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Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Titel: Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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Minibar, entnahm ihr zwei Piccolos und zwei Gläser. Nachdem er beide gefüllt hatte, reichte er Julian ein volles Glas. „Auf den Schreck“, meinte er lächelnd. Julian lächelte zurück, als er das Glas entgegennahm. „Auf den Schreck“, prostete er zurück. Minuten später standen sie gemeinsam auf dem kleinen Balkon und betrachteten schweigend die leuchtende Stadt an der Seine, die ihnen zu Füßen lag. Über dem stählernen Skelett des Eiffelturms prangte ein elfenbeinfarbener Vollmond. Ein stilles Glücksgefühl breitete sich in Julian aus. War es die Atmosphäre dieser Sommernacht oder einfach nur Chris´ Nähe? Eine merkwürdig vertraute Stimmung herrschte plötzlich zwischen ihnen beiden. Dann der Gedanke: Sollte er sich Chris anvertrauen?
    „Ist Moon eigentlich dein richtiger Name?“, fragte er stattdessen. Feigling, schalt er sich selbst.
    Chris nickte. „Ja, mein Vater ist Brite, meine Mutter Deutsche. Ich glaub, Bodo hat mich nur wegen des Namens genommen. Das passte so schön in sein Konzept für den Bandnamen.“
    „Glaub ich nicht, du bist auch ein toller Sänger und Tänzer.“
    „Danke, aber davon gibt´s viele.“
    Wenn du wüsstest, wie einzigartig du bist , dachte Julian und schaute ihn von der Seite an. Ein kühles, scharfkantiges Profil mit Augen, die sich in der Ferne verloren. Immer noch wirkte Chris unnahbar und dennoch begehrenswert. Eigentlich hätten sie beide todmüde sein müssen nach dem Auftritt und der Party.
    „Liegt wohl auch daran, dass ich die meisten unserer Songs geschrieben hab oder damals noch zusammen mit Jonas. Aber deine Ideen sind auch nicht schlecht“, sinnierte Chris weiter, ohne den Horizont aus den Augen zu lassen.
    „Danke.“
    Nach kurzem Schweigen blickte Chris Julian schließlich an. „Wie sieht es aus, möchtest du gerne eine haben?“
    „Was haben?“
    „Na, eine Freundin.“
    Wieder das leidige Thema! Julian seufzte unhörbar. Wie oft hatte seine Mutter mit ihm darüber diskutiert. Selbst ihr gegenüber fühlte er sich gehemmt, wenn es darum ging. Er fürchtete ihre Reaktion, wenn sie erführe, dass er in Wirklichkeit keinerlei Gefühle für Mädchen entwickeln konnte. Und in dem kleinen Ort, in dem sie früher gemeinsam lebten, war das Thema Homosexualität tabu. Daher war Julian froh, dass er so weit weg einen Studienplatz bekam. Er hatte gelernt zu schweigen, was es ihm nicht leichter machte, selbst nicht in einer Großstadt wie  München. Vor allem, seit Bodo ihm gesagt hatte, dass sie drei der Schwarm für alle Mädchen zu sein hatten, nicht nur für eine. Okon schien damit kein Problem zu haben. Er war der Charmeur par excellence. Und Chris kühle, nordische Art machte ihn gerade reizvoll. Julian hingegen sollte den rassigen Südländer verkörpern, aber den gab es in Wirklichkeit gar nicht. In seiner Seele schlummerte ein sensibles, sanftes Wesen, das nicht auf Eroberung aus war, sondern entdeckt werden wollte. Das nicht beschützen wollte, sondern selbst Schutz suchte. Oh Mann, war sein Leben kompliziert!
    „Und?“ Chris wartete immer noch auf eine Antwort.
    „Im Augenblick nicht“, wich Julian aus und trank sein Glas leer. „Ich denke, unsere Situation würde das gar nicht zulassen.“
    „Hm.“ Mit dieser Antwort schien sein Kollege nicht gerade zufrieden zu sein. Worauf wollte Chris eigentlich hinaus? Julian war verwirrt. Erst recht, als sein Kollege den Arm um seine Schultern legte. Das sollte vielleicht kumpelhaft wirken, doch das tat es nicht. Ganz im Gegenteil. Es verwirrte ihn, weckte all die unterdrückten Gefühle, mit denen Julian seit vielen Jahren zu kämpfen  hatte.
    „Okay, ich glaub, ich geh jetzt schlafen“, sagte er bemüht lässig und wandte sich um. Im Hinausgehen stellte er sein Glas auf den Tisch am Fernseher.
    „Gute Nacht“, sagte Chris vom Balkon aus. Seine Stimme klang fast traurig, fand Julian. Aber wahrscheinlich täuschte er sich.
    „Gute Nacht!“
    Die Tür fiel ins Schloss und Julian legte sich in seinem eigenen Zimmer schlafen. Irgendwann kamen die Träume: Er stand auf der Bühne, ganz allein. Eine wogende Masse jubelnder Mädchen vor ihm, die immer näher und näher kamen. Ihre hübschen Gesichter wandelten sich zu Fratzen mit spitzen Zähnen, die ihn zu verschlingen drohten. Er begann zu laufen. Das Geschrei seiner Verfolgerinnen gellte in seinen Ohren. Hinter der Bühne begannen die endlosen Gänge des Backstage-Bereichs. Aber es gab keine Türen zu den sonst üblichen Garderoben. Nur ein
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