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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum
Autoren: Mehler
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Strecke.
    »Jetzt sag schon«, verlangte Fanni, als sie losmarschierten.
    »Marco sagt, die Hübler ist echt taff!«, begann Sprudel.
    »Taff«, schluckte Fanni. »Meint er zäh?«
    Sprudel nickte. »Rosie hat gestern Abend eiskalt behauptet, sie wüsste von nichts. Sie hätte einen Waldspaziergang gemacht, hätte plötzlich einen Schlag von hinten bekommen und wäre daraufhin bewusstlos zusammengebrochen. Als sie zu sich kam, wurde sie mit Pfefferspray außer Gefecht gesetzt und gefesselt. War es nicht ihr gutes Recht, sich zu wehren?«
    »Sie hat sich herausgeredet«, stöhnte Fanni.
    »Sie hat es versucht«, verbesserte sie Sprudel. »Aber Marco hatte ja meine Aussage, und an der kam sie nicht vorbei.«
    Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Klein beigegeben hat Rosie allerdings nicht. Marco will sie schmoren zu lassen. Es war kein Problem, vom Richter einen Haftbefehl für sie zu kriegen.«
    Sprudel schwieg ein paar Schritte lang, dann fuhr er fort: »Durch meine Aussage wusste Marco inzwischen auch, welche Rolle Elsies Sohn vermutlich bei den Brandstiftungen gespielt hat. Er ließ ihn gleich am Morgen auf die Dienststelle bringen.«
    Sprudel hörte auf zu reden, weil er ein Bächlein queren musste, das wegen der Schneeschmelze über die Trittsteine schäumte. Am jenseitigen Ufer blieb er stehen und streckte Fanni die Hand entgegen. Sie ergriff sie, sprang und landete knapp vor seinen Füßen. Er nahm sie in den Arm und drückte sie kurz an sich, bevor er ihre Hand wieder losließ und weiterging.
    »Ich könnte mir vorstellen«, sagte Fanni, »dass Elsies Sohn im Verhör nicht so gut standhielt wie seine Tante.«
    Sprudel schüttelte den Kopf. »Er hat sofort zugegeben, dass er seiner Tante geholfen hatte, die Brände zu legen, um den Erbschleicher zu vertreiben. ›Annas Bankert wär schon noch abgezogen – aber mit Karacho‹, sagte er wohl.«
    Sprudel musste kurz pausieren, weil sich der Weg verengte und steil anstieg. Als sie flacheres Gelände erreicht hatten, atmete er ein paarmal tief durch. »Er glaubte allen Ernstes, der rechtmäßige Erbe des Saller-Anwesens würde aus Angst vor Anschlägen auf sein Erbe verzichten und er könnte doch noch davon profitieren.«
    »Rosie muss ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt haben«, meinte Fanni. »Aber ist denn dem Jungen nicht in den Sinn gekommen, dass das gesamte Anwesen hätte abbrennen können?«
    »Das hat Marco auch gefragt«, antwortete Sprudel. »Aber der Junge hat bloß lachend abgewunken: ›Die Leut von Birkenweiler hätten schon gelöscht.‹«
    »Als ob das so einfach wäre.«
    Sprudel nickte. »Nach dem Brand der Scheune ist ihm, so scheint es, aber doch der Gedanke gekommen, es könnte seinem vermeintlichen Erbe schaden, noch mal Feuer dranzulegen. Rosie war klug genug, ihm nicht zu widersprechen. Sie hat wohl nur gesagt, dann müssten sie eben einen anderen Weg finden, um dem Erbschleicher einen gehörigen Schrecken einzujagen. Daraufhin hat mich Elsies Sohn beschattet. Und er fand heraus, dass ich in der ehemaligen Forsthütte übernachtete.«
    Fanni und Sprudel hatten ein flaches, lichtes Waldstück durchquert. Sie erreichten die Stelle, wo der Pfad einen Knick machte und dann über Felsen steil nach oben zum Gipfel des Dreitannenriegel führte.
    Zwanzig Minuten später standen sie unterm Gipfelkreuz. Die Luft war so klar, dass man die Alpen sehen konnte.
    Anhand der Orientierungstafeln, für deren Vorhandensein der Deggendorfer Stadtrat gesorgt hatte, dem man von Zeit zu Zeit falsche Wortwahl ankreidete, identifizierten sie die Loferer Steinberge, die Zugspitze und mit etwas Phantasie den Watzmann.
    Nach einem kurzen Rundblick begannen Fanni und Sprudel den Abstieg. Den felsigen Steilhang brachten sie schweigend hinter sich. Danach sagte Sprudel:
    »Durch die Aussage von Elsies Sohn hat sich deine Theorie weitgehend bestätigt, Fanni.«
    »Und was sagt nun Rosie dazu?«, wollte Fanni wissen.
    Sprudel seufzte. »Marco hat Elsies Sohn noch am Vormittag den Kollegen übergeben, dann hat er Rosie in den Verhörraum führen lassen.«
    Er seufzte noch mal und schwieg dann.
    »Rosie sagt, dass sie mit den Brandstiftungen nicht das Geringste zu tun habe«, riet Fanni. »Vielleicht habe ihr Neffe gezündelt, vielleicht auch nicht, sie jedenfalls wüsste nichts davon.«
    Sprudel nickte.
    »Wie soll Marco sie festnageln können«, klagte Fanni, »wenn Rosie rein gar nichts zugibt?«
    »Mit Geschick«, antwortete Sprudel. »Marco hat das Zeug dazu, glaub mir.
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