Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag
Autoren: Winifred Watson
Vom Netzwerk:
Adresse gegeben.«
    »Oh!«, sagte Miss LaFosse mit ausdrucksloser Miene. Schweigen.
    »Hätten Sie lieber einen Jungen oder ein Mädchen?«, fragte Miss LaFosse.
    »Du meine Güte!«, sagte Miss Pettigrew nervös. »Am Ende sage ich noch das Falsche. Aber gut! Ich nehme an, wir haben alle unsere Vorlieben. Ich muss gestehen, dass ich mit kleinen Mädchen ein gutes Stück leichter umgehen kann.«
    »Und wenn es zwei wären?«, fragte Miss LaFosse. »Ein Pärchen?«
    Miss Pettigrew schwirrte der Kopf. Sie warf Miss LaFosse einen bestürzten Blick zu und sah dann hastig wieder weg.
    »Kein Problem, kein Problem«, versicherte sie eilig. »Ich hatte erst vor Kurzem gleich zwei auf einmal.«

    Miss LaFosse lachte Tränen.
    »Sie grundanständiges Goldstück! Beruhigen Sie sich. Es war nur Spaß. Ich habe keine.«
    »Keine Kinder?«
    »Keine Kinder. Nicht mal ein ganz klitzekleines.«
    »Ach Gott, was bin ich froh!«, schnaufte Miss Pettigrew erleichtert.
    »Aber Sie hätten es für möglich gehalten«, sagte Miss LaFosse schelmisch.
    Miss Pettigrew blickte hierhin und dorthin und wurde puterrot.
    »Ich bitte untertänigst um Vergebung«, sagte sie, flattrig wie ein aufgescheuchtes Huhn. »Bitte verzeihen Sie mir. Wie konnte ich nur so etwas denken!«
    »Das ist doch durchaus verständlich«, sagte Miss LaFosse schmunzelnd.
    Miss Pettigrew wirkte konsterniert.
    »Zu wem gehören die Kinder dann?«, fragte sie würdevoll.
    »Welche Kinder?«
    »Ihre Kinder … ich meine … die Kinder … die Gouvernante … die Arbeitsvermittlung« – Miss Pettigrew wusste nicht mehr weiter.
    »Es gibt keine.«
    »Keine … keine Kinder?«
    »Absolut keine.«
    »Aber … Ihre Anfrage?«
    »Ich hatte nach einem Hausmädchen gefragt, weil meins gerade gegangen war. Wahrscheinlich hat Miss Holt die Adressen durcheinandergebracht.«
    »Ach du liebes bisschen!«, sagte Miss Pettigrew völlig verzagt. »Ja natürlich. Sie hatte gleichzeitig auch noch eine Anfrage nach einem Hausmädchen. Jetzt fällt es mir wieder
ein, dass sie so etwas gesagt hat. Dann komme ich jetzt wohl zu spät. Die Stellung ist sicherlich schon vergeben.«
    »Das«, sagte Miss LaFosse vorsichtig, »möchte ich hoffen, in meinem eigenen Interesse.«
    »In Ihrem Interesse?«
    »Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen«, sagte Miss LaFosse. »Aber ich zaudere noch. Ich weiß, Sie sind eine Dame. Werden Sie auch bestimmt nicht gekränkt sein?«
    »Bei Ihnen niemals«, sagte Miss Pettigrew, insgeheim durch und durch aufgewühlt.
    »Sehen Sie«, sagte Miss LaFosse, »Michael und ich werden heiraten. Und zwar recht bald. Aber Michael hat einen Spleen. Er will unbedingt ein großes Haus mit riesigen Räumen. Er sagt, er hätte seine ganze Jugend mit einer neunköpfigen Familie zusammengepfercht in einer winzigen Wohnung gehaust, wo ihm die Decke auf den Kopf gefallen ist und er nie ein eigenes Zimmer hatte, und ER WILL PLATZ HABEN. Er hat sich schon was Hübsches ausgeguckt, und es ist unwesentlich kleiner als der Buckingham Palace. Da sollen wir nun beide drin wohnen. Ich kann mich nicht um ein Haus kümmern. Ich verstehe keinen Pfifferling davon. Außerdem muss ich immer wieder weg, zu Proben. Ich wäre ständig hin und her gerissen. Meinen Sie … meinen Sie, Sie könnten die Gouvernante Gouvernante sein lassen und zu uns ziehen und sich für mich um das Haus kümmern?«
    »Ich?«, hauchte Miss Pettigrew. »Ich … soll zu Michael und Ihnen ziehen?«
    »Ich würde Ihnen nirgends hineinreden«, beteuerte Miss LaFosse. »Darauf haben Sie Brief und Siegel. Sie könnten ganz nach Gutdünken regieren. Es wird natürlich Dienstboten geben. Ich weiß nicht recht, ob ich Ihnen so etwas antragen darf, aber für mich wäre es einfach wunderbar. Ich
bin ein selbstsüchtiges kleines Biest, ich gebe es zu. Aber ich sehe es schon genau vor mir. Mein Haus, tipptopp in Ordnung. Das Essen für Michael stets pünktlich auf dem Tisch. Sie, die perfekte Gastgeberin bei meinen Partys, damit ich die endlich auch mal genießen kann, statt ständig herumzurennen wie ein kopfloses Huhn – weil ich weiß, dass alles läuft wie geschmiert. Bitte, überlegen Sie es sich. Sie müssen sich nicht jetzt und gleich entscheiden.«
    Miss Pettigrew begann zu zittern. Es war, als täte sich der Himmel auf und verbreitete strahlendes Licht. Alle Furcht hatte ein Ende. Endlich Friede. Ein Haus so gut wie allein zu führen! Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt! Einkäufe tätigen, Bestellungen aufgeben wie jede
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher