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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag
Autoren: Winifred Watson
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Kamin.
    »Sie werden also wirklich und wahrhaftig Michael heiraten«, sagte Miss Pettigrew zufrieden.
    »Ja«, sagte Miss LaFosse.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich das beruhigt«, sagte Miss Pettigrew ergriffen.
    »Haben Sie sich denn wirklich solche Gedanken deswegen gemacht?«, fragte Miss LaFosse.

    »Allerdings«, sagte Miss Pettigrew. »Mir war klar, dass Nick Sie auf Dauer nicht glücklich machen würde. Ich weiß, dass ein Außenstehender sich leichttut, gute Ratschläge zu erteilen, und dass es ganz anders aussieht, wenn man selbst von der Liebe gebeutelt wird, aber es gibt Zeiten im Leben, in denen es sich nicht lohnt, für die Liebe alles auf eine Karte zu setzen.«
    »Da haben Sie völlig recht«, sagte Miss LaFosse trocken. »Aber ohne Sie hätte ich mich nie von ihm befreien können. Jeder Versuch wäre zwecklos gewesen. Sobald Nick ›Komm!‹ sagte, musste ich folgen.«
    Beide schwiegen einen Moment. Eine jede sah vor ihrem inneren Auge Nick, wie er langsam Richtung Tür ging, Nick mit seinem dunklen Schopf, den glänzenden schwarzen Augen, der scharfen Zunge, dem bezwingenden Blick, dem bösen kleinen schwarzen Schnurrbart, dem katzenhaft geschmeidigen Körper. Dies eine Gefecht hatte er verloren, doch er würde weiter auf Eroberungszüge gehen, anderen Frauen Freude und Leid bescheren. Miss LaFosse würde all ihren Nachfolgerinnen die Pest an den Hals wünschen. Miss Pettigrew gedachte seiner mit einer letzten reuigen Wehmut. Er mochte ein Bösewicht sein, ja, aber ein ungemein faszinierender.
    »Manche Männer sind eben so«, pflichtete sie bei.
    »Ja«, sagte Miss LaFosse leise. »Nick war so.«
    Miss Pettigrew beugte sich vor und ergriff Miss LaFosses Hand.
    »Aber das ist jetzt vorbei«, sagte sie inständig. »Versprechen Sie es mir. Egal, ob er kommt und vor Ihnen auf die Knie fällt, versprechen Sie mir, dass Sie nicht zu ihm zurückgehen.«
    Die Geistererscheinung war gebannt.
    »Nie wieder«, gelobte Miss LaFosse mit großem Ernst.
»Es war genau so, wie Sie sagen. Als Michael so drohend über ihm stand, war ich mordsstolz auf Michael. Als Nick dann wutschnaubend wieder auf die Beine kam, war ich mordsstolz auf Nick. Und dann … als er zögerte … ich weiß nicht. Da hat es irgendwo in mir drin einfach Klick gemacht, und ich habe erkannt, dass er … dass er nichts weiter ist als Eiscreme. Und dann ist er zusammengeschmolzen. Einfach so. Selbst wenn er es noch einmal versuchen würde, er wäre Luft für mich.«
    »Ich bin ja so erleichtert!«, seufzte Miss Pettigrew. »Mir fehlen die Worte.«
    »War das ein Tag«, sagte Miss LaFosse. »Alles aus den Fugen, und alles wieder eingerenkt. Aber ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn ich Sie nicht gehabt hätte.«
    »Ach du liebe Zeit!«, sagte Miss Pettigrew. »Oje!«
    Mit einem Mal fiel es ihr wieder ein. Sie hatte Miss LaFosse ja noch immer nicht anvertraut, warum sie eigentlich gekommen war. Bisher hatte sie diesen Punkt sträflich vernachlässigt, aber sie würde keine ruhige Minute finden, bis das Geständnis heraus war. Jetzt oder nie. Sie könnte sich nicht länger darum drücken.
    »Ich muss Ihnen etwas sagen«, setzte sie mit gepresster Stimme an.
    »Ja«, sagte Miss LaFosse erwartungsvoll.
    »Warum ich nämlich eigentlich hergekommen bin«, kämpfte Miss Pettigrew sich tapfer weiter. »Ich wollte es Ihnen schon das eine oder andere Mal sagen, aber Sie haben mich immer unterbrochen.«
    »Weil ich es nicht hören wollte«, sagte Miss LaFosse. »Das verdirbt einem doch den Spaß, wenn man alles über die Leute weiß. Stellen Sie sich vor, Sie wären gekommen, um mir einen Staubsauger zu verkaufen, was für eine bittere
Enttäuschung! Wer kann sich schon für einen Staubsaugerverkäufer begeistern? Aber das sind Sie nicht, oder?«
    »Nein«, sagte Miss Pettigrew. »Aber Sie müssen mir dieses eine Mal endlich zuhören.«
    »Ich bin durchaus willens«, sagte Miss LaFosse. »Um genau zu sein, ich brenne vor Neugier. Da saß ich bis zum Hals in der Klemme, und paff, tauchte aus heiterem Himmel das achte Weltwunder auf und zog mich aus der Schlinge.«
    »Ich bin eine Gouvernante«, sagte Miss Pettigrew. »Ich habe mich auf Ihre entsprechende Anfrage bei der Arbeitsvermittlung von Miss Holt gemeldet.«
    Endlich war es heraus. Sie sah weg. Sie hatte Farbe bekannt, war Miss LaFosse auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    »Meine Anfrage?«, fragte Miss LaFosse.
    Miss Pettigrew nickte.
    »Miss Holt hat mir Ihre
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