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Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Titel: Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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peinlich.“
    „Für ihn, nicht für dich“, korrigierte Chris.
    „Hast du eigentlich Familie?“
    „Ja, meine Eltern und eine kleine Schwester. Allerdings ist Carmen nicht mehr so klein, sie studiert Germanistik.“
    „Chris und Carmen“, schmunzelte Julian.
    „Ja, muss wohl so eine Macke meiner Eltern sein. Die heißen übrigens Curt und Clarissa.“
    Die beiden Jungs lachten. Okon, der auf seinem Sitz ebenfalls eingedöst war, blinzelte zu ihnen herüber. „Was ist denn so witzig?“, brummte er.
    „Gar nichts, Alter, schlaf weiter“, lachte Chris mit einer abwehrenden Handbewegung.
    „Hast du noch Geschwister?“, fragte er dann zu Julian gewandt.
    „Nein, Einzelkind“, erwiderte dieser. Und verdammt einsam , fügte er in Gedanken hinzu. Seine Mutter hielt sich seit dieser Enttäuschung im Teenageralter von Männern eher fern. Das eine oder andere Mal ging sie mit einem Kollegen aus, doch feste Partnerschaften strebte sie nicht an. Richard Weidner war damals vierundzwanzig gewesen. Ein Student. Musiker und rastloser Weltenbummler. Sie hatten davon geträumt, gemeinsam nach Indien durchzubrennen, doch Richard ging alleine, als er von Monikas Schwangerschaft erfuhr und ließ sich nie wieder blicken. Nur das Foto eines großen, dunkelhaarigen Mannes mit schulterlangen Locken war alles, was von ihm blieb. Ein hübscher Kerl, dem man den Filou schon von weitem ansah.
     
    Chris war im Laufe der engen Zusammenarbeit nicht entgangen, dass Julian nicht der jungenhaft forsche Typ war, der er auf der Bühne und bei den Interviews vorgab zu sein. Nur zu gern hätte er ihre kollegiale Freundschaft vertieft, doch er scheute Julians mögliche Reaktion, wenn er seine Neigung zu erkennen gab. Gleichzeitig spürte er eine zarte Verbindung zwischen ihnen, seitdem er den Castingkandidaten das erste Mal gesehen hatte. Auch während des Trainings, der Proben und bei anderen Gelegenheiten waren sie sich sehr oft wie zufällig körperlich nahe gekommen. Jetzt spürte er, wie sehr der dunkelhaarige junge Mann neben ihm mit seinen Problemen zu kämpfen hatte. Da musste wesentlich mehr sein als er zugab! Außerdem sah er müde aus. Dunkle Ringe schimmerten unter seinen Augen. Das war Chris schon beim Frühstück morgens im Hotel aufgefallen. Doch da hatte er geschwiegen.
    „Wirst du ihn besuchen?“, fragte er nach einer Weile.
    Julian schüttelte heftig den Kopf. „Nein, denke nicht. Meine Mutter wäre außerdem bestimmt enttäuscht, wenn ich das täte.“
    „Wenn es dem ums Geld geht, wird er nicht locker lassen“, meinte Chris.
    „Mir egal, der sieht keinen Cent von mir“, knurrte Julian.
    „Gut zu wissen. Falls du nicht schlafen kannst: sollen wir jetzt an den neuen Songs weiterarbeiten? Dann kommst du auf andere Gedanken.“
    Julian war froh, dass Chris das Thema wechselte und nickte. „Ja, gerne.“
     
    * * *
     
    Nachdem sie mitten in der Nacht wieder in der Münchener Villa ankamen, schlief Julian bis zum späten Mittag des darauffolgenden Tages durch, immer wieder unterbrochen von merkwürdigen Träumen, in denen er verfolgt wurde. Diese schienen sich zu verändern. Aus den zuvor deutlich erkennbaren Gesichtern waren schemenhafte Fratzen geworden, die ihn durch dunkle, verschlungene Gänge jagten. Diese Gänge schienen auf seiner Fluch stetig enger zusammen zu rücken und ihn zerquetschen zu wollen. Ein ekelhaftes Gefühl, das ihm beim Aufwachen sogar Atemnot verursachte. Erst am frühen Nachmittag stieß er zu den anderen. Gott sei Dank stand heute kein Termin auf dem Programm, weil sie erst so spät zurückgekehrt waren.
    Langsam begann Chris, sich ernsthafte Sorgen um den Kollegen zu machen. Selbst Okon war aufgefallen, wie still und erschöpft Julian sich gab. Der stocherte gerade ohne Begeisterung in einem Teller Spaghetti mit Tomatensoße herum. Die beiden anderen hatten bereits zu Mittag gegessen. „Soll ich Bodo fragen, ob er uns mal ´ne Woche Urlaub gönnt? Den könnten wir alle brauchen“, schlug Chris vor. Keine Antwort. Okon und Chris blickten sich bedeutungsvoll an.
    Julian legte das Besteck zur Seite. „Ich bin hundemüde, Leute, leg mich noch ´ne Stunde aufs Ohr.“ Er verließ das Wohnzimmer und ging die Treppe hinauf.
    „Burnout“, diagnostizierte der Farbige, als Julian außer Sichtweite war.
    „Quatsch!“, fuhr ihn Chris an. „Er ist die harte Gangart im Musikbusiness nur nicht gewohnt.“
    „Der macht auf der Japantour schlapp. Glaub mir´s.“
    Okons Satz hing wie ein Orakel
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