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Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande
Autoren: Anne George
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nicht gelogen: Fred war in eine innige Konversation mir einer gutaussehenden Blondine vertiert. Da meine Hände voll waren, versetzte ich mit der Spitze meines Schuhs seinem Bein einen leichten Tritt. Ich weiß nicht, warum er „Au!“ rief und hochfuhr, als hätte man ihn angeschossen. Als ich später mutmaßte, dass der Champagner vielleicht seine Schmerzschwelle herabgesetzt hatte, widersprach er mir und behauptete, ich hätte ihn so fest getreten wie ein Brauereipferd.
    Wie auch immer - mein Wort steht dabei gegen das seine -, Meg Bryan und ich wurden jedenfalls Kelly Stuart vorgestellt, einer Handelsvertreterin, die auch Fred bereiste und - breites Lächeln mit Nancy-Kerrigan-Zähnen - furchtbar gern Geschäfte mit ihm machte.
    „Oh, wow, das Essen sieht einfach toll aus, Mrs. Hollo-well“, sagte Kelly. „Ich muss mir auch was holen, bevor ich noch tot umfalle. Ich sterbe vor Hunger. Soll ich Ihnen einen Toller mitbringen, Fred?-
    „Nein danke“, sagte Fred grinsend wie ein Honigkuchenpferd, „ich hol mir nachher was.“ Diesmal hatte er rechtzeitig sein Bein außer Reichweite gezogen.
    „Bis nachher dann.“ Sie winkte uns kurz zu.
    „Was verkauft sie denn?“, fragte ich. Fred besitzt einen kleinen Metallverarbeitungsbetrieb — nicht gerade der Ort, an dem man sich so was Hübsches und Kesses wie Kelly vorstellte.
     
    Handwerker an Handfestem so braucht.“ Er hatte
    Wenigstens den Anstand, schuldbewusst dreinzuschauen.
    Ich erbarmte mich und fragte ihn: „Möchtest du was zu
    essen?“
    Er griff nach meinem Teller und nahm sich eine Quiche.
    „Mhm. Lecker.“
    „Warum setzen wir uns nicht auf die Mauer? Wir können
    uns das teilen.“
    „Macht’s Ihnen was aus, wenn wir an einen der Tische
    gehen?“, fragte Meg. „Höhen machen mir Angst.“
    „Kein Problem.“ Mehrere der schmiedeeisernen Tische
    waren leer, da die meisten Gäste nach wie vor umherschlenderten.
    „Ein nobler Empfang“, sagte Fred.
    „Schwesterherz sagt, sie muss vielleicht noch mal heiraten,
    um für die Kosten aufkommen zu können.“
    Fred und ich lachten herzlich, was Meg Bryan, wie ich
    feststellte, nicht nachvollziehen konnte.
    „Sie hatte drei Ehemänner“, erklärte ich ihr, „und alle
    waren mindestens achtundzwanzig Jahre älter als „Ooch, Muttern und Schrauben und alles, was der
    sie und reich wie Krösus. Sie muss sich um Geld so viel Sorgen machen wie darum, dass ihr der Himmel auf den Kopf fällt.“
    „Und Debbies Vater?“
    „Das war der mittlere, Philip Nachman. Sie hatte mit jedem
    von ihnen ein Kind. Marilyn, die Älteste, stammt von
    Will Alec. Und Ray ist von Roger Crane. Ray ist nicht hier
    heute. Er ist auf Bora Bora oder in Pago Pago, jedenfalls irgend
    so was mit doppeltem Namen. Er hat sich erst vor
    Kurzem ein Tauchboot gekauft. Deshalb war auch Philip
    Nachman der Brautführer. Nicht Papa Philip Nachman,
    sondern sein Neffe. Verwirre ich Sie?“
    „Nein.“
    „Aber mich“, sagte Fred.
    „Meg befasst sich professionell mit Namen“, sagte ich. „Sie ist Ahnenforscherin.“
    „Stimmt das? Ich würde gern bei Gelegenheit mal meinen Stammbaum erforschen“, sagte Fred zu meiner Überraschung. Ich hörte das zum ersten Mal. Er schnappte sich einen Melonenwürfel von meinem Teller.
    „Birmingham ist ein guter Ort dafür.“ Meg wirkte äußerst munter. „Es gibt sowohl an der Saniford University wie in der Städtischen Bibliothek eine Spezialsammlung.“
    „Ich sollte mich damit mal befassen“, erklärte Fred.
    „Mary Alice war so nett, mich für die Zeit, in der ich ein paar Forschungen nachgehe, zu sich einzuladen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Ihnen zeigen dürfte, wie Sie am besten vorgehen.“
    „Väterlicherseits kann ich die Linie bis zurück zu meinem Ururgroßvater verfolgen“, sagte Fred.
    „Dann sind Sie auf einem guten Wege. Manche Leute, die zu mir kommen, wissen nicht einmal, wer ihre Großeltern waren.“
    Der Teller, der zwischen mir und Fred auf dem Tisch stand, war fast leer. Ich stand auf, verkündete, dass ich einen Nachschlag holen wollte, und fragte, ob ich ihnen etwas mitbringen könne.
    „Meine Urgroßmutter ist in Madison, Georgia, geboren, soweit ich weiß“, sagte Fred.
    Ich denke, sie bekamen gar nicht mit, dass ich sie verließ.
    Im Ballsaal drängte sich eine Menge um die Tanzfläche. Die Combo spielte gerade -Wind Beneath My Wings<, und Debbie und Henry tanzten. Ich flitzte nach draußen zu Fred und Meg. „Das wollt ihr bestimmt nicht
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