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Mörderische Verstrickungen

Mörderische Verstrickungen

Titel: Mörderische Verstrickungen
Autoren: A George
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überhaupt?«
    »Das willst du gar nicht wissen.«
    »Doch.«
    »Ein Hoden.«
    »Was, zum Teufel, soll das heißen, ein Hoden? Du lässt mich ein Leichenteil in unser Land schmuggeln? Mein Gott, Mary Alice, wo hast du denn einen Hoden aufgegabelt?«
    »Über Philip. Er schickt ihn Debbie.« Sie deutete auf einen Stuhl. »Setz dich. Es ist kein echter. Du hast wahrscheinlich nicht einmal das Gesetz gebrochen.«
    Ich setzte mich und blickte sie zornig an.
    »Du machst einen Schmollmund«, sagte sie.
    Ich machte mir nicht die Mühe zu antworten.
    »Es ist wirklich ganz einfach«, fuhr sie fort. »Sie hatten ein paar Hodenprothesen in der medizinischen Fakultät in Warschau, die waren aus Silikon, und sie haben sie nicht länger benutzt. Zumindest nicht die Chirurgen. Aber dieser Geburtshelfer hatte einen Geistesblitz. Er gab einen davon an eine der Frauen im Kreißsaal, damit sie ihn während der Wehen zusammenquetschen konnte. Philip sagte, das habe Wunder bewirkt und die Geburt um die Hälfte der Zeit verkürzt.«
    »Meinst du das im Ernst? Philip hat Debbie einen Silikonhoden geschickt, damit sie ihn während der Wehen quetschen kann?«
    »Er sagt, er fühlt sich wie das richtige Ding an. Hat eine Murmel oder so im Innern. Hättest du dir so was nicht auch gewünscht, als du in den Wehen lagst?«
    |36| »Ich hätte mir damals gewünscht, dass es schon Epiduralanästhesien gegeben hätte.«
    »Nun, ich hätte mir einen Hoden zum Quetschen gewünscht, vorzugsweise den von Will Alec, Roger oder Philip. Es gibt Momente, wo man für einen Ehemann einfach keine liebevollen Gefühle hegt.«
    Sie schob ihren Stuhl zurück. »Ich bring das Ding nur kurz rüber zu Debbie. Es wird ihr einen Kick geben. Philip sagt, sie nennen es Einsteins Hoden.«
    »Warum?« Nicht zu fassen, dass ich ernsthaft interessiert war.
    »Es beweist die Relativitätstheorie.«
    Diese Frau hatte den Verstand verloren. Unsere Großeltern, Alice und John Tate, hatten drei Enkelkinder: Luke, Mary Alice und mich. Dass nur eines davon über gesunden Menschenverstand verfügte, war kein so guter Schnitt. Und was brachte mich auf den Gedanken, ich könnte gesunden Menschenverstand haben? Ich hatte den Morgen damit verbracht, mir zusammen mit den anderen beiden Sorgen zu machen.
    Dessen ungeachtet ging ich ins Schlafzimmer und holte den kleinen Samtbeutel aus meinem Nachttisch. Ich drückte ihn leicht und fühlte, wie er nachgab.
    »Hier«, sagte ich und reichte ihn Schwesterherz, die an der Hintertür wartete. »Igitt!«
    »Danke. Und ich glaube wirklich nicht, dass man dich verhaftet hätte.«
    Ich knallte die Tür hinter ihr zu.
    Im November hatte ich ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk von Fred erhalten, ein IB M-Notebook . Wir waren für zwei Wochen nach Warschau gefahren, sodass ich nur einen Monat gehabt hatte, um damit zu arbeiten. Gerade |37| lange genug, um die Welt zu verstehen, die sich mir geöffnet hatte.
    Jetzt saß ich, noch immer schäumend, auf dem Bett und schaltete den Computer an. Unter »Einwohnerverzeichnis« gab ich die Gegend um Gadsden ein. Dann tippte ich HOLDEN CRAWFORD.   Und da stand es: HOLDEN R.   CRAWFORD, R.R. 1, BOX 77, STEELE, AL.   Die Telefonnummer war ebenfalls aufgeführt. Verdammt noch mal. Es war so einfach, es war unglaublich.
    Ich kannte mich mit den Landkarten im Internet noch nicht aus, weshalb ich ins Wohnzimmer ging und den Rand-McNally-Atlas aus dem Regal zog. In der Nähe von Gadsden. Diese Stadt kam mir bekannt vor. Ich schlug die Alabama-Karte auf, fand mühelos Gadsden und etwas südwestlich davon, in den Hügeln des Chandler Mountain, Steele. Kein Wunder, dass es mir bekannt vorgekommen war. Bei der Steele-Ausfahrt waren wir immer von der Interstate 59 abgefahren, wenn wir das Kunsthandwerk-Festival besucht hatten, das am Horse Pens 40 stattfand, einer ungewöhnlichen Felsformation auf dem Bergrücken. Jedes Jahr im Frühjahr und Herbst feiern sie dort drei Tage lang, mit Blue-Grass-Musik, Volkstanz und Spezialitäten aus der Region. Ich war nie in Steele gewesen, aber die Stadt konnte nicht sehr groß sein. Holden Crawford, dachte ich, sollte leicht zu finden sein.
    »Gute Nachrichten«, teilte ich Luke mit, als er ein paar Stunden später ins Wohnzimmer geschlurft kam. »Ich habe Holden Crawfords Adresse und Telefonnummer gefunden.«
    »Wie?« Er sank in Franks Fernsehsessel. »Hast du Aspirin da?«
    »Du glaubst gar nicht, was man so alles in einem Computer |38| findet.« Ich stellte Oprah auf lautlos,
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