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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel
Autoren: Peter O'Donnell
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auf und ab und ließ seine Fingerknöchel knacken, ein sicheres Zeichen für seine Zufriedenheit. «Das haben Sie wirklich ausgezeichnet gemacht, Mr. Wish», sagte er beifällig, «und ich bin mit Ihrem Vorschlag durchaus einverstanden.
    Ich nehme an, daß Sie gleich nach Ihrer Ankunft Larsen für seine Abreise vorbereitet haben?»
    «Wa –?» Wish glotzte verständnislos. «Herrgott, der darf doch hier nicht mehr weg, Seff. Ich hab ihn doch extra hergebracht, daß –» Er verstummte, während das Begreifen in seinem Gesicht zu dämmern begann.
    «Ach, Sie meinen, ich hab ihn für die Show des Knaben da draußen präpariert. Aber sicher, es kann gleich losgehn.»
    «Sie haben mich restlos verstanden.» Seff nahm seinen Gang wieder auf. Bei jedem Schritt knackten die Gelenke seiner klapperdürren Gestalt. Bowker bekam dabei jedesmal eine Gänsehaut, und er versuchte, dieses enervierende Geräusch durch lautes Sprechen zu übertönen.
    «Sie hatten für Nachmittag eine Arbeitssitzung anberaumt, Seff.»
    «Stimmt.» Seff hielt an. «Was raten Sie mir: Sollen wir Larsen gleich vornehmen oder nachher?» Bowker überlegte kurz. «Nachher. Die Exekution erzeugt Spannungen, und unser junger Freund arbeitet präziser, wenn er entspannt ist.»
    «Besorgen wir’s Larsen lieber selber?»
    «Nein.» Jetzt war Bowker wieder in seinem Element. «Die letzte Demonstration liegt schon geraume Zeit zurück. Wir sollten uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen.»
    «In Ordnung.» Seff blickte aus dem Fenster. Draußen sonnte sich eine gebräunte Gestalt in roter Schwimmhose auf der Terrasse. «Vielleicht wollen Sie nun unseren jungen Freund mit geziemendem Respekt fragen, ob ihm unsere Gesellschaft jetzt genehm wäre, Dr. Bowker?»
    In einem geräumigen Zimmer der oberen Etage ließ Jack Wish sich in einen Sessel fallen und streckte die plumpen nackten Beine von sich.
    «Dieses Theater macht mich fertig», sagte er.
    «Lassen Sie sich das nicht anmerken, Mr. Wish, sonst behalten Sie am Ende noch recht», gab Seff zur Antwort. Er öffnete einen stählernen Aktenschrank. Dann schloß man die Fenster und ließ die Jalousien herunter.
    Jetzt erhellte nur ein schmaler Lichtstreifen den Raum.
    Jack Wish blickte Seff ratlos an: «Ich verstehe nicht, Seff.»
    «Ich habe gemeint, Sie sollen unseren jungen Freund nicht merken lassen, daß wir das Ganze nicht ernst nehmen.» Seff hob den Kopf, und sein breites Lächeln entblößte zwei Reihen sehr weißer, aber nicht ganz korrekt sitzender falscher Zähne. «Andernfalls wären Ihre Tage gezählt.»
    Jack Wish rückte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. Er hatte sich abgewöhnt, darüber nachzudenken, warum ihn Seff manchesmal so erschrecken konnte. «Keine Sorge», brummte er verdrießlich. «Ich kenn den Betrieb.»
    Seff fand es nicht der Mühe wert, zu antworten. Er war damit beschäftigt, eine Anzahl langer Karteifächer auf dem Tisch aufzureihen, deren jedes vier- bis fünfhundert versiegelte und numerierte Umschläge enthielt.
    Die Tür ging auf, und Bowker trat zur Seite, um seinem Begleiter den Vortritt zu lassen. Der Eintretende war groß, von herrlichem Körperbau, und seine makellose Haut war von bronzener Sonnenbräune. Er trug noch immer die rote Schwimmhose und Riemensandalen. Sein Körper war der eines durchtrainierten Athleten, das Gesicht jung, faltenlos und sanft gerundet, die Augen strahlten blau. Das kurze schwarze Haar wirkte wie eine Mütze aus dichten Locken. Etwas wie Unschuld umgab die ganze Gestalt – eine seltsame Unschuld, hinter der stahlharte Autorität fühlbar war.
    Seff verneigte sich leicht und mit knirschenden Gelenken. «Luzifer», sprach er, «ich hoffe, wir halten Sie nicht von bedeutenden Dingen ab?»
    «Nein.» Die Stimme klang kraftvoll, doch sanft. «Ich habe mit Pluto und Belial gesprochen.»
    «Treue Diener», bestätigte Seff ehrerbietig. «Ich bedauere zutiefst, Ihnen diese Mühe nicht abnehmen zu können, Luzifer. Aber wer in den höheren Rängen der Menschheit zu sterben hat, das zu entscheiden, ist Ihr alleiniges Vorrecht.»
    «Zu sterben?» Das Mißfallen in Luzifers Wiederholung war nicht zu überhören.
    Schadenfroh registrierte Bowker Seffs Lapsus und schaltete sich geschmeidig ein, um die Sache wieder auszubügeln. «Wir meinen natürlich die Überführung nach den Unteren Regionen Ihres Königreichs», sagte er lächelnd. «Aber da die Welt das nun einmal sterben nennt, verwenden bisweilen auch wir dieses Wort, Luzifer. Sie haben
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