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Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande
Autoren: Anne George
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Meg Bryan blieb stehen. „Schauen Sie sich die bloß mal an!“
    In meiner sechzigjährigen Erfahrung mit Hochzeitsfeiern hatte ich noch nie so eine Torte gesehen. Sie erhob sich in mehreren Schichten aus weißem Zuckerguss, die mit Marzipanrosen vom selben Rosa wie die Kleider der Brautjungfern dekoriert waren. Gekrönt wurde sie von roten Lilien, die zu den Blumensträußen passten, die die Brautjungfern getragen hatten.
    „Guter Gott“, sagte ich und überlegte, ob man eine
     
    Hochzeitstorte wohl mit dem Wort „barock“ beschreiben konnte. „Wie wollen sie die bloß anschneiden?“
    „Ganz vorsichtig.“ Der Bräutigam war hinter uns getreten. Wir umarmten ihn beide und wünschten ihm alles Glück der Welt.
    „Bei dieser schönen Frau und den zwei Töchtern habe ich das ganz zwangsläufig.“
    Er bekam allerdings auch noch Schwesterherz als Schwiegermutter dazu. Ich lachte dennoch und stimmte ihm zu, dass er von nun an vollendet glücklich sein würde.
    Henry küsste uns auf beide Wangen. „Tante Pat, Cousine Meg. Holt euch was zu essen.“
    Wir versicherten ihm, dass wir das tun würden, und sahen ihm, während wir weitergingen, zu, wie er weitere Gäste begrüßte.
    „Ja, in der Tat“, sagte Meg Bryan. „Henry wird es glänzend gehen.“
    Es war nicht voll am Büffet, weil die meisten Leute sich noch auf den Champagner konzentrierten. Auf Feiern wie diesen bedaure ich besonders, dass ich allergisch auf Alkohol reagiere. Ein Glas Sekt wäre jetzt wirklich nett gewesen. Andererseits genieße ich das Essen dafür mehr.
    Ich häufte mir Obst, Truthahnscheiben, kleine Quiches und verschiedene Salate auf den Teller, als Schwesterherz neben mir auftauchte.
    „Ich weiß, dass du an Magersucht leidest, aber könntest du dich bitte anstrengen? Das Zeug kostet mich ein Vermögen.“
    Ich sagte nur grinsend „Danke, ich bemüh mich“ und nahm eine weitere Quiche. „Hast du dein Problem gelöst?“
    „Bonnie Blue hatte noch eine zweite Strumpfhose in ihrer Handtasche. Sie ist ein wenig dunkel, aber einem geschenkten Gaul sollte man weiß Gott nicht ins Maul schauen. Ich
     
    habe Bonnie Blue auch gesagt, dass ich gar nicht glauben kann, wie gut sie organisiert ist. Du, Patricia Anne? Kannst du glauben, dass Bonnie Blue derartig gut organisiert ist?“
    „Doch, kann ich.“
    Mary Alice wandte sich Meg Bryan zu. „Haben Sie sich auch von allem was genommen? Wie sieht es mit dem
    Tortellinisalat aus?“
    „Ich habe, was ich brauche. Danke.“
    „Was ist mit Obst? Einem Pfirsich vielleicht? Gott allein weiß, woher die im März kommen, aber ich unterstütze in diesem Monat irgendein Dritte-Welt-Land.“
    „Nein, danke.“ Meg lächelte.
    „Misch dich unters Volk“, riet ich Schwesterherz, „und schau nicht drauf, was es kostet.“
    „Ich soll nicht schauen, was es kostet? Bist du verrückt? Ich muss mich womöglich noch mal verheiraten.“
    „Ich sehe hier niemanden, der alt genug wäre.“
    Mary Alice runzelte die Stirn. „Ich kann nicht glauben, was du da eben gesagt hast, Patricia Anne.“ Sie machte Anstalten zu gehen und drehte sich dann noch einmal um. „Ach übrigens, Fred tete-à-tete mit irgendeiner Blondine draußen auf der Terrasse.“
    „Dieses Verb gibt es nicht, Schwesterherz.“
    „Nun, wie immer du es auch nennst, er macht es gerade.“ Dieses Mal ging sie wirklich.
    Meg Bryan lachte. „Sie beide klingen wie ich und meine Schwestern.“
    „Wie viele haben Sie denn?“
    „Vier. Ich bin die Älteste. Unser Familienname war March, und da sind Jo, Amy, Beth -“ Sie bemerkte den Ausdruck in meinem Gesicht und lächelte. „Beth lebt zusammen mit ihrem Mann und drei Kindern auf Hawaii. Der Rest von uns ist immer noch in Fairhope.“
     
    Ich grinste. „Sie haben mich einen Moment lang erschreckt.“
    „Was glauben Sie, wie Beth sich immer gefühlt hat? Die dritte Tochter heißt jedoch Trinity. Papa hat ihr den Namen gegeben. Wahrscheinlich dachte er, er könnte der Betty-und-ihre-Schwestern-Namensgebung damit ein Ende bereiten, aber Mama kehrte schnurstracks zu ihrem Plan zurück.“
    „Das sind schöne Namen.“
    „Ja. Trinity und ich sind mittlerweile verwitwet und leben wieder in unserem Elternhaus.“
    Unsere Teller waren beide voll. „Hören Sie“, sagte ich, „wieso nehmen wir nicht unser Essen und verkrümeln uns auf die Terrasse? Es ist so schön da draußen.“ Außerdem trug niemand dort ein gelbes Kostüm.
    „Einverstanden“, sagte Meg.
     

2
    Mary Alice hatte
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