Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Schultern legten. Da nahm er die Kopfhörer ab und sah mit einem entschuldigenden Lächeln zu Janet Gillam auf.
    «Tut mir leid, Jan, ich wollte dich nicht aufwecken.»
    «Du hast mich nicht geweckt. Mein Bein hat gejuckt, ich bin aufgewacht und du warst nicht da, also hab ich mich hereingeschlichen.» Ihr kastanienbraunes Haar schimmerte, als sie zum Radio hinüber nickte.
    «Sprichst du mit Modesty?»
    «Ich versuche es seit vier Tagen. Leider erfolglos. Kann sie nicht erwischen.» Er gähnte, drehte den Apparat ab und stand auf. «Komm, gehen wir schlafen.»
    Sie legte eine Hand auf seine Brust. «Nein, versuch es noch ein wenig. Wenn ich nicht hier wäre, würdest du vermutlich noch länger probieren, nicht wahr?»
    Er warf einen Blick zur Decke. «Hm, wahrscheinlich. Aber es ist ja sehr unhöflich, wenn du bei mir bist.»
    Lady Janet Gillam lachte. Sie war jetzt schon sehr lange mit Willie Garvin zusammen, und obwohl sie wußte, daß er ihr nur in einem beschränkten Maß gehörte, mochte sie ihn lieber als jeden Mann, den sie jemals gekannt hatte. Man mußte Willie so nehmen, wie er es wollte, und seine Spielregeln respektieren, wie er die des Partners respektierte – solange beide damit einverstanden waren. Wenn nicht, dann gab es keine langen Auseinandersetzungen und kein Gekränktsein.
    Sie fragte: «Wie wäre es, wenn ich dir eine Tasse Tee mach?»
    «Jetzt sammelst du glühende Kohlen auf meinem Haupt!»
    «Ganz richtig. Ich werde dich schon lehren, ein weibliches Mitglied der Aristokratie zu verführen, um dann in der Nacht aus dem Bett zu kriechen und eine andere Puppe anzurufen.» Ihr Gesicht wurde ernst. «Sie ist doch nicht in Gefahr, oder?»
    «Nein, nein, nichts dergleichen, Jan. Sie bringt einem Freund ein Boot von Brisbane nach Wellington.»
    Lady Janet zuckte die Achseln und versuchte, nicht erstaunt dreinzusehen. «Ist das nicht etwas ganz Alltägliches, heutzutage?»
    «Die Tasman-See ist so voll mit Booten, daß man sich kaum rühren kann.»
    «Wie groß ist ihre Mannschaft?»
    «Es ist nur ein Zehn-Meter-Boot. Sie ist allein.»
    «Ach. Möglicherweise gibt es Leute, die das für ein wenig gefährlich halten, obwohl du so obenhin nein, nein sagtest.»
    «Ich wollte bloß sagen, daß ihr niemand nachstellt. Es ist nicht so wie damals in Château Lancieux.»
    «Nun, das ist wenigstens etwas.» Ihr schauderte bei der Erinnerung an jenen Tag und jene lange Nacht in einer abgelegenen Gegend von Ariege, wo man sie gemeinsam mit Modesty und Willie festgehalten hatte, als die beiden versuchten, einen Mann namens Tarrant, den Chef des Geheimdienstes, vor Folter und Tod zu bewahren. Um Haaresbreite wäre das Unternehmen schiefgegangen, und in jenen endlosen Stunden des Schreckens hatte sie Gefangenschaft, Erniedrigung und die namenlose Angst kennengelernt, von bewaffneten Männern gejagt zu werden, die nur darauf aus waren, zu töten. In diesen Stunden war sie auch von jeder Eifersucht auf jene Bindung geheilt worden, die zwischen Willie Garvin und dem seltsamen dunkelhaarigen Mädchen bestand, dem er schon so lange diente.
    Jetzt zog sie Willies Kopf zu sich herab und küßte ihn.
    «Versuch es weiter; versuch sie zu erreichen. Ich mach uns Tee.»
    Er blickte ihr nach, als sie ein wenig hinkend das Zimmer verließ. Sie trug unterhalb des linken Knies eine Prothese. Das Bein hatte sie bei einem Autounfall verloren, bevor er sie kennengelernt hatte; ihr betrunkener Mann war dabei ums Leben gekommen. Jetzt bewirtschaftete sie mit großem Erfolg eine Farm in der Nähe der
Treatmill
und arbeitete hart. Doch die Tatsache, daß sie die Tochter eines schottischen Earls mit einem Stammbaum war, der sich über sechs Jahrhunderte erstreckte, zeigte sich im Schnitt ihres Gesichtes, in ihren Augen, ihrer Stimme, in jeder Kopfbewegung.
    Noch immer erfüllte es Willie manchmal mit Staunen, daß sie sich damit begnügte, sein Mädchen zu sein.
    Er setzte sich an den FT 101-Multiband-Empfänger, nahm das Mikrofon und sagte: «G3QRO Strich maritim mobil, es ruft G3QRM. Hörst du mich?» Der Apparat wurde durch die Stimme gesteuert und schaltete automatisch auf Empfang um, wenn Willie zu sprechen aufhörte. In den Kopfhörern war ein fernes Knistern zu hören, sonst nichts. Als Janet zehn Minuten später mit dem Teetablett zurückkehrte, nahm er die Kopfhörer ab, drehte den Lautsprecher an und stellte einen Stuhl für sie neben sich. «Du bist eine liebenswürdige Lady, Jan.»
    «Genau das gleiche dachte ich mir eben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher