Literatur in und über Amerika ist zweifellos die Entdeckung der Neuen Welt im 15. und 16. Jahrhundert. Was aber auf den ersten Blick als selbstverständlich erscheint, wird bei genauerer Betrachtung sehr viel komplexer. Natürlich war die Entdeckung Amerikas der Anstoß für literarische Texte, die von Amerika handeln oder in Amerika abgefasst wurden. Nur darf hierbei nicht übersehen werden, dass Ideen und Bilder von Amerika schon lange vor der Entdeckung des neuen Kontinents in der europäischen Vorstellungswelt existierten.
    Der Ferne Osten Asiens und der extreme Westen des Atlantiks waren bereits in der Antike und im Mittelalter als utopische Räume in der Imagination Europas besetzt. Man denke nur an das irdische Paradies, das nach jüdisch-christlicher Auffassung in Asien angesiedelt ist. Diese Tradition eines paradiesischen Ostens wurde im Mittelalter durch fantastische Reiseberichte über den Fernen Osten von Marco Polo und John Mandeville noch verstärkt. Parallel dazu wurde aber auch der Westen jenseits der bekannten Welt bereits in der griechischen Antike als utopisch
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