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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Johann Wolfgang Goethe
Die Laune
des
Verliebten
    entstanden 1767/68, veröffentlicht 1806,
uraufgeführt am 20.5.1779 in Weimar
    ———
    l  a  u  n  e
    ———
 
 * 
 
    Personen
    Erster Auftritt
    Zweiter Auftritt
    Dritter Auftritt
    Vierter Auftritt
    Fünfter Auftritt
    Sechster Auftritt
    Siebenter Auftritt
    Achter Auftritt
    Letzter Auftritt
Personen
    Egle.
    Amine.
    Eridon.
    Lamon.
Erster Auftritt
    Amine und Egle sitzen an der einen Seite des Theaters und winden Kränze. Lamon kommt dazu und bringt ein Körbchen mit Blumen.
    Lamon (indem er das Körbchen niedersetzt) .
    Hier sind noch Blumen.
    Egle .
    Gut!
    Lamon .
    Seht doch, wie schön sie sind!
    Die Nelke brach ich dir.
    Egle .
    Die Rose! –
    Lamon .
    Nein, mein Kind!
    Aminen reich’ ich heut das Seltene vom Jahr:
    Die Rose seh’ ich gern in einem schwarzen Haar.
    Egle .
    Und das soll ich wohl gar verbindlich, artig nennen?
    Lamon .
    Wie lange liebst du mich schon, ohne mich zu kennen?
    Ich weiß es ganz gewiss, du liebst nur mich allein,
    Und dieses muntre Herz ist auch auf ewig dein,
    Du weißt es. Doch verlangst du mich noch mehr zu binden?
    Ist es wohl scheltenswert, auch andre schön zu finden?
    Ich wehre dir ja nicht, zu sagen: Der ist schön,
    Der artig, scherzhaft der! Ich will es eingestehn,
    Nicht böse sein.
    Egle .
    Sei’s nicht, ich will es auch nicht werden.
    Wir fehlen beide gleich. Mit freundlichen Gebärden
    Hör’ ich gar manchen an, und mancher Schäferin
    Sagst du was Süßes vor, wenn ich nicht bei dir bin.
    Dem Herzen lasst sich wohl, dem Scherze nicht gebieten;
    Vor Unbeständigkeit muss uns der Leichtsinn hüten.
    Mich kleidet Eifersucht noch weniger als dich.
    (Zu Aminen.)
    Du lächelst über uns! Was denkst du, Liebe? Sprich!
    Amine .
    Nicht viel.
    Egle .
    Genug, mein Glück und deine Qual zu fühlen.
    Amine .
    Wieso?
    Egle .
    Wieso! Anstatt, dass wir zusammen spielen,
    Dass Amors Schläfrigkeit bei unserm Lachen flieht,
    Beginnet deine Qual, wenn dich dein Liebster sieht.
    Nie war der Eigensinn bei einem Menschen größer.
    Du denkst, er liebe dich. O nein, ich kenn’ ihn besser:
    Er sieht, dass du gehorchst; drum liebt dich der Tyrann,
    Damit er jemand hat, dem er befehlen kann.
    Amine .
    Ach, er gehorcht mir oft.
    Egle .
    Um wieder zu befehlen.
    Musst du nicht jeden Blick von seinen Augen stehlen?
    Die Macht, von der Natur in unsern Blick gelegt,
    Dass er den Mann entzückt, dass er ihn niederschlägt,
    Hast du an ihn geschenkt und musst dich glücklich halten,
    Wenn er nur freundlich sieht. Die Stirne voller Falten,
    Die Augenbraunen tief, die Augen düster, wild,
    Die Lippen aufgedrückt – ein liebenswürdig Bild,
    Wie er sich täglich zeigt, bis Bitten, Küsse, Klagen
    Den rauen Winterzug von seiner Stirne jagen.
    Amine .
    Du kennst ihn nicht genug, du hast ihn nicht geliebt.
    Es ist nicht Eigensinn, der seine Stirne trübt;
    Ein launischer Verdruss ist seines Herzens Plage
    Und trübet mir und ihm die besten Sommertage;
    Und doch vergnüg’ ich mich, da, wenn er mich nur sieht,
    Wenn er mein Schmeicheln hört, bald seine Laune flieht.
    Egle .
    Fürwahr ein großes Glück, das man entbehren könnte.
    Doch nenne mir die Lust, die er dir je vergönnte?
    Wie pochte deine Brust, wenn man vom Tanze sprach;
    Dein Liebster flieht den Tanz und zieht dich Arme nach.
    Kein Wunder, dass er dich bei keinem Feste leidet,
    Da er der Wiese Gras um deine Tritte neidet,
    Den Vogel, den du liebst, als Nebenbuhler hasst;
    Wie könnt’ er ruhig sein, wenn dich ein andrer fasst
    Und gar, indem er sich mit dir im Reihen kräuselt,
    Dich zärtlich an sich drückt und Liebesworte säuselt.
    Amine .
    Sei auch nicht ungerecht, da er mich dieses Fest,
    Weil ich ihn darum bat, mit euch begehen lässt.
    Egle .
    Das wirst du fühlen.
    Amine .
    Wie?
    Egle .
    Warum bleibt er zurücke?
    Amine .
    Er liebt den Tanz nicht sehr.
    Egle .
    Nein, es ist eine Tücke.
    Kommst du vergnügt zurück, fängt er halb spöttisch an:
    „Ihr wart wohl sehr vergnügt?“ – „Sehr.“ – „Das war wohlgetan.
    Ihr spieltet?“ – „Pfänder.“ – „So! Damöt war auch zugegen?
    Und tanztet?“ – „Um den Baum.“ – „Ich hätt’ euch sehen mögen.
    Er tanzte wohl recht schön? Was gabst du ihm zum Lohn?“
    Amine (lächelnd) .
    Ja.
    Egle .
    Lachst du?
    Amine .
    Freundin, ja, das ist sein ganzer Ton. –
    Noch Blumen!
    Lamon .
    Hier! Das sind die besten.
    Amine .
    Doch mit Freuden
    Seh’ ich ihn meinen Blick der ganzen Welt beneiden;
    Ich seh’
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