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Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande
Autoren: Anne George
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stach mit dem Sellerie auf Meg ein, die diesen jedoch instinktiv mit der Hand abfing. Mit den Worten „Steck's dir sonst wohin“ drehte die Frau sich um und stolzierte in Richtung Tür.
    „Was um alles in der Welt ...?<„ Ich war so verblüfft, dass ich erst nach einem kurzen Moment meine Sprache wiederfand.
    „Eine unzufriedene Kundin. So was kommt vor.“ Megs
     
    Gesicht war knallrot, aber sie öffnete ruhig ihre Handtasche und versenkte die Selleriestange darin. „Ich vergesse immer, dass Birmingham so schön ist“, sagte sie mit einem Blick auf die Stadt und der Absicht, das Thema zu wechseln.
    „Das geht mir genauso“, gestand ich, während ich mich mit einem Blick rundherum vergewisserte, dass nicht noch mehr unzufriedene Kunden gemüseschwingend auf uns zukamen.
    „Es ist hier so ganz anders als in South Alabama. Die Vegetation. Alles.“
    „Sie sind aus Fairhope?“ Ich sah die Frau, die Meg Camille genannt hatte, durch die Tür verschwinden.
    Meg nickte. „Mobile Bay. Ich wohne schon mein ganzes Leben dort.“
    „Da ist es aber auch schön.“
    „Ja, das stimmt. Manchmal fast zu schön. Man will gar nicht weg von dort. Aber ich muss immer wieder mal weg, meiner Forschungen wegen. Ich bin Genealogin.“
    „Das ist ja interessant. Dann wissen Sie also alles über Ihren Familienstammbaum.“
    „Manchmal denke ich, ich weiß alles über jedermanns Familienstammbaum“, sagte Meg Bryan lächelnd. „Das ist auch die Ursache für die kleine Szene eben. Ich betreibe professionelle Ahnenforschung, und Camille Atchison hatte mich mit ein paar Nachforschungen beauftragt. Offenkundig ist sie mit dem, was ich herausgefunden habe, nicht zufrieden.“
    „Offenkundig.“ Ich dachte an die Wut im Gesicht der Frau.
    Meg fuhr fort: „Während meines Aufenthaltes hier werde ich zu Arbeitszwecken die Universität und die Stadtbibliothek aufsuchen. Beide haben ausgezeichnete Recherchezentren.
     
     Kennen Sie in der Bibliothek die Abteilung für Geschichte der Südstaaten?“
    „Dort hatte ich meinen ersten Job“, sagte ich. „Sie werden wahrscheinlich Sachen durchstöbern, die ich damals vor vierzig Jahren archiviert habe.“
    „Oh, das meiste ist mittlerweile digitalisiert. Man kann es sich einfach auf den Rechner ziehen.“
    „Ach ja“, sagte ich und fühlte mich plötzlich hundert Jahre alt.
    „Und mein neuester Computer ist so klein, dass er sich problemlos transportieren lässt. Passt in meine Aktentasche. Das genealogische Programm, das ich benutze, ist ziemlich gut; ich arbeite aber an einem neuen Windows-System, das besser ist.“
    „Ahm.“ Ich blickte Meg Bryan an. Sie schien sich um ungefähr zwanzig Jahre verjüngt zu haben. Ihre Augen glänzten, und ihre Wangen waren nach wie vor aufgrund des Camille-Vorfalls gerötet.
    „Ich kann Ihnen sagen, Mrs. Hollowell, die Welt der Genealogie ist eine mörderische Welt. Wissen Sie, was ich meine?“
    „Ich habe noch nie darüber nachgedacht“, räumte ich ein. „Aber wahrscheinlich haben Sie recht.“
    „Doch, das ist sie. Mörderisch. Da kämpft jeder gegen jeden.“
    „Aber Sie haben Spaß an Ihrer Arbeit?“
    „Mörderischen Spaß.“
    Das glaubte ich ihr. Diese zerbrechliche alte Dame mit dem Jessica-Tandy-Gesicht hatte plötzlich etwas von einem Pitbull mit ihrer gerunzelten Stirn und den gekräuselten Lippen. Ich war drauf und dran, sie zu fragen, was genau Camille Atchison so wütend gemacht hatte, entschied aber, dass mich das nichts anging, was sie mir auch
     
    sicher höflich, aber unmissverständlich zu verstehen geben würde.
    „Nehmen wir zum Beispiel an“, fuhr sie fort, während wir uns zum Büffet durchkämpften, „Sie finden Henry Hudsons Urgroßvater mütterlicherseits. Absolut perfekte Dokumentation. Da sitzen Sie besser drauf wie eine Glucke auf ihren Eiern, wenn Sie nicht wollen, dass Ihnen jemand das Ei aus dem Nest stiehlt, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    Ich hatte keine Ahnung, was sie damit sagen wollte. Warum sollte jemand hinter Henry Hudsons Urgroßvater mütterlicherseits her sein? Ich nickte aber dennoch höflich.
    leb meine nicht bloß Hobbyforscher, sondern Profis. Sind Sie eine TAR, Mrs. Hollowell?“
    „Wie bitte?“
    „Eine Tochter der Amerikanischen Revolution. Sind Sie da Mitglied?“
    „Nein.“
    „Oh, das sollten Sie aber. Ihr Mädchenname war Täte, nicht war?“
    Ich nickte.
    „Unglaublich!“
    „Den Namen gibt es hier in der Gegend relativ häufig.“
    „Ich meinte die Torte.“
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