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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum
Autoren: Mehler
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Unterwäsche folgten.
    Dann drehte sie die Dusche auf.
    Fanni schlief bereits, als Hans Rot nach Hause kam.
    Jawohl, sie schlief.
    Sie hatte sich eine Tasse voll Milch heiß aufgeschäumt, hatte Honig dazugegeben und einen kräftigen Schuss Cognac. Das Rezept für diesen Schlummer-Cocktail hatte sie von einem Psychopaten, der vor zwei Jahren im bayerischen Nationalpark ein junges Mädchen erschlagen hatte. Sie und Sprudel hatten damals dafür gesorgt, dass er hinter Gitter kam. So angeknackst der Psychopath auch war, sein Milchshake hatte sich immer bewährt, wenn Fanni fürchten musste, nicht einschlafen zu können.
    Gegen halb sieben, kurz bevor der Wecker für Hans Rot klingelte, wachte Fanni auf.
    Während sich ihr Mann fürs Büro zurechtmachte, richtete Fanni das Frühstück für ihn her: Kaffee mit Milchschaum, Butterbrot mit Zwetschgenmarmelade.
    Hans setzte sich an den Tisch, mundfaul wie oft am Morgen.
    »Sonnige Karwoche heuer«, brummte er nach dem dritten Schluck Kaffee. »Bin mal auf die Feiertage gespannt.« Er biss in sein Brot. »Die wirsch unsch verhagln.«
    Er leerte seine Tasse und griff nach der Zeitung.
    Fanni ging ins Schlafzimmer, holte frische Kleidung aus dem Schrank und verzog sich ins Bad.
    Als sie sich mit dem Kamm durch die Haare fuhr, hörte sie ihren Mann wegfahren. Kurz darauf klingelte das Telefon.
    Sprudel meldete sich. »Fanni, wie geht es dir?«
    »Ich bin okay, wirklich«, versicherte ihm Fanni. »Wo ist Rosie?«
    »Bestens untergebracht«, erwiderte Sprudel. »Vier Beamte haben sie eskortiert.«
    »Hat sie …?«, begann Fanni.
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte Sprudel. »Aber bald werde ich es erfahren. Ich bin so gut wie auf dem Weg zur Polizeidienststelle.«
    Fanni dachte, er würde jetzt auflegen, da fügte Sprudel noch an: »Mach dir keine Sorgen, Fanni. Egal, was Rosie gestern gesagt oder nicht gesagt hat, sie bleibt in Gewahrsam, dafür habe ich mit meiner Zeugenaussage gesorgt. Sobald ich neue Informationen habe, melde ich mich.«
    Dann legte er auf.
    Fanni saß da und starrte das Telefon an.
    Hast du Zeit dazu, hier zu sitzen und die Sprungfedern des Sessels zu bebrüten?
    Fanni seufzte und stemmte sich hoch.
    Auch heute würde sie tun müssen, was sie jeden Tag tat. Sie würde die Betten lüften, die Waschbecken wienern; sie würde im Flur und im Bad staubsaugen, vielleicht auch im Wohnzimmer. Außerdem musste sie ihre verdreckte Jacke und die versaute Hose in die Waschküche bringen und versuchen, die Flecken zu entfernen. Danach musste sie sich ums Mittagessen kümmern.
    Was ist mit Frühstück?
    Diese Frage, die gegen halb elf aus dem Hinterkopf kam, erwies sich als überflüssig. Der Magen hatte sich bereits gemeldet.
    Fanni mischte Haferflocken mit Amarantpops und Braunhirse, löffelte Naturjoghurt darauf, schnippelte einen Apfel und zwei Kiwis darüber und setzte sich mit ihrem Müsli an den Küchentisch. Sie kaute eben ein Apfelstück, als das Telefon klingelte.
    Fanni schluckte Apfelbröckchen hinunter, sprang vom Tisch auf, raste in die Diele und hob ab.
    »Hi, Mami«, sagte Leni, »habt ihr schon Pläne für die Osterfeiertage, du und Papa?«
    Fanni krächzte ein »Nein«.
    »Bist du krank?«, fragte Leni alarmiert.
    »Esse gerade Müsli«, antwortete Fanni.
    Leni lachte und sagte dann: »Ich würde die Feiertage gern in Erlenweiler verbringen.«
    »Mit Marco«, stellte Fanni fest.
    »Ja, zusammen mit Marco«, gab Leni zu. »Er muss vor Ort bleiben, bis der Fall geklärt ist.«
    »Natürlich«, sagte Fanni nüchtern und merkte sofort, wie seltsam ihre Antwort in Lenis Ohren klingen musste.
    »Mama?«
    »Marco muss erst mal Pfarrer Winzigs Mörder und die Brandstifter dingfest machen, bevor er seinen Hintern woanders hinbewegen darf«, bemühte sich Fanni um den lockeren Ton, der die Gespräche mit ihrer Tochter normalerweise kennzeichnete.
    Nein, sie würde Leni am Telefon nichts von Rosie Hübler erzählen. Nichts von Rosies Anschlag auf ihr Leben und nichts davon, dass Marco vermutlich genau in diesem Augenblick mit der Vorsitzenden des Birkdorfer Frauenbundes in einem Vorhörraum saß. Leni würde alles früh genug erfahren. Blieb die Frage, ob sich Fanni salopp genug gegeben hatte.
    Offensichtlich, denn Leni sprach mit einem Lächeln in der Stimme weiter: »Mama, ich weiß, es stört dich überhaupt nicht, wenn ich Ostern bei euch in Erlenweiler verbringe, aber es kommt noch dicker.«
    Reiß dich zusammen! Leni wird es auffallen, wenn du den richtigen
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