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Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Titel: Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Philip Körting
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freundlich. Niemand hielt ihn auf, hier unten durfte sich frei bewegen. Für die übrigen Stockwerke galt das nicht, doch er stieg dennoch in den Aufzug und zog seinen Ausweis auch durch dessen Kartenleser. Jetzt gab es kein Zurück mehr für ihn, er fuhr nach oben. Er zitterte, während er die fünfzehn Ebenen bis zur Oberfläche zurücklegte. Hoffentlich hatte noch kein Kollege sein Fehlen bemerkt und noch niemand den Alarm ausgelöst. Die Maschine war tatsächlich einsatzfähig! Doktor Yan musste riskieren, dass seine Tarnung aufflog, er konnte nicht länger warten. Die Erfindung war nur zu einem Zweck konstruiert worden. Sie sollte helfen, sein Vaterland zu vernichten und das konnte er nicht zulassen. Er sah zwar aus wie all die anderen Asiaten, doch geboren und aufgewachsen war er im Westen. Der junge Physiker hatte mit einer gefälschten Biografie Einlass in das Team um den genialen Doktor Hong gefunden. Doch so sehr er diesen auch verehrte, so sehr musste er die gesammelten Aufzeichnungen über diese Waffe in die Heimat schicken. Und das konnte er nur von der Oberfläche aus. Nur noch wenige Sekunden, dann musste der Aufzug anhalten und sich die Tür öffnen. Wenn schon jemand Alarm gegeben hatte, würde Doktor Yan noch im Lift erschossen. Doch vielleicht hatte er ja Glück, eine Wahl gab es für ihn ohnehin nicht. Der Aufzug stoppte. Doktor Yan atmete durch. Die Tür öffnete sich und ein Wachtposten kam mit entsicherter Maschinenpistole auf ihn zu.
    „Was wollen Sie hier?“, bellte der Soldat.
    „Ich brauche frische Luft!“
    „Fris che Luft?“
    „Äh, wissen Sie, i ch versuche eigentlich aufzuhören!“, stammelte Doktor Yan.
    Der Wa chtposten lächelte, er holte Zigaretten und ein Feuerzeug hervor, „Verstehe. Hören Sie halt morgen auf!“
    Doktor Yan ni ckte freundlich und ging durch die Schleuse in den Schnee hinaus. Er war nun genau über der geheimen Testanlage, auf einer Plattform mitten in einem Hochgebirge irgendwo in Zentralasien. Von hier ging es fast tausend Meter tief nach unten. Eine Flucht war nur mit einem der Militärhubschrauber möglich, die Yan nicht fliegen konnte. Doch er würde sowieso niemals an den Wachtposten vorbeikommen. Er sah hinunter in die Tiefe, sein Blick schweifte über das Land seiner Vorfahren, das nicht seines war. Er stapfte durch den Schnee, verbarg sich hinter einem Felsen und setzte mit zitternden Händen den Sender zusammen, den man ihm mitgegeben hatte. Die Übertragung in seine Heimat lief. Yan hörte hinter sich die Schritte seiner Jäger näher kommen und kniete sich hin. Er wusste, dass es vorbei war. Hoffentlich würde er nicht völlig umsonst sterben. Doktor Hong quälte sich auf seinen Krücken durch den Schnee, das hier war seine Aufgabe und er würde sie nicht dem General überlassen. Ohne zu zögern, tötete er seinen Assistenten mit einem Genickschuss und zertrat den Sender. Die Übertragung in den Westen brach ab. Doch was dort ankam, reichte aus, um das Lagezentrum in helle Aufregung zu versetzen. Dort fühlte man sich eigentlich gut gerüstet, den heraufziehenden Krieg durch das größere und fortschrittlichere Waffenarsenal zu gewinnen. Doch wenn der Feind diese Technologie tatsächlich schon einsetzen konnte, war der Westen bereits geschlagen und der Krieg der Systeme verloren. Dagegen halfen selbst die intelligentesten Bomben der Welt nicht im Geringsten. Generalstabschef Davis hetzte im Stechschritt die endlosen Linoleumflure des Verteidigungsministeriums hinunter, die den Charme der sechziger Jahre und den Gestank von Essigreiniger versprühten, sein Adjutant konnte kaum folgen. Davis war aufgebracht und sogar ein wenig ängstlich, so ging es ihm nur selten. Der vernarbte Veteran großer Kriege und kleinerer Scharmützel hatte den Geheimdienst-Berichten über die Wundermaschine bisher keinerlei Beachtung geschenkt. Für Davis war das alles bloß alberne Propaganda gewesen, nichts als ein Alibi, irgendwelchen halbirren Forschern Gelder zu bewilligen. Wer konnte so etwas schon ernsthaft glauben? Doch die Gegenseite hatte diesem Hirngespinst offenbar Leben eingehaucht.
    „Diese gottverdammten S chlitzaugen, wie haben die das bloß hingekriegt?“, fragte er sich, als er abrupt stehen blieb und sein Adjutant in ihn hineinlief.
    Der schmächtige Offizier rückte mit großer Vorsicht die Mütze des Generalstabschefs wieder gerade.
    „Verdammte Scheiße, vergiss die Kappe, wir haben jetzt andere Probleme!“
    Jetzt blieb Davis nichts anderes
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