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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen
Autoren: Peter O'Donnell
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in der Küche, als ich wartete, bis das Wasser zu kochen anfing. Hast du etwas gehört, Willie?»
    «Nein, noch nicht.» Er zuckte die Achseln und blickte auf die Uhr über dem Radio. «Man braucht ein bißchen Glück, um von der anderen Seite der Welt durchzukommen. Die Bedingungen müssen genau richtig sein. Aber es funktioniert öfter, als man denkt. Mit einem Radio weiß man nie, wie man dran ist; sie kann mich laut und klar empfangen, aber nicht imstande sein, Brisbane oder Sydney zu bekommen.»
    Janet reichte ihm eine Tasse Tee und fragte: «Ruft ihr euch zu einer bestimmten Zeit?»
    Er nickte. «Sie rief mich aus Brisbane, bevor sie abfuhr; wir vereinbarten, wir würden es Mittag und um Mitternacht versuchen. Wir sind zehn oder elf Stunden hinter der Lokalzeit auf Länge eins-sechzig, es wird also dort, wo die Prinzessin ist, ungefähr halb elf sein.»
    «Was hat sie wirklich vor, Willie?»
    «Bloß das, was ich sagte. Sie fuhr hin, um an der Hochzeit eines einheimischen Freundes teilzunehmen …»
    «Ach, hat sie Freunde unter den Eingeborenen?»
    «Wir beide haben Freunde unter ihnen, aber das ist eine andere Geschichte.»
    «Gut, erzähl weiter.»
    «Nun, dann hat sie den alten Ben Hollison besucht. Ben hat während der Zeit des
Netzes
unsere Schiffsabteilung beaufsichtigt. Jetzt baut er in Brisbane kleine Boote.»
    Sie wußte von dem
Netz
. Das war jene kriminelle Organisation im Mittelmeerraum gewesen, die Modesty Blaise als junges Mädchen aufgebaut hatte, nachdem sie ihre ganze Kindheit hindurch im Nahen Osten umhergestreift war. Zwei oder drei Jahre später hatte sie im Fernen Osten in einem elenden Gefängnis einen Mann namens Willie Garvin aufgelesen, seine Freilassung erreicht und ihn zu einem neuen Menschen gemacht, indem sie ihm zuerst ihr Vertrauen schenkte und später Verantwortung gab. Dafür hatte ihr der neue Willie Garvin für alle Zeiten seine absolute Loyalität geschworen und wurde zu ihrer rechten Hand.
    Als Janet Willie jetzt anblickte, während er seinen Tee trank und langsam den Knopf der Feineinstellung drehte, konnte sie sich um nichts in der Welt vorstellen, daß er einmal ein mürrischer, einsamer Mensch gewesen war, der nichts als Haß gegen sich selbst und alle Menschen empfunden hatte. Aber er hatte ihr ganz ernst versichert, daß dies die Wahrheit war.
    «… also fuhr Modesty nach Brisbane, um Ben zu besuchen», sagte er eben, «und da lag das Boot, das einem Kerl in Wellington geliefert werden sollte. Ein Zehn-Meter-Fiberglas-Slup mit einem Dieselmotor, einer automatischen Steueranlage und einem Rollfock. Eigentlich wollte Ben das Boot selbst nach Wellington bringen, weil er hoffte, damit für dieses neue Design in Neuseeland einen netten Markt zu finden. Dann brach er sich den Arm, und die Prinzessin bot sich an, das Boot für ihn abzuliefern.»
    «Das ist aber doch ein wenig leichtsinnig, oder nicht, Willie? Sie behauptet immer, sie sei so vorsichtig. Und du sagst das auch.»
    «Sie ist vorsichtig. Wir sind es beide, Jan. Natürlich sind die Tropenstürme ein gewisses Risiko, und es gibt die alten Geschichten von der unbarmherzigen See, aber die Jacht hat eine Probefahrt gemacht, und Modesty sagt, sie lasse sich wunderbar manövrieren. Fährt bei gutem Wind sehr rasch und hält sich auch in einem Sturm von vierzig Knoten, ohne Purzelbäume zu schlagen. Außerdem ist Ben Hollinson ein Freund, und du kennst sie doch.»
    «Ja, Willie, ich weiß. Ich nehme an, daß sie eine routinierte Seglerin ist?»
    «Natürlich, und erstklassig in Navigation.»
    «Manchmal macht ihr beide mich einfach krank. Ihr könnt zu viele Dinge, Willie.»
    Er erwiderte ernsthaft: «Nicht wirklich, wir haben bloß das Glück, daß wir, was immer wir anfangen, sehr viel Zeit dafür verwenden können. Modesty ist immer darauf aus, etwas Neues zu lernen, und das hab ich von ihr übernommen. Man nimmt den besten Lehrer, und dann geht man die Sache an; einen Monat, zwei Monate, ein Jahr oder wie lange es eben dauert, gleichgültig, ob es sich um Segeln handelt, um Segelfliegen oder um Tiefseetauchen oder um das Erlernen einer Fremdsprache.»
    Er brach ab. Seine Hand lag unbeweglich auf dem Schaltbrett, während das Knistern plötzlich aufhörte und eine Stimme deutlich sagte: «… ich hab jetzt lang genug mit der Antenne herumgespielt, aber vielleicht haben wir nur eine Einweg-Kommunikation. Andererseits bist du vielleicht bereits ins Bett gegangen, in welchem Fall ich meine Zeit verschwende. Versuchen
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