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Literaturgeschichte der USA

Literaturgeschichte der USA

Titel: Literaturgeschichte der USA
Autoren: Mario Klarer
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getrieben war, zahllose Eingeborene getötet wurden.
    Auf der Suche nach den sieben sagenhaften goldenen Städten von Cibola zog 1539
Francisco Vásquez de Coronado
(1510–1554) mit einem Tross von 350 Soldaten, einigen hundert Indianern und Sklaven von Mexiko über Arizona, New Mexiko, Texas und Oklahoma bis in das Gebiet des heutigen Kansas. Splittergruppen seiner Männer erreichten sogar den Grand Canyon und kamen mit den Puebloindianerstämmen der Hopisund Zunis in Kontakt. Natürlich blieb die Suche nach den Schätzen der sagenhaften goldenen Städte erfolglos.
    Aber nicht nur spanische Auftraggeber und Seefahrer zeichnen für die Entdeckungen des neuen Kontinents verantwortlich. Bereits wenige Jahre nach der ersten Reise des Kolumbus beauftragte König Heinrich VII. von England den Italiener
John Cabot
(ca. 1450–1498) 1497 mit Erkundungsfahrten im hohen Norden Amerikas, in denen dieser Neufundland, Labrador und Gebiete Neuenglands erreichte – diese jedoch für China hielt. Wie Kolumbus ein halbes Jahrzehnt vor ihm versuchte Cabot Asien zu erreichen – diesmal jedoch auf einer weiter nördlichen und daher kürzeren Route.
    In französischem Auftrag suchte 1524
Giovanni da Verrazano
(1485–1528) eine nordwestliche Passage nach Asien und erkundete dabei die Ostküste Nordamerikas zwischen Florida und Neufundland. Er befuhr auch die New York Bay sowie den Unterlauf des Hudsons und glaubte, eine Verbindung zum Pazifik gefunden zu haben, was für ein ganzes Jahrhundert die Kartografie Amerikas beeinflusste. Amerika wurde als schmaler Kontinent dargestellt, der aus zwei durch eine Meerenge getrennte Landmassen besteht.
    Der Norden des Kontinents bzw. das heutige Kanada wurde ebenfalls vor allem von französischen Entdeckern erkundet. 1534 erforschte
Jacques Cartier
(1491–1557) Neufundland, befuhr den St. Lorenz Strom und gab Montreal seinen Namen. Seine Erkundungsreisen setzte
Samuel de Champlain
(1567–1635) am Beginn des 17. Jahrhunderts fort. 1608 gründete er die Stadt Quebec als Hauptstadt der Kolonie Neu-Frankreich und entdeckte unter anderem den nach ihm benannten Lake Champlain in Vermont sowie den Lake Huron.
    Samuel de Champlains Entdeckungsreisen, die ihn mehr als ein Dutzend Mal den Atlantik überqueren ließen, dokumentieren auf einzigartige Weise die Lebensumstände einer Reihe von Indianerstämmen Nordamerikas. Champlains enge Zusammenarbeit mit den Huronindianern verwickelte ihn und seine Männer unweigerlich in die innerindianischen Konflikte zwischen Huronen und Irokesen. Die zahlreichen Publikationenseiner Erlebnisse und Beobachtungen zählen zu den bedeutendsten Dokumenten nordamerikanischer Verhältnisse vor bzw. am Beginn europäischer Kolonialpolitik. Seine Berichte geben aber nicht nur tiefe Einblicke in die Regionen des heutigen Kanada, sondern zeichnen auch ein detailliertes Bild der Indianerstämme in den Küstenregionen der heutigen USA, bevor sie von englischen Kolonisten besiedelt wurden.
    Anhand von Champlains Berichten lässt sich auch ein großer Unterschied in der Kolonialpolitik Englands und Frankreichs erkennen. Während Frankreich in der Frühphase seiner Amerikaaktivitäten vor allem am Pelzhandel interessiert war, versuchte England – wie das Beispiel Virginia zeigen wird – permanente Niederlassungen auf agrarischer Basis zu forcieren. Unweigerlich kam es dadurch zu gegensätzlichen Beziehungsmustern im Umgang mit den Ureinwohnern: Die französischen Pelzhändler waren auf die Zusammenarbeit mit den Indianern als Wirtschaftspartner angewiesen, die englischen Siedler hingegen traten in Konflikt mit den in den jeweiligen Gebieten ansässigen Indianerstämmen.
    Obwohl England bereits unter Heinrich VII. am Ende des 15. Jahrhunderts an der Erkundung der Neuen Welt teilgenommen hatte, wurde die englische Amerikapolitik erst im späten 16. Jahrhundert unter Elizabeth I. wieder aufgenommen. Unter ihrer Regentschaft ging die Suche nach einer Nordwestpassage weiter. Zwischen 1576 und 1578 unternahm der englische Seefahrer
Martin Frobisher
(ca. 1535–1594) mehrere Reisen in den Norden Amerikas. Die Zeichnungen seines Begleiters
John White
(ca. 1540–ca. 1593) dienten als Vorlage für Drucke, die wiederum die Vorstellung von nordamerikanischen Indianern auf lange Zeit prägten.

II. Kolonialliteratur
    In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es neben Erkundungsfahrten auch zu den ersten Kolonisationsversuchen auf dem Gebiet der heutigen USA. Hierzu gehört die
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