Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Ihre Kompetenz fällt.»
    Bowker fuhr sich über das schweißnasse Gesicht:
    «Ich tue mein möglichstes, Seff. Ich habe seine Wahnvorstellungen nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar noch geschürt.»
    «Ist das in solchen Fällen notwendig? Sie haben es mir doch ganz anders erklärt.» Abermals verfiel Seff in Nachdenken, wartete aber die Antwort des Arztes nicht ab. «Was mir Sorgen macht, ist seine Arbeit, seine Exaktheit.»
    «Der psychiatrische Aspekt ist nur ein Teil des Problems», sagte Bowker eilig. «Über das andere wollte ich schon lange mit Ihnen sprechen. Es ist zwar nicht ganz mein Gebiet –» Er verstummte und wandte sich herum.
    Auch Seff blickte zur Tür.
    Ein kleiner, aber sehr breitschultriger Mann mit einem Brustkasten wie eine Tonne trat ein. Die ziemlich langen Haare waren glatt aus der niedrigen Stirn gestrichen; das Gesicht unter ihr war so flach, daß man es fast schon konkav hätte nennen können. Der Mann trug bloß Boxershorts und offene Sandalen.
    «Sie haben mich warten lassen, Mr. Wish», sagte Seff betont kühl.
    «Tut mir leid, hatte zu tun.» Jack Wish hatte eine tiefe, knurrige Stimme. Er war Amerikaner, äußerst fähig in seinem Spezialfach – aber schwer von Begriff in fast allen anderen Dingen.
    Neidvoll sah Bowker zu, wie Jack Wish sich schwerfällig zur Bar bewegte, um sich einen Drink einzugießen. Der Kerl würde so lange keine Angst vor Seff verspüren, als ihm nicht dämmerte, daß Seff seinetwegen ungehalten war, und es würde ihm nicht dämmern, bevor ihn Seff nicht mit der Nase darauf stieß. Bowker verspürte Lust, mit Jack Wish einen Intelligenztest anzustellen. Von Berufs wegen interessierte ihn dieser Fall einer Spezialbegabung, die einen Menschen auf einem einzigen Gebiet brillieren ließ. Das Glas in der Hand, kam Wish nun grinsend auf die beiden zu. «Die Büchner-Boys haben Werner am Dienstag in Hamburg erledigt», sagte er. «Saubere Arbeit. Ich hab sie ausbezahlt.»
    «Wir haben davon gelesen», sagte Seff, und Bowker merkte mit plötzlicher Enttäuschung, daß Seff heute nicht daran dachte, Jack Wish zur Verantwortung zu ziehen.
    Jack nickte. «Hab ich mir ohnehin gedacht. Aber da hab ich ja auch noch diese Pariser Sache auf dem Hals.
    Im Laufe dieser Woche wird er umgelegt. Kostet nur 3000 Dollar.» Er nahm einen Schluck und blickte dann erwartungsvoll auf Seff und Bowker.
    «Sie haben mir doch noch etwas zu berichten?» sagte Seff.
    «Da können Sie Gift drauf nehmen.» Die platte Visage strahlte vor Stolz. «Erinnern Sie sich noch an diesen Burschen aus Dänemark auf unserem Schiff, damals, als wir im Mittelmeer gearbeitet haben?»
    «Larsen?»
    «Genau. Bißchen zu neugierig gewesen, der Bursche. Hat genug mitgekriegt, um sich ein paar blöde Gedanken über uns zu machen. Na ja – so blöd waren sie ja gar nicht.»
    Bowker überlief es kalt, aber Seffs Stimme war nichts anzumerken: «Woher wissen Sie das, Mr. Wish?»
    «Hab ihn in Hamburg aufgegabelt. Er hatte sich eine Menge zusammengereimt, dachte wohl, sich damit eine hübsche Pfründe zu verdienen. Als er dann
mich
sah, wollte er mich unbedingt ein bißchen aufs Glatteis führen, bevor er probierte, Geld aus mir herauszukriegen.»
    «Sie haben doch hoffentlich den Harmlosen gespielt», sagte Bowker heiser. «Zum Teufel, er hat doch nichts als Vermutungen. Nichts, womit sich was anfangen läßt.»
    «Gibt eine Menge Leute, die auf solche Vermutungen neugierig wären, Doc.» Jack Wish grinste selbstgefällig. «Klar hab ich den Harmlosen gespielt. Hab getan, als wär ich hier der letzte Dreck und wüßte noch weniger als er. Am Ende haben wir uns überlegt, daß wir doch lieber zusammenarbeiten sollten, bißchen Spiegelfechterei, ich drin, er draußen. Wie im Kino, verstehen Sie. Er hat mir’s aus der Hand gefressen. Wenn wir erst die ganze Geschichte beisammen haben, dann sind wir fein heraus. Dann sind wir reich!»
    Sie schwiegen. Schließlich fragte Seff: «Und wo ist Larsen jetzt, Mr. Wish?»
    «Hier.» Wish deutete mit dem Daumen über die Schulter. «Wir sind gemeinsam gekommen. In Westerland war ich drauf und dran, mit ihm Schluß zu machen, aber dann hab ich ihn eingefroren und mitgebracht. Ich dachte, es würde Ihnen passen, den letzten Akt dem Knaben da draußen zu überlassen.» Wish bewegte das Kinn in Richtung zum offenen Fenster. Bowker stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Sekundenlang verspürte er sogar etwas wie Sympathie für Jack Wish.
    Seff ging langsam im Zimmer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher