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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel
Autoren: Peter O'Donnell
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Gebiß.
    «Wollen Sie jetzt bitte den Kadaver wegräumen.»
    Jack Wish öffnete wortlos die Tür, nahm den Toten in seine kräftigen Arme und trug ihn hinaus.
    Bowker schloß die Tür hinter ihm und kam dann zurück, um Seff bei den Umschlägen zu helfen. Jeder trug auf der Innenseite der Klappe eine Kennummer. Der Inhalt war verschieden. Ein Umschlag enthielt nichts als eine Haarlocke, ein anderer einen Zettel mit ein paar handgeschriebenen Worten darauf, ein dritter ein Foto; in manchen Kuverts steckten auch mehrere Dinge.
    Seff verglich die Kennziffern mit denen auf einer Namensliste und notierte dann die siebzehn Namen nebst Nationalität, Beruf und Status.
    «Wollen Sie Regina Warnschreiben an alle siebzehn aussenden lassen?» fragte Bowker. Seff antwortete nicht. Er studierte jetzt eine andere List. Schließlich sagte er: «Nein. Nur an sechzehn. Einer davon, ein argentinischer Gentleman, steht auf unserer Erpressungsliste und wird, Ihrer Einschätzung zufolge, vermutlich zahlen, was wir von ihm verlangen.
    Sie haben mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent gerechnet.» Seff strich sich über das strähnig-glatte Haar. «Es würde unserer Reputation schaden, wenn ein Kunde bezahlte und dann trotzdem stürbe.»
    «Also dann sechzehn», sagte Bowler. «Wenn Luzifers Exaktheit diesmal nur etwas über 80 Prozent liegt, brauchen wir nur drei Liquidierungen.»
    «Was Mr. Wish zweifellos bewältigen kann.» Seff schloß beide Listen. «Erreicht Luzifer aber nur 75 Prozent, so steigt die Zahl der Liquidierungen auf vier. Das sieht schon böser aus. Bedenken Sie das, Dr. Bowker.» Er erhob sich. «Ich werde Regina Anweisung geben, die üblichen Zirkulare an die Regierungsstellen und die betreffenden Privatpersonen vorzubereiten, sobald wir die Auswahl aus unserer Erpressungsliste getroffen haben.»
    Nach einigem Zögern sagte Bowker: «Wir sind jetzt acht Monate hier. Wann wechseln wir unseren Standort?»
    «Ende des Monats.»
    «Sie haben etwas gefunden?» fragte der Arzt überrascht.
    «Sogar etwas Ausgezeichnetes. Und wiederum an Land. Es hat mir gar nicht behagt, vom Schiff aus zu operieren. Ja, ja, ich habe das alles auf meiner letzten Reise nach Macao reiflich erwogen. Bitte, beginnen Sie, Luzifer psychologisch darauf vorzubereiten, daß er beschließt, seine Residenz bald in einem anderen Teil seines Reiches aufzuschlagen.»
    «In Ordnung.» Bowker war erleichtert, daß sich das Gespräch von Luzifers Exaktheit zu konkreteren Dingen gewandt hatte.
    Die Tür ging auf, und Jack Wish trat ein. «Ich hab Larsen zum Untertauchen fertiggemacht», sagte er. «Ja, und Luzifer hat mir aufgetragen, ich soll Ihnen ausrichten, daß er Unterhaltung wünscht.»
    Seff zog an seinen Fingern und ließ die Knöchel genußvoll knacken, wobei, was nur selten vorkam, ein Schimmer der Erregung über sein fahles Gesicht huschte. «Die Routinearbeit hier können wir später erledigen», sagte er. «Bitte, informieren Sie Luzifer, daß wir auf schnellstem Wege bei ihm erscheinen werden, Mr. Wish. Ich hole nur Regina.»
    In einem gutmöblierten Schlafzimmer lag auf einem der Ehebetten eine etwa fünfzigjährige Frau, deren ergrauendes Haar in einem altmodischen Knoten frisiert war. Ihre Züge waren zart, ihr Teint sehr blaß. Sie war in einen langärmeligen geblümten Schlafrock gehüllt und trug baumwollene Strümpfe. Neben ihr stand eine schäbige Handtasche. Die Frau schlummerte. Sie schlug die Augen auf, als Seff ihre Schulter berührte.
    «Luzifer wünscht unterhalten zu werden, meine Liebe», sagte er freundlich.
    Das farblose Gesicht zeigte ein scheues Lächeln der Freude. «Nein, wie reizend!» sagte die Frau in geziertem Tonfall. «Ich komme gleich, Seffy. Muß nur noch die Schuhe anziehen.»
    Die Jalousien waren herabgelassen worden, so daß das Zimmer im Zwielicht lag. Luzifer, jetzt in dunklen Slacks und rotem Hemd, saß zurückgelehnt in einem Sessel. Etwas weiter hinten und seitlich von ihm hatten Bowker und Jack Wish an den Enden einer langen, niedrigen Couch Platz genommen.
    An der ihnen gegenüberliegenden Zimmerwand war ein Marionettentheater aufgebaut. Seff und seine Frau waren dem Blick der Zuschauer durch den schwarzen Vorhang entzogen, der das Rahmenwerk der Bühne verbarg. Die kleinen roten Bühnenvorhänge waren geschlossen.
    Eine sanfte, getragene Musik klang auf. Der Vorhang öffnete sich und gab die lichtüberflutete Bühne frei. Der gemalte Theaterprospekt zeigte in einiger Entfernung ein von Wald
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