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Titel: Mobile
Autoren: Andreas Richter
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einig?«
    »Über das Geschäft. Wir haben es abgeschlossen.«
    Joachim erstarrte. Fassungslos presste er hervor: » Was habt ihr? Das Geschäft, das ich ...?«
    »Wir haben das Geschäft abgeschlossen, das ich Ihnen vorgeschlagen hatte. Allerdings mit einem ... sagen wir: Nachlass. Ich bin Michael etwas entgegen gekommen, ich wollte nicht kleinlich sein.«
    Joachim rang nach Luft. »Was?« Es war keine Frage, es war ein Schrei.
    »Michael erzählte mir, dass er der Bruder des Jungen ist, der seinerzeit mit den Murmeln spielte. Er war der Ansicht, aus diesem Grunde hätte er Anspruch auf einen Rabatt. Mir gefiel der pfiffige Gedanke, doch vor allem gefiel mir Michaels außergewöhnliche Selbstlosigkeit und Loyalität. Einen größeren Beweis seiner Freundschaft gegenüber Ihnen und Ihrer Familie hätte er nicht liefern können, das ist geradezu heroisch.«
    »Zwanzig Jahre«, sagte Michael mit dünner Stimme auf Deutsch. »Dieser Scheißkerl hat sich darauf eingelassen, zwanzig meiner Lebensjahre zu nehmen. Damit ist die Sache für dich, Carola und den Kleinen ausgestanden. Du darfst dich freuen, Jo.«
    »Du spinnst«, flüsterte Joachim. Er schüttelte den Kopf. »Das ist ... unmöglich!«
    »Es ist eine gute Lösung, Jo. Die einzig vernünftige.«
    Joachim hörte nicht auf, den Kopf zu schütteln. Er wollte etwas sagen, aber er brachte kein Wort heraus.
    »Ich werde Sie nun in die Stadt zurückbringen lassen«, sagte George.
    »Du bist nicht ganz dicht«, murmelte Joachim. »Sag mir, dass das nicht stimmt!«
    Michael hob den Kopf. Er schien langsam wieder zu Kräften zu kommen, seine Gesichtsfarbe kehrte allmählich zurück.
    »Machen Sie es rückgängig«, zischte Joachim in Georges Richtung. »Ich will, dass Sie das auf der Stelle rückgängig machen. Es ist mein Deal mit Ihnen, nicht seiner.«
    »Ich bedaure, Jo, dafür ist es zu spät. Diese Art von Geschäften lassen sich nicht rückgängig machen.«
    In Joachims Mund breitete sich eine bitter schmeckende Übelkeit aus.
    »Bess geleitet Sie jetzt zur Tür. Der Fahrer wird Sie zurückbringen. Leider werden Sie sich hinten im Fahrzeug aufhalten müssen, die Wegstrecke hierher sollte auch weiterhin nur einem bestimmten Personenkreis bekannt sein - das verstehen Sie sicherlich.« Er nickte Bess zu.
    Joachim legte seine Hand in Michaels Nacken. »Ich will jetzt von dir hören, dass das alles nicht wahr ist. Ihr verarscht mich, oder?«
    »Jo, übrigens«, sagte George. »Das Mobile: Diese Holzfigur war als letzte der sechs Figuren noch unbesetzt und frei. Nun haben alle Holzfiguren ihre Aufgabe erfüllt. Das Mobile ist jetzt nutzlos, Sie können es getrost wegwerfen oder damit machen, was Sie wollen. Sollten Sie es über dem Bett Ihres Kindes hängen lassen wollen, können Sie es ohne Bedenken tun - ich versichere Ihnen, dass Ihr Kind das Mobile fortan mit anderen Augen sehen wird.« Er grinste spöttisch.
    In Joachim schoss die Wut hoch. Er war kurz davor, George die Faust ins Gesicht zu schlagen, doch er beh ielt die Beherrschung.
    »Wir sind noch nicht fertig, Arschloch«, zischte er und zeigte mit dem Mittelfinger auf George. »Das war nur ein Etappensieg für dich, aber nicht mehr. Ich werde alles tun, um dir die Scheiße heimzuzahlen. Glückwunsch, du hast einen neuen besten Feind!«
    George sah Joachim aus seinen unwirklich erschein enden Augen an. Er wirkte völlig unbeeindruckt.
    »Lass uns von hier abhauen«, sagte Michael und legte die Hand auf Joachims Schulter. »Komm, ab nach Hause. Hilf mir beim Gehen, meine Beine sind ganz weich.«
    Angewidert wandte Joachim sich von George ab. Er hakte Michael unter. Sie folgten Bess. Vor dem Haus stand mit laufendem Motor und offenen Hecktüren der Kastenwagen. Bess griff in ihre Jackettasche und zog Joachims Handy heraus. Sie gab es ihm. Er wunderte sich nicht, er wunderte sich über gar nichts mehr.
    » Schade, dass wir uns nicht unter anderen Umständen kennengelernt haben, du hübsche Hexe«, sagte Michael zu ihr. »Das hätte was werden können mit uns beiden. Du hast nicht zufällig ein Foto von dir, das du mir mitgeben kannst? Am besten eines, auf dem du nackt bist.«
    Sie zeigte keine Regung. Michael stieg in den Wagen und setzte sich auf eine Pritsche. Joachim tat es ihm nach. Die Türen schlossen sich. Sie saßen im Stockdunkeln. Kurz darauf setzt sich der Wagen in Bewegung.
    » Was hast du dir nur dabei gedacht?«, fragte Joachim. Er war heilfroh, dass Michael nicht sehen konnte, wie er sich Tränen aus
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