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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen
Autoren: Peter O'Donnell
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nehmen können, die zur Überholung im Hangar war. Das wilde Herumrasen im Schnellboot hat uns natürlich nichts gebracht.»
    «Die See ist ziemlich unruhig», sagte Clarissa und reichte ihm ein gefülltes Glas.
    «Wie wahr, meine Süße. Und das ist recht gut für uns. Außerhalb der Schiffsrouten kann man praktisch ewig herumfahren, ohne etwas anderes zu sehen als Wasser. Daher wird der ärgerliche Mr. Fletcher voraussichtlich innerhalb weniger Tage verdursten, da er – soweit wir wissen – kein Wasser mitgenommen hat.
    Falls er welches bei sich hat, wird es etwas länger dauern, das ist alles. Und wenn das Boot nicht von einem tropischen Sturm oder einem schlechtgelaunten Wal zum Kentern gebracht wird, wird man ihn nach Jahren irgendwo in den Sieben Meeren als dahinschaukelndes Skelett finden – wieder eines der unlösbaren Rätsel des geheimnisvollen Ozeans. Hast du veranlaßt, daß der Techniker eingeflogen wird und das Radar repariert?»
    «Morgen, Beau.»
    «Ein stämmiger Bursche. Während er hier ist, kann er auch dir zu Diensten sein, mein Herz.» Beauregard Browne streckte ein Bein aus und bewunderte die lila Zehennägel, die aus den offenen Sandalen lugten. «Die einzige andere Möglichkeit für unseren Mr. Fletcher wäre, daß ihn jemand findet. Es ist ebenso unwahrscheinlich wie im Toto zu gewinnen, aber es gibt Leute, die im Toto gewinnen, nicht wahr?» Wieder blickte er Dr. Feng an. «Was wir wissen wollen, ist dies, o Blume des Fernen Ostens: Sind Sie
ganz
sicher, daß Ihre Gehirnwäsche hält, wenn das der Fall sein sollte?»
    Dr. Feng nahm ein Paket Zigaretten aus der Tasche und zündete eine an. Er wußte, daß Beauregard Browne es nicht schätzte, wenn er rauchte, er hatte jedoch das Gefühl, es sei jetzt der richtige Augenblick, eine gewisse Selbstsicherheit zu demonstrieren. «Sie wissen, daß ich nichts garantieren kann, Mr. Browne», sagte er beiläufig. «Ich habe Mr. Fletcher sechzehn Tage behandelt und hätte die Behandlung wahrscheinlich noch weitere sieben Tage fortgesetzt, bevor ich ihn für einen Test zu Ihnen geschickt hätte. Ich bin jedoch der Meinung, daß die Gedächtnisblockierungen, die ich hervorgerufen habe, jeder Durchdringung – das gilt für Mr. Fletcher wie für jede andere Person – standhalten werden und nur von mir selbst beseitigt werden können.»
    Jetzt paßte Clarissa auf. Sie sagte rasch: «Aber er ist geflohen, Doktor. Er wird sich doch bestimmt erinnern, wovor er geflohen ist. Ich meine … seine Zelle, Sie, die Wachen, diese Insel, alles und jedes, was er hier sah.»
    «Man muß sich darüber klar sein, Miss de Courtney-Scott, daß ich mit Mr. Fletcher das einleitende Test-Stadium erreicht hatte. Ich öffnete und schloß gewissermaßen verschiedene Abteile in seinem Gehirn, sowohl durch direkte wie durch posthypnotische Suggestion. Das ist für eine totale Kontrolle wesentlich; und wie Sie wissen, lauteten meine Instruktionen, daß ich nicht sein Gedächtnis oder seine Persönlichkeit, vielmehr nur bestimmte Erinnerungen auslöschen sollte.»
    Dr. Feng zuckte die Achseln.
    «Man muß die Knöpfe bedienen, um zu wissen, ob sie funktionieren.»
    Beauregard Browne sagte: «Soll ich das so verstehen, lieber Freund, daß der gräßliche Fletcher seine Flucht planen konnte, weil Sie zeitweilig ein paar Abteile in seinem Grützekasten geöffnet haben?»
    «Grützekasten?»
    «In seinem Kopf, Häschen. Sie haben zugelassen, daß ein wenig Gedächtnis herausschlüpft.»
    «Ja, eine Weile wußte er, wer er war und was mit ihm geschah. Aber es gab immer einen absoluten Befehl, der die Dauer dieses Bewußtseins einschränkte.
    Die Abteile, wie wir es genannt haben, werden am Abend nach dem Tag seiner Flucht wieder fest verschlossen sein.»
    «Können Sie das so bestimmt sagen?»
    «Ja.»
    «Aber ist es nicht möglich, daß sich irgendwann, irgendwo ein Abteil zufällig öffnet?»
    «Das würde einen massiven Schock erfordern, und selbst der würde die Blockierungen kaum beseitigen.»
    Beauregard leerte sein Glas und stand auf. «Dann werden wir also abwarten, nicht wahr?» sagte er leichthin. «Und sehr wachsam sein. Sollte dem lästigen Fletcher tatsächlich ein nasses Grab erspart bleiben, dann werden wir sehr rasch handeln müssen. Doch jetzt werde ich auf
Paradise Peak
eine Stunde mit meinen kleinen Freunden verbringen.»
    Clarissa hatte das resigniert erwartet; sie wußte, daß Reverend Uriah Crisp nicht der einzige war, dessen Interesse an ihrem Körper
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