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Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Titel: Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Philip Körting
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und zu studieren. Was blieb dem Sohn eines Hausmeisters und einer Putzfrau sonst übrig? Er wollte nach oben, nicht mehr ausgeschlossen sein wie sein gesamtes bisheriges Leben. Dazu musste er jetzt den harten Weg gehen. Wie beneidete er sie, die Jungs aus reichen Familien, die dümmer waren als er und dennoch alles bekamen, was sie nur wollten. Was auch er wollte, doch niemals bekommen würde. Die besten Jobs und die schönsten Frauen waren für die Reichen und Mächtigen reserviert.
    „Wenn i ch Muschis will, muss ich jetzt nach Asien!“, murmelte er vor sich hin.
    „Du gu ckst zu viele Propaganda-Pornos! Muschis gibt es auch hier!“, entgegnete der junge Offizier, der sich an Ericksons Tisch gesetzt hatte. Seine Haare waren ebenso kurz geschoren wie die des Freiwilligen.
    „Aber i ch will nicht so ein Hippie-Weib. Ich will eine Frau, mit der man ganz nach oben kommt!“, antwortete Erickson,
    „I ch werde Offizier, genau wie Sie!“
    „Glaub mir, es ist keine gute Idee, so zu werden wie ich!“, sagte Keppler und warf Kleingeld für Eri cksons Kaffee auf den Tisch,
    „Gehen wir ein paar Meter!“
    Der Freiwillige folgte ihm neugierig in eine enge Nebenstraße. Keppler ertastete den kalten Lauf des Revolvers in der Tasche seiner Uniformjacke. Dann fiel ihm etwas ein, womöglich gab es doch eine Alternative zu all dem hier.
    „Hör mal, es wäre besser für di ch, wenn Du Dich nicht meldest!“, riet der vermeintliche Offizier,
    „Du würdest Dir eine Menge ersparen! Und anderen!“
    Vielleicht könnte er die Geschichte auch so verändern. Womöglich reichte es, Erickson davon abzuhalten, in den Krieg zu ziehen? Erst die Gefangenschaft hatte ihn doch in ein Monster verwandelt! Dann könnte Keppler noch ein wenig weiterleben in dieser Zeit. Er müsste bloß dafür sorgen, dass Erickson in ein paar Jahren seiner Mutter begegnete. Doch wahrscheinlich war das naiv. Der Freiwillige sah den Kameraden trüb an, er sah keinen Ausweg,
    „Es ist die einzige Chance für mi ch. Ich werde alles tun, um ein bedeutender Mann zu werden. Alles. Ich habe keine Wahl!“
    Keppler seufzte leise und s chubste Erickson in eine einsame Gasse voller Abfall.
    „Dann habe i ch auch keine!“
    Er zog den Revolver und ri chtete ihn auf Ericksons Gesicht. Wenn er jetzt abdrückte, bekäme die Welt zwar eine neue Chance, doch er selbst würde niemals existieren. Der Moment, in dem die Kugel den Lauf verließe, wäre auch der, in dem sich Keppler auflösen musste. Dann bliebe bloß die Leiche seines Vaters als Indiz für sein Leben. Er spannte den Hahn. Erickson flehte ihn an und fiel auf die Knie, „Bitte töte mich nicht. Ich habe doch überhaupt nichts getan!“
    „Aber das wirst du, wenn i ch es nicht beende!“, sagte Keppler.
    Dann s chloss er die Augen und drückte ab.

D er Schuss war in der einsamen Gasse verhallt. Niemand nahm Notiz von dem ungewöhnlichen Mordanschlag. Die Blutlache um Ericksons Kopf wurde vom aufkommenden Regen allmählich weggespült. Die Welt war erst einmal gerettet. Es würde in knapp vierzig Jahren keinen Atomkrieg geben. Vorausgesetzt, dass sich in der Zwischenzeit kein anderes rachsüchtiges Monster ins Präsidentenamt manövrierte. Die Menschheit konnte vorerst weiter bestehen, weil Keppler seinen Vater umgebracht hatte.
    „Aber warum bin i ch dann noch hier? Ich dürfte doch gar nicht mehr leben!“, fragte er sich, als er den rauchenden Revolver noch immer in der Hand hielt,
    „Das ist doch unmöglich!?“
    Er kniete sich zu Ericksons Körper auf den Boden hinunter und fühlte dessen Puls. Doch da war nichts mehr zu spüren,
    „Der ist definitiv tot!“
    Keppler sah sich kurz nach allen Seiten um, es gab keine Zeugen für seine Tat. Dann deckte er das Gesicht der Leiche mit seiner Jacke ab und verließ die Gasse mit schnellen aber unsicheren Schritten und setzte sich hinter das Steuer des Pick-ups. Er startete den Motor und verließ den kleinen Ort, der sich seiner geschichtlichen Bedeutung niemals bewusst sein würde. Dafür, dass Keppler noch atmete, gab es bloß eine einzige Erklärung. Er hatte sie schon oft gehört, in der Realität und in seinen Träumen.
    „Meine Mutter war offenbar eine S chlampe!“
    Und er wusste, er würde die Gelegenheit bekommen, ihr dafür zu danken. In der Gegenwart oder in der Zukunft.              
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