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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen
Autoren: Peter O'Donnell
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wir es trotzdem nochmal. G3QRM, G3QRM, hier ist G3QRO Strich, maritim, mobil. Ruft wie verabredet. Hört man mich?»
    Lady Janet fuhr auf und starrte auf den Apparat; sie realisierte nicht ganz, daß diese Stimme von einem Mädchen auf einer Jacht in der Tasman-See am anderen Ende der Welt kam.
    Willie griff lächelnd nach dem Mikrofon und sagte:
    «G3QRO Strich, maritim mobil, hier spricht G3QRM. Ich höre dich hell wie eine Glocke, Prinzessin. Seit du Brisbane verlassen hast, hab ich keinen Ton von dir gehört, aber jetzt plötzlich scheinst du ein Loch in die Mauer geschlagen zu haben. Hört man mich?» Ihre Stimme war so kräftig, daß er die Lautstärke verminderte.
    «Es ist, als ob du nebenan wärest, Willie, und es ist hübsch, deine Stimme zu hören. Ich bilde mir immer ein, zu den Stillen zu gehören, aber nachdem ich jetzt fünf Tage allein war, komme ich drauf, daß ich im Grund schwatzhaft bin. Heute hab ich mich eine ganze Weile mit den Delphinen unterhalten. Ich schreie sie an und sie rufen zurück. Was ist dein Standquartier, Willie?»
    «
The Treatmill
, und zufälligerweise ist auch Janet bei mir.»
    «Es muß jetzt … wieviel Uhr sein? Ein Uhr Sommerzeit? Ich möchte wetten, sie hat dir eben Tee gemacht.»
    Willie sah erstaunt drein. «Das stimmt tatsächlich. Wie hast du das erraten, Prinzessin?»
    «Übersinnliche Gaben. Sag ihr alles Liebe von mir, und sie soll dich nicht zu sehr verwöhnen.»
    Janet nahm es zur Kenntnis. Willie nickte und sagte ins Mikro: «Ist geschehen. Auch von ihr alles Liebe. Wie ist die Reise?»
    «Bis jetzt recht angenehm, abgesehen von einer Sturmböe vor ein paar Tagen. Sie dauerte nur eine Stunde, aber ich dachte, die
Wasp
habe die Absicht zu kentern.»
    «Aber sie hat es nicht getan?»
    «Nein, sie ist ein ausgezeichnetes Boot, und wir hatten keine wirklichen Schwierigkeiten. Davon abgesehen war das Wetter gut, und die See ist ruhig bis mäßig bewegt. Genug Wind, um die meiste Zeit ordentlich vorwärtszukommen; gestern nachmittag gab es allerdings ein paar Stunden Flaute. Ich habe den Motor nicht benutzt, sondern bin lieber an einer Rettungsleine über Bord gegangen. Bin mit Bubble und Squeak herumgeschwommen, die die Präfekten der Schule zu sein scheinen.»
    «Delphine?»
    «Ja. Sie sind fabelhaft, Willie. Ich bin ganz sicher, daß jeden Nachmittag derselbe Schwarm auftaucht. Am Morgen begleitet mich ein Haifisch, ein weißer Hai. Er scheint ein Einzelgänger zu sein, und wenn die Delphine kommen, zieht er sich zurück.»
    «Ist er jetzt bei dir?»
    «Ja, ich kann ihn etwa hundert Meter achtern sehen. Meistens fällt er ziemlich zurück, dann kommt er ganz schnell herangeschwommen und umkreist das Boot. Ich glaube, er würde mich gern paniert verspeisen.»
    «Wart einen Moment, Jan will etwas wissen. O ja, sie fragt, womit du dich beschäftigst, wenn das Wetter schön ist.»
    «Das kannst du selbst beantworten, Willie. Du weißt, daß einem die Zeit nie lang wird. Es gibt immer etwas zu säubern oder auszubessern, und ich verbringe oft Stunden damit, die Segel zu trimmen, um noch einen halben Knoten herauszuschinden. Du weißt doch, wie man sich auf einem Boot endlos beschäftigen kann. Wenn es dunkel wird, sitze ich ein paar Stunden vor dem Kassettenrecorder und höre einen Fernkurs in Russisch.»
    «Funktioniert die automatische Steuerung?»
    «Sie ist recht gut. Gestern nacht allerdings ist ein starker Wind aufgekommen, und die
Wasp
drehte nach Nordost ab, aber ich bin aufgewacht.»
    Willie nahm sich vor, Janet das später zu erklären.
    Modesty besaß einen völlig unerklärlichen Orientierungssinn. Man konnte sie mit verbundenen Augen irgendwo auf der Welt aussetzen, und nach kurzem Nachdenken war sie imstande, ihre Position plus oder minus fünf Grad Nord oder Süd, Ost oder West anzugeben. Und sie wußte nach ein paar Minuten auch die Lokalzeit. Daß sie aufwachte, wenn das Boot den Kurs veränderte, wunderte ihn nicht im geringsten.
    «Ich ziehe wirklich den Hut vor diesen unerschrockenen Weltumseglern», sagte sie jetzt. «Ich glaube, wenn ich auch nur in der Nähe der großen Schiffsrouten wäre, würde ich kein Auge zutun. Selbst auf diesem kleinen Stück Wasserwüste bin ich nachts nicht ganz ruhig. Ich liege in meiner Koje und spitze die Ohren und stelle mir irgendeinen riesigen Öltanker vor, der im Begriff ist, über mich hinwegzufahren. Natürlich ist das dumm. Die Wahrscheinlichkeit, daß ich irgend etwas begegne, bevor North Island in Sicht
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