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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag
Autoren: Winifred Watson
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»Es gibt dafür eine ganz schlichte Erklärung. In meinem Leben sind mir nur sehr wenige Erfahrungen zuteilgeworden, aber das, was man gemeinhin als weibliche Instinkte bezeichnet, ist mir darüber nicht abhandengekommen. Tief im Busen einer jeden Frau brennt die Liebe zu einem zupackenden Mann. Ethel M. Dell war sich ihres Geschlechts wohl bewusst. Sie hatte stets nur ganze Männer als Männer. Ich bin mir meines Geschlechts ebenfalls wohl bewusst, auch wenn ich zu anderen Themen nicht viel zu sagen weiß. Ich wusste, dass Sie ein ganzer Mann sind. Schließlich hatten Sie einem Polizisten ordentlich eins verpasst. Wenn Nick auf Sie losgegangen wäre – Gott bewahre. Selbst wenn Sie ihn in die Schranken gewiesen hätten, was Ihnen schon angesichts Ihrer Körpergröße leichtgefallen wäre, hätte er sie umgekehrt allein kraft seines Willens umgehauen. Aber ich habe einfach darauf vertraut, dass Nick kneifen würde. Er schien mir der Typ dafür zu sein. Es war riskant, und ich habe es gewagt. Es hat sich gelohnt. Das war alles«, brachte Miss Pettigrew einigermaßen außer Atem hervor.
    »Alles«, hauchte Michael.
    »Sie weiß einfach alles«, sagte Miss LaFosse ehrfürchtig.
    »Was für eine Frau!«, sagte Michael.
    »Was für eine Zauberin!«, sagte Miss LaFosse.
    »Ich muss ihr meine Verehrung bezeigen«, sagte Michael und verpasste Miss Pettigrew einen weiteren Kuss.
    Blutrot im Gesicht und völlig verzückt sagte sie übermütig:

    »Nicht doch, Miss LaFosse wird sonst noch eifersüchtig.«
    »Gut möglich«, sagte diese. »Aber selbst wenn Sie ihn mir wegschnappen sollten, muss ich zugeben, dass der Beste gewonnen hat.«
    »Ich hatte solche Angst, dass Sie den Falschen nehmen würden«, schnaufte Miss Pettigrew erleichtert. »Sie haben sich doch wohl für den Richtigen entschieden, oder?«
    »Ja«, sagte Miss LaFosse.
    »Darauf können Sie wetten«, sagte Michael.
    »Welche Erleichterung …!«, sagte Miss Pettigrew matt. »Sie haben ja keine Ahnung.«
    »Setzen Sie sich«, sagte Michael siegesgewiss. »Holen Sie sich einen Stuhl und jubeln Sie mit.«
    »Ihr Kaffee«, sagte Miss LaFosse besorgt. »Der muss ja schon ganz kalt sein. Ich hole frischen. Michael hilft mir.«
    Sie zwinkerte Michael zu. Er folgte ihr in die Küche.
    »Das war Joe am Telefon«, flüsterte Miss LaFosse, als sie außer Hörweite waren.
    Sie kamen mit heißem Kaffee zurück. Miss Pettigrew saß wieder auf ihrem Stuhl vor dem warmen Kamin, die Kaffeetasse in der Hand; der Schwur war vergessen. Sie wollte Einzelheiten wissen.
    »Erzählen Sie«, sagte Miss Pettigrew mit glänzenden Augen.
    »Wir heiraten«, sagte Miss LaFosse.
    »Und zwar unverzüglich«, sagte Michael.
    Wie zwei glückliche Kinder saßen sie da, unendlich dankbar für Miss Pettigrews Einsatz. Dadurch war ihre Heirat nicht bloß eine unter Millionen, sondern gewann eine ganz besondere Bedeutung. Michael beugte sich vor und legte seine Hand auf die von Miss Pettigrew; sein Unernst war verflogen.

    »Dank Ihnen«, sagte er leise.
    »Ich bin ja so froh«, sagte Miss Pettigrew schüchtern. »All meine Befürchtungen können nun ruhen.«
    »Ich auch«, sagte Miss LaFosse.
    »Dann sind Sie also mit mir einverstanden?«, fragte Michael.
    »Ja.«
    »Trotz meines … hitzigen Temperaments«, sagte Michael mit einem fragenden Zwinkern.
    »Eben deswegen«, sagte Miss Pettigrew.
    »Erläutern Sie den Orakelspruch«, sagte Michael.
    »Es gibt solche und solche Menschen auf der Welt«, erklärte Miss Pettigrew. »Manche sind für ein stilles, häusliches Leben bestimmt. Und manche nicht. So wie Miss LaFosse. Und Sie. Es ist richtig, dass Sie sich zusammentun. Ärger gibt es nur dann, wenn die falschen Hälften hartnäckig versuchen, sich zusammenzufügen.«
    »Dann glauben Sie also nicht, dass der Klang der Hochzeitsglocken dem zur Sperrstunde gleicht?«, fragte Michael, dessen Laune stieg.
    »In der Psychologie des Trinkens bin ich keine Expertin«, sagte Miss Pettigrew streng. »Wenn auch als außen stehende Beobachterin, habe ich doch tiefe Einsichten in viele Ehen nehmen können. An der altmodischen Vorstellung, ein ruhiges Familienleben zu führen«, dozierte Miss Pettigrew gewissenhaft, »ist durchaus nichts verkehrt, solange sich die passenden Paare dafür finden. Wenn aber ein Paar kein ruhiges Leben führen will, ändert das nichts daran, dass es zusammenpasst. Für diese Ansicht gibt es gewichtige Beweise.«
    »Die gewichtigen Beweise lassen mir einen Stein vom Herzen
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