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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen
Autoren: Peter O'Donnell
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von vier Personen, und als sie sich ihm zuwandte, waren ihre Augen voll des Lachens über etwas, das ein Mädchen mit kurzen kastanienfarbenen Haaren eben gesagt hatte.
    «Guten Abend, Miss Blaise. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß wir uns freuen, Sie hier mit Ihren Gästen zu sehen.»
    Sie lächelte. «Ich habe sie mit sanfter Gewalt gezwungen, so wie Sie es mit mir taten, als Sie mich neulich anriefen.»
    «Aber nein. Ich darf sagen, daß Sie sich sehr leicht überreden ließen.»
    «Ja, weil ich auf meine Freunde zählte. Um die Wahrheit zu sagen, ich selbst erreiche weder die hohen noch die tiefen Noten, also kann ich die ganze Zeit nur so tun, als ob. Und Mr. Garvin geht es ebenso.»
    «Sie scherzen. Aus Ihrer Richtung ertönte ausgezeichneter Gesang.»
    «Alles von meinen Freunden.» Sie wies auf den älteren Herrn, in dem der Pfarrer Sir Gerald Tarrant erkannte, und auf ein großes Mädchen, das ein wenig hinkte. Man wisperte, daß sie Lady Janet Irgendwas sei. «Es tut mir so leid, daß Sie nicht wirklich teilnehmen können, aber bitte, fahren Sie fort.» Der Pfarrer schnalzte mit den Fingern. «Ich habe eine Idee. Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment.»
    Er entfernte sich rasch. Willie Garvin zog eine flache Flasche aus der Tasche seiner pelzverbrämten Jacke und sagte: «Wir werden den Kaffee ein wenig anheizen müssen, um der Kälte zu widerstehen.»
    «Köstlich», sagte Lady Janet. «Mir gefällt es hier. Heutzutage stöhnen die meisten Leute, wenn Weihnachten naht, aber ich liebe es. Alle diese Traditionen bereiten mir ein kindliches Vergnügen.»
    Modesty lachte. «Ich war zu feig, es als erste zu sagen, aber mir geht es ganz genauso. Ich werde richtig aufgeregt, besonders wenn das Wetter mitspielt. Ich hoffe sehr, daß es schneit, und daß, wenn wir am Heiligen Abend losziehen und Weihnachtslieder singen, alles weiß sein wird und große Flocken fallen. Weng montiert Lampions auf Stöcke, es sieht aus wie auf den Weihnachtskarten, und ich habe mir eine weiße Pelzkapuze gekauft, die ich tragen werde. Willie, ich habe mir auch überlegt, ob wir nicht irgendwie ein tragbares Kohlebecken mit uns schleppen können. Würde das nicht hübsch aussehen?»
    Tarrant sagte: «Und Sie wollen behaupten, daß man Sie zu alldem zwingen mußte?»
    Modesty schüttelte den Kopf und hielt Willie ihre Kaffeetasse hin, um einen Schluck Brandy zu bekommen. «Ich habe gelogen. Zuerst lehnte ich ab, aber dann fiel mir ein, daß Sie und Janet hier sein würden. Von Willie weiß ich, daß Janet wirklich gut singt, und Fraser verriet mir einmal, daß Sie in Ihrer Jugend bei einer Amateuroper mitgewirkt haben. Da habe ich gleich zugesagt. Jedenfalls ist er ein sehr netter Pfarrer.»
    Sie lächelte ein wenig zerstreut. «Viel besser als der letzte.»
    «Ich dachte, dieser sei bereits seit zehn Jahren hier», meinte Janet.
    «Ach, ich sprach nicht von seinem Vorgänger. Ich meinte den, den ich …» Sie hielt inne und zuckte die Achseln. «Vor kurzem hatte ich eine Kontroverse mit einem Geistlichen, das ist alles.»
    «Manche von ihnen können ziemlich irritierend sein», sagte Tarrant leichthin.
    Der Pfarrer erschien wieder und sagte: «Entschuldigen Sie mich, aber wenn Sie am Weihnachtsabend tatsächlich nicht mitsingen, könnten Sie und Mr. Garvin dann vielleicht beim Sammeln helfen? Es geht nur darum, an Türen zu klopfen und die Leute zu überreden, sich von möglichst viel Geld zu trennen.»
    «Ich bin überzeugt, daß die beiden das ausgezeichnet machen werden», sagte Lady Janet ernst und zwinkerte Tarrant zu.
    «Großartig. Darf ich sie einen Moment entführen, um sie mit Mrs. Rigby bekannt zu machen? Wissen Sie, Mrs. Rigby kümmert sich um die Kollekte.»
    Als Modesty und Willie gegangen waren, sagte Tarrant: «Modesty genießt die Freuden des Alltags, nicht wahr?» Er sah sich um und fuhr leise fort: «Hat Willie Ihnen etwas von dem, was auf
Dragon’s Claw
geschah, erzählt?»
    «Sehr wenig.» Sie kam näher. Zwischen ihr und Tarrant bestand eine enge Bindung, denn beide wären beinahe von denselben unbarmherzigen Gangstern ermordet worden. Sie erwiderte: «Ich glaube, sie finden es so furchtbar, daß sie nicht davon sprechen wollen Willie erzählte mir nur, daß sie einen Hängegleiter gebaut haben. Was den Rest betrifft, so stelle ich lieber keine direkten Fragen, sondern versuche das, was ich hin und wieder höre, mit dem zusammenzufügen, was ich in den Zeitungen las. Dieser Solon, mit dem sie sich
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