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Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Titel: Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Philip Körting
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Körper mitgenommen wie der eines alternden Stuntman und seine Frisur erregte fast schon Mitleid, auch wenn der Atomkrieg all dies schnell unwichtig erscheinen ließe. Tat er es nicht, würde in wenigen Stunden das ganze Land, womöglich der gesamte Planet in Flammen stehen und der radioaktive Fallout die wenigen Überlebenden früher oder später ebenfalls umbringen. Hong oder Keppler, einer von ihnen beiden musste es tun und der Mann aus dem Westen war der weniger schlechte zweier ungeeigneter Kandidaten. Er könnte nicht nur die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit reparieren, seine Mutter und Lissy würden leben und ihn hätte das Schicksal wahrscheinlich etwas gnädiger behandelt. Er musste es zumindest versuchen. Sonst erwartete ihn bloß der Tod, sofern Hong ihn nicht belogen hatte und es tatsächlich Krieg gab. Doch konnte er noch ernsthaft daran zweifeln, dass Erickson auf den roten Knopf drücken würde, wenn der sogar auf seine Freundin und ihr Kind geschossen hatte? Keppler, der noch nie etwas für andere getan hatte, konnte zum Retter der Menschheit werden. Das hörte sich gar nicht so schlecht an. Daraus konnte man einen eindrucksvollen Satz für seinen Grabstein meißeln. Doktor Hong tippte ungeduldig mit einer Krücke auf den Boden, die Maschine lud langsam ihre Energiespeicher auf.
    „Also, ma chen Sie jetzt freiwillig oder unfreiwillig mit?“, wollte er wissen. Keppler holte tief Luft.
    „Ich mache es! Aber i ch fliege höchstens zweiunddreißig Jahre weit zurück!“
    Der Chinese s chüttelte den Kopf,
    „Sie müssen aber weiter zurück. Nur da kenne ich Zeit und Ort, wo Erickson wahrscheinlich auftauchen wird!“
    „Aber vor dreiunddreißig Jahren war ich doch noch nicht mal geplant!“
    „Das ist ri chtig!“, gab Doktor Hong zu.
    „Aber kann i ch denn meinen Vater töten, bevor ich überhaupt gezeugt wurde?“
    „Wenn Sie dorthin reisen können, können Sie ihn au ch umbringen!“, erklärte Hong. Keppler schloss die Augen. Er verstand jetzt, dass er niemals aus der Vergangenheit zurückkehren würde, wenn er den Sprung machte.
    „Ja, die Sa che hat tatsächlich einen kleinen Haken für Sie!“, räumte Hong ein,
    „Wenn Sie Ihren Vater dort eliminieren, werden Sie selbst niemals existieren!“      

„Die Raketen werden jeden Moment starten!“, drängte Doktor Hong etwas später und half mit einer weiteren Ration Morphium nach, Kepplers Sinne zu betäuben. Er sollte aufhören, nachzudenken und seine letzte Reise ohne allzu große Qualen antreten. Der Gefangene sah sich um, die Tür des Kühlraums war offen, er konnte jetzt in die Fälscherwerkstatt sehen, die vollkommen leer geräumt war.
    „Wo sind die alle?“, wunderte er sich.
    „Wir sind allein!“, sagte Hong, „Die anderen haben sich in Sicherheit gebracht!“
    Es war Zeit, den finalen Sprung zu ma chen. Mit all seinen Konsequenzen. Der Wissenschaftler tätschelte etwas unbeholfen die Wange seines Gefangenen,
                  „Lassen Sie es uns jetzt zu Ende bringen!“
    „Gut, bringen wir es zu Ende!“, stimmte Keppler zu. Doktor Hong lä chelte, dann drückte er ein paar Tasten auf der Fernbedienung und deaktivierte die Ladung in Kepplers Kopf. Die war unnötig, wenn der seine Mission ausführte.
    „Mein Kopf kann jetzt also nicht mehr explodieren?“, fragte Keppler.
    „Zumindest nicht mehr wegen der Kapsel!“, bestätigte Doktor Hong. Dann nahm er Kepplers Handschellen ab, denn die Maschine war bereit zum Sprung.
    „I ch vertraue Ihnen!“, erklärte der Chinese noch, ehe Keppler ihn mit einer seiner eigenen Krücken niederschlug und durch die Tür hinausrannte.
    „Vertrauen wird überbewertet, mein Freund! Auf Wiedersehen!“, rief er no ch und verriegelte die Tür des Kühlraums von außen.
    Dann trat er hinaus in die Freiheit, es war weit und breit niemand zu sehen. Wer no ch nicht geflohen war, vor allem Alte und Kranke, verbarrikadierte sich in seiner Wohnung aus Angst vor Plünderern. Keppler lief ziellos die Straße entlang und atmete die kalte Luft ein. Er brauchte jetzt unbedingt einen Drink. Und nach einer Weile hatte er eine mit Spanplatten vernagelte Bar entdeckt. Mit einigen Tritten durchstieß er das bröselige Holz und zertrümmerte die dahinter liegende Glastür. Im Inneren sah alles aus wie in jeder normalen Bar, bloß die alkoholkranken Stammgäste waren heute zu Hause geblieben. Keppler setzte sich an den Tresen und erblickte sein Abbild im Spiegel hinter den Flaschen.
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