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Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Mörderische Vergangenheit (German Edition)

Titel: Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Philip Körting
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Da kein Barkeeper kam, goss er sich selbst einen doppelten Whiskey ein und prostete sich zu. Er war wieder sein eigener Herr. Hong hatte keine Macht mehr über ihn. Warum sollte er sich für diese verkommene Welt opfern?
    „Irgendwann muss es au ch mal gut sein!“, beschloss er.
    Er war immerhin ges chlagen, zusammengeschossen, erniedrigt und geschoren worden und hatte dabei nichts gewonnen, außer dem Bewusstsein, dass er eigentlich gar nichts für den unerfreulichen Verlauf seines Lebens konnte. Sein Vater war schuld! Und alles, was nach dessen Tat geschehen war. Doch seine Vergangenheit konnte nicht erklären, weshalb er vor der Gegenwart geflohen war und sich in einer verrammelten Kneipe durch ein Tittenmagazin blätterte. Das hatte er ganz allein entschieden, das ging auf seinen eigenen Deckel. Doch konnte man es ihm verübeln? Der Krieg würde außerdem bestimmt in letzter Minute auf diplomatischem Wege verhindert.
    „Das ist sicher nur Säbelrasseln!“, redete er si ch ein. Wenn der irre Chinese unbedingt wollte, dass sich jemand in der Vergangenheit für den Weltfrieden umbrachte, sollte der es eben selbst machen,
    „I ch sehe mir lieber Muschis an!“
     

D oktor Hong war wieder bei Bewusstsein und tastete nach seinen Krücken. Als er sie zu Fassen bekam, musste er über den Boden durch den Raum kriechen, um sich am Schaltpult hochzuziehen. Unendlich langsam kam er auf die steifen Beine. Dann startete er das Computerprogramm für den Sprung. Auch wenn er sich nicht einmal ohne Gehhilfen aufrecht halten konnte, musste er selbst durch die Zeit reisen und Erickson töten. Obwohl seine Chancen lächerlich schlecht standen, auch nur lebendig dort anzukommen. Es ging in Wirklichkeit auch nicht bloß dreiunddreißig, sondern fast vierzig Jahre zurück, Hong hatte die Maschine und deren Software in den vergangenen Tagen leicht modifiziert. Er glaubte, dass es durch die Verbesserungen nun möglich war, jemanden lebendig so weit durch die Zeit zu transportieren. Es gab keine andere Möglichkeit, den Untergang aufzuhalten. Der Sieg interessierte ihn nicht mehr besonders. Auch auf den Ruhm konnte er verzichten, den würde er sowieso niemals ernten. Er wollte etwas ganz Simples. Er wünschte sich, dass seine Kinder leben konnten, die er schon so lange nicht mehr gesehen, mit denen er nicht mal gesprochen hatte. Seit er aus seiner Universität in eine geheime Forschungs-Einrichtung in der Steppe verschleppt worden war. Und von dort weiter und weiter, überall dahin, wo man sein Genie gebraucht hatte. Einer musste es tun und zur Rettung der Zukunft in die Vergangenheit reisen.
    „Notfalls eben der Krüppel!“, seufzte er.
    Hong schleppte sich auf die Maschine zu.

Keppler saß no ch immer in der Bar und betrank sich. War es denn nicht ganz natürlich, dass er sein Leben nicht einfach so wegwarf, bloß um die Welt zu retten?
                  „Es war ja nicht alles schlecht!“
    Er hatte ein paar s chnelle Autos gehabt. „Und ein paar geile Frauen!“, fand er. Doch etwas nagte dennoch an ihm.
    „Gu ck mich nicht so an!“, schrie er seinem Spiegelbild entgegen und warf sein Glas hinein. Es zersprang, doch zeigte es jetzt eine noch hässlichere Fratze.
    „Na ja, alles in allem habe i ch nicht viel auf die Reihe gekriegt!“, gab er zu.
    Er goss si ch nach. Er hatte ja nahezu unbegrenzten Nachschub an Alkohol. Dann erfasste eine starke Vibration die Bar, Kepplers Glas bewegte sich den Tresen entlang. Dabei verschüttete er den Whiskey. Flaschen fielen aus dem Regal und der Ventilator krachte von der Decke herab.
    „Was ist denn jetzt los?“, fragte er si ch, sprang auf und lief nach draußen.
    Dann sah er es. Unzählige Raketen waren aus den Silos nahe der Hauptstadt abgehoben und ließen die Erde erzittern, als sie über Kepplers Kopf hinweg in Ri chtung China flogen. Sie stiegen höher und höher, bis man bloß noch Kondensstreifen von ihnen sah.
                  „Dieser Ficker hat den Erstschlag befohlen!“, begriff er. Es dauerte vielleicht noch eine Stunde, bis die Raketen der Chinesen hier sein würden. Noch eine Stunde Leben für sich selbst oder eine Chance für alle anderen.
    „S cheiß drauf!“, entschied er und rannte los.

Doktor Hong saß bereits in der Zeitmas chine und zitterte. Er hatte einen Countdown eingestellt und machte sich bereit für den Sprung. Bloß noch einige Sekunden, die Luke begann sich bereits zu schließen. Der Chinese umklammerte seine Krücken, die
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