Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mobile

Mobile

Titel: Mobile
Autoren: Andreas Richter
Vom Netzwerk:
gerufen, wenn wir es wüssten? Wir haben zu dritt das ganze Haus durchsucht, in jeden Schrank haben wir geschaut und unter jedes Sofa geguckt, sogar unter der Schmutzwäsche im Waschraum und weiß Gott wo sonst noch. Pearcy ist nicht im Haus, Officer, aber er hat das Haus nicht verlassen.«
    »Erklären Sie mir, wie das funktionieren soll, Sir.«
    »Erklären Sie es mir, Sie sind der Cop, das ist Ihr verdammter Job. Mein Job ist es, schwer zu berechnende Bälle zu werfen.« O'Stouts Augen funkelten angriffslustig.
    Der stämmi ge Polizist sagte in beschwichtigendem Tonfall: »Okay, Leute, versuchen wir alle, ruhig zu bleiben. Mel, wir werden auf jeden Fall eine Fahndung rausgeben. Das Foto Ihres Sohnes wird sicher hilfreich sein, danke dafür. Rufen Sie uns sofort an, sobald Pearcy wieder auftaucht, und das wird er schon bald. Garantiert hat er hier im Haus ein Versteck, von dem Sie nicht mal ahnen, dass es das gibt. He, Mel, ich wette, dass Ihr Junge in seinem Versteck hockt und die Hosen gestrichen voll hat, weil er weiß, dass er es mit dem Verstecken übertrieben und Ihnen einen gottverdammten Schrecken eingejagt hat.«
    »Pe arcy hat sich nicht versteckt«, sagte plötzlich Mels Frau. Es waren ihre ersten Worte in Gegenwart der Polizisten. Sie nahm die Hände von ihrem verweinten Gesicht und sah zu den Männern rüber.
    »Er hätte Donni mit ins Versteck mitgenommen.«
    »Bitte wen, M'am?«
    »Seine dämliche Holzente«, übernahm Mel das Antworten. »Er schleppt sie überall mit hin, das hässliche Ding klebt geradezu in seiner Hand.«
    »Er hat sie vor einiger Zeit auf einem Benefiz-Flohmarkt gekauft«, ergänzte sie. »Von seinem eigenem Geld. Ich weiß nicht, was er an diesem alten Holzspielzeug findet, aber er liebt es abgöttisch und macht ohne es im Haus keinen Schritt. Am liebsten würde er es mit zur Schule nehmen. Wenn Pearcy sich hier irgendwo versteckt hätte, hätte er die Holzente mitgenommen, aber sie liegt neben seinem Bett.«
    Die beiden Polizisten warfen sich einen kurzen Blick zu, dann sagte der Stämmige: »Also dann, wir müssen wieder los. Danke für den Kaffee. Wir hören sehr bald voneinander.«
    »Lucía«, rief Mel.
    Die Frau mit dem südamerikanischen Ureinwohnergesicht betrat den Raum.
    »Bring' die Gentlemen bitte zur Tür.«
    Er reichte beiden die Hand und sagte: »Danke für Ihre Unterstützung. Und ... hey, es tut mir leid, dass ich eben die Beherrschung verloren habe, aber ich bin ... ich habe Angst.«
    Der junge Polizist nickte nachsichtig.
    »Wir verstehen das«, sagte der andere Cop. Er klopfte Mel aufmunternd und bewundernd zugleich auf die Schulter. Dann, an Mels Frau gewandt: »Misses O'Stout ... gute Nacht, M'am.«
    Sie nickte knapp .
    Die beiden Beamten sprachen erst wieder miteinander, als sie kurz darauf im Auto saßen.
    »Komische Geschichte«, sagte der Jüngere, der hinter dem Steuer saß. »Was sagst du dazu?«
    »Was ich dazu sage? Dass ich es , verdammt noch mal, kaum glauben kann! Ich meine, Mel O'Stout ..., verstehst du? Der Kerl spielt nicht für irgendein Team, sondern er spielt für die White Sox . Frage mich nach Tradition und Herz im Baseball, nach Leidenschaft und Blut, und ich antworte dir: White Sox - und zwar noch vor den verdammten Yankees aus New York. Mein Pa hat mich zum ersten Mal mit zu den Sox genommen, da warst du noch nicht mal geplant gewesen, mein Junge. Die Spieler der Sox sind meine Helden gewesen, und sie sind's in gewisser Weise immer noch, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Klar verstehe ich.«
    »Ich hatte wegen der Sox fast mal einen Schulverweis bekommen, das gab mächtig Ärger.«
    »Ist nicht wahr«, meinte der junge Cop, ohne dass es ihn wirklich interessierte. Er betrachtete das Haus der O'Stouts, das matt beleuchtet hinter dem Vorhang aus herabfallendem Schnee lag.
    »Ich hatte einem Klassenkameraden was auf's Maul gegeben, hat ihn einen Zahn gekostet. Scheiße, er hatte behauptet, die Sox spielten deshalb eine miese Saison, weil die meisten Spieler von der Wettmafia gekauft seien und die eigenen Spiele verschoben, so ähnlich wie beim Skandal damals in 1919.«
    »So etwas sagt man nicht, wenn man es nicht beweisen kann.«
    »Verdammt, nein.«
    Eine Sekunde lang herrschte Stille, dann sagte der junge Cop: »Guck dir das Haus an. Und wie es drinnen aussieht, alles nur vom Feinsten. Hast du den Flachbildschirm gesehen? Der ist doppelt so groß wie ein Billardtisch. Und die Indio- Squaw wohnt bei denen, hat ein eigenes Zimmer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher