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Titel: Mobile
Autoren: Andreas Richter
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schlafen.«
    Joachims Magen zog sich zusammen, ihm wurde schlecht.
    Michael raunte auf Deutsch: »Reiß dich zusammen und spiel jetzt mit!« Dann zu George: »Wir wissen längst, dass wir das Mobile und den Jungen nicht voneinander trennen können. Und uns ist klar, dass wir den Jungen vermutlich nicht werden retten können. Aber auch wir haben etwas, das wir Ihnen wegnehmen, George oder wie auch immer Sie tatsächlich heißen. Die verbrannten Aufnahmen des Kindes und des Mobiles vorhin haben Sie ganz schön nervös gemacht, denn sonst wären wir jetzt nicht hier. Ich sage Ihnen was: Sie haben die gleiche Scheißangst um Ihr verfluchtes Mobile wie Jo um seinen Sohn. Und selbst wenn der Kleine drauf geht und Ihre hübsche Hexe Bess Jo und mir das Herz rausreißt und es roh zum Frühstück verspeist, so werden Sie Ihr geliebtes Spielzeug und somit die darin gebunkerten Lebensjahren verlieren, mein lieber George. Weil nämlich Jos und meine gemeinsame große Liebe, die Mutter des Kleinen, aus Ihrem Holzgerümpel ein hübsches kleines Feuerchen machen wird - und zwar unmittelbar, bevor die Figur den Rest an Farbe verliert.« Er nickte seinen Worten hinterher, befand, dass es überzeugend klang und fuhr fort: »Sie lässt die Scheißfigur nicht aus dem Auge und lauert nur darauf, das Mistding abzufackeln und Sie mit leeren Händen dastehen zu lassen. So ist es abgesprochen, George, und so wird es durchgezogen. Am Ende werden wir alle Verlierer sein - und Sie der größte Verlierer von uns allen.«
    George sah Michael fest an, und Michael erkannte, dass er angestrengt nachdachte und es in ihm arbeitete. » All die Mühe umsonst, George, die Arbeit und die Geduld und das Warten ... - fast tun Sie mir leid. Aber Sie sehen ja: Man sollte niemals Leuten ans Bein pissen, die nichts zu verlieren haben.«
    George lächelte maskenhaft. »Sie bluffen gut, Michael, das muss ich zugeben. Doch Ihr Bluff geht ins Leere, Sie liegen vollständig falsch.«
    »Na, dann ist ja alles gut für Sie und das kleine Feuerchen wird Ihnen komplett am Arsch vorbei gehen.« Michael schickte seinen Worten ein breites Grinsen hinterher.
    George dachte kurz nach, dann gab er Bess ein knappes Zeichen. Sie trat zwischen die beiden Sessel und berührte Joachim und Michael kurz am Knie. Michael verstand. Er stand auf. Joachim blieb sitzen, seine weichen Beine hätten ihn ohnehin nicht lange getragen. Die innere Unruhe zerriss ihn fast.
    George klemmte sich den Frackstock unter den Arm. Dann griff er mit den Kuppen der Finger in seine Augen und sagte: »Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie sich anlegen.«
    Katzenaugen , kreischte es in Joachim. Ihm blieb vor Spannung die Luft weg. Und tatsächlich: Als George die Hände wieder runter nahm, lag in seinem Gesicht ein Augenpaar, das exakt dem einer Katze entsprach. Eine grüne Iris und tiefschwarze, fast runde Pupillen.
    »Die Macht, mit d er Sie sich anlegen, ist gewaltiger als alles, was Sie bislang zu kennen glaubten. Erklären Sie einem von uns den Krieg, sehen Sie sich einer Streitmacht gegenüber, die über Waffen verfügt, die Ihre Vorstellungen übertreffen.«
    Michael schluckte und versuchte inständig, sich seinen leichten Schrecken nicht anmerken zu lassen. Er sagte: »Dann stimmt es ja, dass es diesen Club mit euch Katzenaugen-Leuten gibt. Was muss man tun, um solche Augen zu bekommen? Töten? Verderben sähen? Oder kommt man mit den Teilen auf die Welt und ist von vornherein eine Art Mutant?«
    Joachim raunte auf Deutsch: »Es reicht, nicht übertreiben, er hat bereits seine Linie verloren, merkst du das denn nicht? Er will uns um jeden Preis beeindrucken und in die Schranken weisen. Er wackelt.«
    Michael ignorierte Joachim komplett. »Werden die Pupillen schmaler , je heller das Licht ist? Habt ihr Gottverdammten wie die Katze das dritte Lid, das den Augapfel mit ausreichend Tränenflüssigkeit versorgt, so dass aufs Blinzeln verzichtet werden kann?«
    Bess trat an George heran und flüsterte ihm hinter vorgehaltener Hand etwas ins Ohr. Er lauschte aufmerksam, während seine bizarren Augen zwischen Joachim und Michael hin- und herwanderten. Nachdem Bess zu Ende gesprochen hatte, trat sie einen Schritt zur Seite.
    George sagte: »Also gut: Schließen wir beide ein kleines Geschäft ab. Sie und ich, Jo.«
    Joachim sah ihn staunend an.
    »Mein Vorschlag lautet: Die Lebenserwartung Ihres Sohnes gegen Ihre Lebenserwartung.«
    Bleierne Stille erfüllte den Raum. Einen Augenblick später hatte Joachim
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