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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum
Autoren: Mehler
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Ton nicht triffst!
    Fanni atmete durch und sagte: »Will Marco bei uns einziehen?«
    Leni kicherte.
    Gut gemacht!
    »Nicht Marco, aber Vera mit Familie«, ließ Leni die Katze aus dem Sack.
    Fanni schnappte nach Luft, doch das hatte Leni erwartet.
    »Max hat die ganze Sache ins Rollen gebracht«, erzählte Leni. »Er will neuerdings unbedingt Bauer werden. Und deshalb muss er dringend nach Erlenweiler, um auf dem Klein-Hof die Rindviecher zu füttern. Vera sagt, Max ist nicht davon abzubringen. Weil er absolut keine Ruhe gibt, hat sie mich gefragt, ob ich ihn Ostern mit zu euch nehmen könnte.«
    Leni zögerte, und Fanni wartete, bis sie fortfuhr. »Ich hab das deshalb für keine so gute Idee gehalten, weil doch Sprudel da ist. Wenn ich Max herbringe, dann sitzt du fest. Du würdest an den Feiertagen mit Sprudel keine einzige Silbe wechseln können.«
    Die liebe, gute, kluge Leni!
    »Und da hab ich mir gedacht«, sprach Leni bereits weiter, »gescheiter wäre es, die ganze Familie käme. Das würde zwar eine Menge Arbeit machen, aber ich kann dir ja helfen. Dafür sind dann auch Vera und Bernhard da und tragen die Verantwortung für Max – und Minna natürlich. Du könntest dir ab und zu ein wenig Zeit stehlen, während die anderen herumsitzen und palavern – mit Papa, mit den Nachbarn, mit jedem, der sich auf den Erlenweiler Ring verirrt.«
    Fanni nickte vor sich hin. Ja, Leni hatte recht.
    Fanni müsste nur ein wenig Vorarbeit leisten: den Kühlschrank bis zum Bersten füllen, in der Speisekammer Kuchen, Chips und etliche Kilo Schokoladeneier bereitstellen, die Betten beziehen, Klopapier nachfüllen. An den Feiertagen müsste sie dann dafür sorgen, dass Frühstück, Mittagessen und Abendbrot für sieben Personen auf den Tisch kamen. Das würde sie gerne tun, dachte Fanni, wenn zum Ausgleich dafür gemeinsame Nachmittagsstunden mit Sprudel winkten.
    »Wir zählen also darauf«, sagte sie zu Leni, »dass weder Vera noch Bernhard – und Papa schon gar nicht – mitkommen wollen, wenn ich jeweils nach dem Mittagessen sage, ich gehe joggen oder langlaufen oder einfach spazieren?«
    Leni lachte. »Darauf können wir genauso zählen, Mama, wie darauf, dass sie nicht mal fragen werden, wo du gejoggt hast, langgelaufen oder spazieren gegangen bist.«
    Das kluge Töchterchen hat aber so was von recht!
    »Du bist echt genial, Leni.«
    »Ich weiß, Mama. Meine Genialität bewahrt dich davor, an den Feiertagen wie Julia nach Romeo seufzen zu müssen.«
    »Ein vorlautes Gör bist du auch.«
    Leni ignorierte Fannis Einwurf. »Vera ist in wahre Begeisterungsstürme ausgebrochen, als ich ihr den Vorschlag für dieses österliche Familientreffen in Erlenweiler gemacht habe. Sie fand, Leo sollte auch kommen.«
    »Und wo, denkt sie, soll er schlafen? In Leos Zimmer müssen Max und Minna untergebracht werden.«
    »Wie kommst du darauf, dass Vera auf einmal denken könnte?«, fragte Leni.
    Fanni seufzte. Ja, wie kam sie darauf?
    »Der Nachteil an der ganzen Sache ist«, sagte Leni, »dass du am Ostermontagabend, wenn alle wieder abgereist sind, in einem Schlachtfeld stehen wirst. Ich versuche, den Dienstag freizunehmen, dann kann ich dir beim Aufräumen und Putzen helfen.«
    Fanni lehnte vehement ab. »Nein, Leni. Das wirst du auf gar keinen Fall tun. Ich kann doch die Arbeit auf mehrere Tage verteilen. Die Zimmer im ersten Stock müssen ja nicht alle auf einmal sauber gemacht werden. Die betritt doch sowieso keiner, wenn Hans und ich alleine sind.«
    Leni ließ sich darauf ein. Sie gab zu, dass ihr im Labor ein etwas zerstreuter Doktorand zugeteilt worden war, den sie eine vor dem Abschluss stehende Versuchsreihe nicht gern allein auswerten lassen wollte.
    »Dann marsch wieder an die Zellkultur, mein tapferer Pionier!«, verabschiedete sich Fanni.
    »Zu Befehl, General – und tschüss!« Leni legte auf.
    Ab an die Front! Betten beziehen, Handtücher bereitlegen! Und morgen: Großeinkauf!
    Fanni rannte mit einem Stapel Bettwäsche die Treppe hinauf. Sie musste sich beeilen, wenn sie alles bis zum Mittagessen bezogen haben wollte.
    Gut so, das lenkt vom Grübeln über Rosie Hübler ab.
    Hans Rot mampfte mürrisch sein Kartoffelgratin. Er hasste vegetarische Gerichte, hatte aber Fanni schon vor Jahren darin zugestimmt, dass es der Gesundheit zuliebe auch manchmal fleischlose Kost sein musste.
    In Birkdorf ist noch kein Sterbenswörtchen über Rosie Hüblers Verhaftung laut geworden, sonst wüsste Hans davon, dachte
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