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Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Titel: Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Philip Körting
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Flüchtlinge hatten bloß noch ein paar Geräte, wertlose Stoffreste und Wollmäuse hier gelassen. Wenn sich sogar die Sweatshop- Betreiber aus dem Staub machten, ging es mit einer Gegend wirklich bergab. In diesem Fall lag es aber nicht so sehr an der disziplinlosen Nachbarschaft, sondern am Krieg, dessen Vorbereitungen sich inzwischen nicht einmal mehr vor der Öffentlichkeit verbergen ließen. Selbst die Medien schoben angesichts des drohenden Weltuntergangs Enthüllungen über wichtige Popsternchen ein wenig an den Rand ihrer Programme. Wie sich in Krisen immer wieder zeigte, verkaufte sich das Jüngste Gericht sogar noch etwas besser als ganz zufällig bei einer Premiere gezeigte Muschis. Dank einer auf Hochtouren laufenden Propaganda-Maschine wusste es nun wirklich jeder: Die Chinesen bedrohten die Lebensweise des gesamten Westens, sie verstärkten ihre Provokationen mit jedem Tag. Diese bestanden vor allem darin, nicht auf Ericksons Ultimatum einzugehen. Sie wollten einfach nicht einseitig abrüsten und all ihre Trümpfe aus der Hand geben. Was sollte ein Präsident da machen? Die Asiaten ließen ihm wirklich keine Alternative mehr zu einem Atomkrieg. Und welches Kabinettsmitglied das anders sah, war aus angeblich gesundheitlichen Gründen zurückgetreten und gegen einen Falken ausgetauscht worden. Präsident Erickson befand sich mittlerweile in einem Bunker fünfhundert Meter unter einem Gebirgsmassiv. Selbst die intelligentesten Bomben aus dem eigenen Arsenal würden an der Aufgabe verzweifeln, diese Festung zu knacken. Und die Chinesen hatten nichts dergleichen, soweit man wusste. Die Führung der Nation wäre also bestens geschützt, um die Überlebenden des Krieges in einigen Wochen zum Wiederaufbau antreiben zu können. Mit dem ließe sich sogar ein unvergleichlicher Wirtschaftsboom begründen. Wie viele Brücken, Häuser und Straßen neu gebaut werden müssten! Die Generäle räumten zwar ein, dass der Verlust einiger Millionen eigener Bürger möglich war, doch träfe das primär die Unterschicht, die sich keine eigenen Schutzräume leisten konnte. Das entstehende Vakuum an billigen und gering qualifizierten Arbeitskräften konnte man schnell mit Grenzöffnungen gen Süden auffüllen.
    „Wir werden stärker und größer aus dieser Krise hervorgehen!“, verkündete der Präsident nahezu stündli ch aus dem bombensicheren Fernsehstudio unter der Erde. Je nach Region und Stadtviertel ließ die Regierung ins Fernsehprogramm bestimmte Lauftexte einblenden, nach denen man sich entweder möglichst schnell in die wenigen öffentlichen Atombunker zurückziehen sollte, oder keinerlei Gefahr drohte. Der Fernseher auf Doktor Hongs Tischchen riet lediglich dazu, sich im Falle eines Lichtblitzes die Augen zuzuhalten. Es war wirklich keine allzu gute Nachbarschaft, in der sich der Wissenschaftler befand. Und sein einziger verbliebener Zeitspringer fiel ihm als blutiger Klumpen Fleisch aus der Maschine entgegen. Doch Keppler lebte noch, zu seiner eigenen Verblüffung. Major Peters hatte seinen Befehl, das Kind umzubringen und damit jedes Risiko für Präsident Erickson auszuschalten, offenbar nicht ausgeführt. Es war eben nicht jeder Soldat ein Mörder. Mit einer Morphium-Injektion am Rande der Überdosis und einer kleinen elektrischen Nähmaschine aus dem Nachlass des Schläfers flickte Doktor Hong seinen Schützling wieder zusammen. Die Gewehrkugel war glatt durchgegangen und die drei Liter Blut, die Keppler mittlerweile fehlten, füllte der Chinese mit ein paar Beuteln auf, die er aus einem eilig geräumten Krankenhaus entwendet hatte. Ein ganzer Kühlschrank voll mit der passenden Blutgruppe war einfach so zurückgelassen worden. Doch wer packte schon Plasmabeutel ein, wenn er ohnehin zu Staub zerfallen würde? Keppler konnte keinen klaren Gedanken fassen, sein Hirn lief über von all dem, was sein Unterbewusstsein so lange vor ihm versteckt hatte. Erickson war seit seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft bloß noch von dem Gedanken an Rache beseelt worden. Einer Rache, die ihm nur eine andere Frau mit besten Verbindungen ermöglichen konnte. Eine wie die kranke Senatorentochter, die noch früher sterben sollte, als die Ärzte angenommen hatten, ihre Medikamente waren allerdings auch schwer zu handhaben gewesen.
    „Doch zuerst mussten wir weg! Als hätte es uns nie gegeben!“, verstand Keppler. Sein gesamtes mieses Leben war bloß eine Folge von Eri cksons Gier nach Vergeltung gewesen. Egal was Hong
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