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Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Titel: Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Philip Körting
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war das anerkannte Standard-Alibi, jemanden einfa ch mal so zu verhaften, zu liquidieren oder ein bisschen zu foltern. Es war erstaunlich, was den Sicherheitsorganen so alles sicherheitsrelevant erschien. Das reichte vom Wahlverhalten bis zu Fernseh- oder Masturbationsvorlieben. Bloß in Kepplers Fall lagen sie mit ihrer Einschätzung tatsächlich einmal nicht ganz falsch.
    „Betrifft das eure nationale Si cherheit oder unsere?“, fragte der Inspektor.
    „Unsere!“, grunzte der Agent.
    Keppler stutzte. Die Kerle kamen offenbar aus seiner sogenannten Heimat. Doch wer konnte überhaupt wissen, dass er daher stammte? Er hatte seinen Namen und seine Nationalität schon so oft verändert, dass bestimmt selbst seine Gene verwirrt waren. Der Inspektor warf einen Blick auf ein Auslieferungs-Dokument, das ihm einer der befreundeten Ausländer unter die Nase hielt. Wortlos ging er wieder hinein, für ihn war die Sache erledigt. Keppler blieb mit den Agenten allein.
    „Wo bringt ihr mi ch hin?“, fragte er.
    „Zu Ihrem Flugzeug!“
    „Danke, das ist aber s chon seit Stunden weg, das schaffen wir nicht mehr!“
    Einer der Agenten s chlug Keppler mit einem Gummiknüppel nieder, die anderen zogen ihn in ihren schwarzen Transporter mit übertrieben getönten Scheiben. Immerhin war es ein komfortableres Modell als der Gefangenenbus der Polizei. Die Wunde an Kepplers Kopf hörte nicht auf zu bluten, während sie sich auf den Weg zum Militärflughafen machten. Seine Hände waren an eine Stange am Dachhimmel gekettet. Den Transporter eskortierten zudem zwei verdunkelte Geländewagen mit bunten Blinklichtern hinter dem Kühlergrill. Keppler konnte nicht begreifen, wo er hier hineingeraten war. In seinem Geburtsland lag ganz bestimmt nichts gegen ihn vor. Er hatte dort niemals mit Drogen gehandelt, er war praktisch unschuldig. Also was sollte der ganze Aufwand bedeuten?
    „Keine Ahnung. Aber die Anderen dürfen dich nicht kriegen!“, sagte der leitende Agent.
    „Welche anderen?“, stutzte Keppler. Die Antwort kam sofort. Vor ihnen ging der erste Geländewagen in Flammen auf, hinter ihnen der zweite.
    „ Diese Anderen!“, sagte der Agent noch, ehe sein Kopf in den Nacken fiel. Die Kugel aus einem Hochgeschwindigkeitsgewehr hatte ihn getroffen. Innerhalb weniger Sekunden waren sämtliche Geheimdienstler tot, selbst der Fahrer. Der Tote stand noch mit dem Fuß auf dem Gaspedal, der Transporter wurde immer schneller, raste unkontrolliert durch eine Bushaltestelle und hinterließ ein abstraktes Kunstwerk aus verbogenem Metall und Glasscherben. Er schleuderte herum und stürzte auf die Seite. Keppler hielt sich an der Stange fest, damit die Ketten seine Hände nicht abrissen. Der Wagen sprühte Funken, prallte noch von einem Lastwagen ab und stoppte endlich vor einer Hauswand. Die Angreifer kamen zu Fuß auf den umgestürzten Transporter zu. Sie trugen Sturmhauben und schwarze Anzüge, noch einen Tick billiger als die der westlichen Agenten. Während die übrigen Vermummten die Unfallstelle mit automatischen Waffen zu allen Seiten absicherten, sprengte einer die Tür des Transporters auf. Er kletterte von oben hinein, durchtrennte Kepplers Fesseln mit einem Bolzenschneider und zog den Gefangenen mit sich aus dem Fahrzeug. Dann wurde Keppler zu einem asiatischen Geländewagen gebracht, der einem gängigen westlichen Modell zum Verwechseln ähnlich sah.
    „Wo bringt ihr mi ch hin?“, fragte Keppler wieder einmal.
    „Zu Ihrem Flugzeug!“
    „Die Mühe hättet ihr eu ch nicht machen müssen. Da wollten mich schon die Kollegen hinbringen!“
    „Wir bringen di ch zu einem Flugzeug in die entgegengesetzte Richtung!“, rief ein Vermummter, dann zog er Keppler einen Sack über den Kopf. Die Asiaten mussten sich beeilen, ihn außer Landes zu schaffen. Die Transportmaschine konnte nicht länger auf ihre menschliche Fracht warten. Ein weiterer diplomatischer Konflikt wäre einer zu viel. Krieg sollte man immer nur gegen einen Feind zugleich führen. Und England war noch nicht an der Reihe!

„Unsere Agenten sind tot! Die Gegenseite hat die Zielperson!“, beri chtete der ranghöchste Geheimdienstler. Generalstabschef Davis zuckte zusammen, der sich anbahnende Atomkrieg erschien ihm eigentlich schon bedrohlich genug. Doch dass die Asiaten tatsächlich zugeschlagen hatten, zeigte ihm, wie ernsthaft sie ihren irrsinnigen Plan verfolgten. Das konnte doch nicht wahr sein!
    „Verdammte S cheiße!“, schrie er den Geheimdienstchef an,
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