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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel
Autoren: Peter O'Donnell
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schließlich durch Gewalt über das Gute siegte.
    Nun verschmolzen der schwarze und der rosig-helle Körper zu einer sich auf der kleinen Bühne windenden Einheit. Sie erhoben sich, trennten sich voneinander, und das Mädchen lief davon – doch ohne entkommen zu wollen. Ihre Züge schienen vor Sinnlichkeit zu brennen, als sie im Kreis vor ihrem Verfolger herlief.
    Man hörte ihr kicherndes Lachen und die tiefere Antwort des Negers. Dann strauchelte sie, fiel nieder, und schon war der Mann über ihr.
    Die Körper zuckten in langer Vereinigung, schließlich erstarb das Keuchen der Lust, und auch die schrillen ekstatischen Schreie hörten auf. Der Schwarze erhob sich und begann wieder zu tanzen, langsam zunächst und ermattet über dem ausgestreckt daliegenden Mädchen. Dabei schwoll die Musik wieder an.
    Bowkers berufliches Interesse wandte sich jetzt Seff, dem unsichtbaren Puppenspieler, zu. Seff zog an den Drähten, und die Marionetten tanzten. Aber auch wenn diese erschreckenden Puppen wieder in ihren Schachteln lagen und die kleine Bühne abgebaut war – die Situation blieb dieselbe. Seff zog weiter an den Schnüren, und sie hießen Angst und Gier, Schmeichelei und Drohung, Leben und Tod, und lebendige Menschen tanzten auf sein Geheiß. Nur einer von ihnen, Luzifer, merkte nicht, an welchen Drähten er da hing.
    Die Musik wurde wieder leiser. Der Schwarze beugte sich nieder und berührte das nackte Mädchen. Sie hob den Kopf. Der Neger wies mit einer obszönen Geste auf die kniende Nonne und blickte dann wieder auffordernd seine Gefährtin an. Sie nickte begeistert Zustimmung und erhob sich.
    Wie Tiere pirschten sich die beiden an die bekleidete Gestalt heran, stürzten sich über sie, warfen sie rücklings zu Boden und hielten sie fest. Die kleinen hölzernen Hände, die mit winzigen, dem Beschauer nicht sichtbaren Haken ausgerüstet waren, zerrten am Habit.
    Die Nonne begann gellend zu schreien.
    Hinter der Bühne standen Seff und Regina auf der niedrigen Brücke, hatten die Arme auf das hüfthohe Geländer gestützt und dirigierten geschickt die Bewegungen der Puppen. Ihre hingerissenen Gesichter zeigten, wie sie in dem Spiel aufgingen, und fast automatisch begleiteten sie die unten abrollende Szene mit Lauten und Geräuschen.
    Mit der Schuhspitze betätigte Seff einen Knopf, und erotisierende Dschungelmusik bereitete mit ihrem rhythmischen Crescendo den Höhepunkt vor.
    «Gratuliere, Regina», sagte Bowker anerkennend. «Es war großartig. Luzifer war sehr angetan.»
    Ungeschickt ordnete sie ihr Haar, während sie an Bowkers Seite durch den Gang schritt. «Zu liebenswürdig von Ihnen, Dr. Bowker», sagte sie, vor Freude errötend. «Ich hoffe nur, es hat auch
Ihnen
gefallen.»
    «Aber natürlich», heuchelte Bowker mit gewinnendem Lächeln.
    Vor ihrer Zimmertür blieb Regina stehen. «Ich muß meinen Mittagsschlaf nachholen», sagte sie, «und ich glaube, daß Seffy Sie im Büro erwartet. Sie sollten sich beeilen.»
    «Gewiß.» Bowker verabschiedete sich mit einem Lächeln und ging den Gang entlang. Für ihn war das Puppentheater zum Kotzen. Das Erotische daran regte ihn nicht an und die obszöne Blasphemie regte ihn nicht auf. Selbst als pornographischer Film mit echten Darstellern hätte das Ganze ihn nur gelangweilt.
    Was ihm aber Ekel verursachte, waren die Seffs. Vor ihm empfand er Angst und Respekt; Regina war lästig und sonst nichts. Sobald aber die beiden gemeinsam ihre widerwärtigen Puppen manipulierten, wurde es Bowker übel. Zweifellos entsprang diese Abneigung dem wohlbekannten seelischen Mechanismus der Substitution: da er sich selbst für seine marionettenhafte Rolle verachtete, Selbsthaß jedoch auf die Dauer nicht zu ertragen ist, hatte er all seine Abneigung auf die Seffs und ihre Puppen abgewälzt …
    Bowker unterbrach seinen Gedankengang und fluchte leise vor sich hin. Selbstanalyse führte hier zu nichts. Er wußte aus Erfahrung, daß sie ihn Luzifer gegenüber nur unsicher machte. Er beschleunigte seinen Schritt und betrat das Büro.
    Seff, der schreibend am Tisch saß, blickte auf. «Sie haben mich warten lassen, Dr. Bowker.»
    «Tut mir leid, ich habe mit Luzifer gesprochen. Wollte sehen, wie sicher er sich bei seinen Selektionen fühlt.»
    «Na und?»
    «Ich hab nichts herausgekriegt. Hab es auch nicht erwartet. Die vollkommene Überzeugtheit vom Wahn gehört zur Paranoia.»
    «Also haben Sie Ihre Zeit verschwendet?»
    «Das geht manchmal nicht anders bei einer so unexakten
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