Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz
Autoren: Ann Aguirre
Vom Netzwerk:
wird. Die Metallplatten auf dem Boden scheppern unter unseren Schritten, doch wie schon zuvor beachten die Arbeiter uns nicht.
    Unterwegs kommen wir an weiteren Wachtrupps vorbei. Sie gehen immer in Zweier- und Dreiergruppen wie wir und schöpfen keinerlei Verdacht, sprechen uns nicht einmal an. Schließlich erreichen wir eine alte, verrostete Tür. Marsch und ich stehen Wache, während Velith das Schloss knackt.
    Als wir auf der anderen Seite sind, sagt der Kopfgeldjäger: »Ab jetzt können Sie wieder sprechen. Hier gibt es keine Arbeiter oder Wachen mehr.«
    »Wissen wir, was uns da drinnen erwartet?«, frage ich.
    »In den Archiven konnte ich keine Daten zu diesem Areal finden, aber die Signale auf meinem Scanner deuten auf mehrere Organismen hin, manche davon von beträchtlicher Größe. Die Wesen könnten räuberisch sein.«
    »Dann ziehe ich das mal besser aus.« Marsch streift sich die Ithorianermaske vom Kopf. »So kann ich nicht kämpfen.« Da hat er wohl recht.
    Ich folge seinem Beispiel. Maria, wie ich stinke .
    Velith besprenkelt die Kostüme mit einem stark hygroskopischen Säurepulver, das sie in kürzester Zeit zu Asche zerfallen lässt. Er ist ein wahrer Meister im Spurenverwischen. Jetzt, da er nicht mehr hinter mir her ist, kann ich ihn dafür aufrichtig bewundern.
    »Hast du auch einen Elektroschocker oder so was für mich dabei?«
    Wortlos reichte er mir einen, und ich schalte das Gerät ein. Wir haben es nicht so weit geschafft, um uns dann von irgendwelchen in Höhlen hausenden Ungeheuern aufhalten zu lassen.
    Marsch nimmt sich ebenfalls einen Elektroschocker und ein Messer. Ich wüsste mit dem Messer nicht viel anzufangen, aber er kann beides gleichzeitig: schocken und schlitzen.
    »Dort entlang geht es zum ersten Schacht«, sagt Velith und marschiert los.
    Marsch reiht sich hinter ihm ein, und ich übernehme die Nachhut. Eigentlich wäre jetzt eine günstige Gelegenheit, um ein paar Fragen zu stellen. »Vel, dieser Chip, den du mir eingesetzt hast, das ist ein Prototyp, oder?«
    Der Kopfgeldjäger wirft mir einen Blick über die Schulter zu. »Wie haben Sie das herausgefunden?«
    »Weil er mehr kann als nur übersetzen.« Ich erkläre ihm, dass ich durch das Implantat sogar die Körpersprache der Ithorianer verstehen kann.
    »Moment.« Marsch bleibt stehen und ballt die Hände zu Fäusten. »Du hast ihr ein Gerät eingesetzt, das noch nicht mal richtig getestet war?«
    »Von keiner offiziellen Prüfstelle, nein«, räumt Velith ein. »Doch laut meinen eigenen Testreihen arbeitet der Prototyp einwandfrei.«
    Marsch starrt ihn an, und zwar lang. »Wenn du’s nicht wärst, würd ich dich jetzt umbringen. Du wirst nicht noch einmal mit Jax’ Gesundheit spielen, verstanden?« Er legt mir eine Hand auf den Hals. »Es ist schon schlimm genug, dass du deine Spuren auf ihr hinterlassen musstest, um das hier zu überdecken.«
    »Dann ist Ihnen also bewusst, dass Sie Sirantha verletzt haben? Vielleicht sind Sie derjenige, der nicht mit ihrer Gesundheit spielen sollte.« Velith geht weiter, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Marsch macht Anstalten, sich auf ihn zu stürzen, doch ich packe ihn am Arm. »Wir können hier unten nicht aufeinander losgehen, das weißt du.«
    In der Entfernung höre ich ein Geräusch. Es klingt, als käme es von etwas Großem, Hungrigem. » Das sind unsere Gegner, nicht wir.«
    Mit zornigen Schritten geht Marsch weiter, aber in Wirklichkeit ist er wütend auf sich selbst, nicht auf mich oder Vel. Mit den Gefühlen, die ich bei ihm repariert habe, ist auch sein Schuldbewusstsein zurückgekommen. Alles hat seine guten und schlechten Seiten, wie Hammer gesagt hat.
    Es scheint, als würden sich die Monster in der Dunkelheit vor uns zusammenrotten. Grunzen und nur schwer unterdrücktes Knurren hallen durch die verlassenen Schächte. Gilt das uns? Fragen sie sich, wer oder was wir sind und ob man uns fressen kann? Von was leben diese Kreaturen? Hat sie der ewige Winter draußen unter die Oberfläche getrieben? Vielleicht sind sie ja gar keine Fleischfresser …
    Wie um meinen letzten Gedanken zu bestätigen, flattert etwas vor meinem Gesicht vorbei, ohne mich zu beißen oder zu stechen.
    Trotzdem zucke ich zusammen, und erschrocken keuche ich auf.
    Da kommt das Ding schon wieder angeflattert.
    »Spürt ihr das?«, frage ich leise.
    Das sind keine Netze, sage ich mir immer wieder. Die Netze der Morguts kleben . Was ich spüre, ist ein Lufthauch wie von Flügelschlägen.
    Velith dreht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher