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Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Titel: Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich
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Ein November in Manhattan war nicht gerade das, wovon die Welt schwärmte. Doch Phil und ich hatten es nur mit einer Standardwetterlage zu tun, die uns an diesem düsteren Montagmorgen auf dem Weg zur Federal Plaza begleitete. Dichte, schwarzgraue Wolken hingen tief und schwer über New York.
    Phil war gerade an unserer üblichen Ecke in meinen bereits von der Heizung gewärmten Jaguar gestiegen.
    »Schnee«, sagte er und sandte einen wetterkundigen Blick nach oben, durch die Windschutzscheibe. »Kann jeden Moment losgehen. Die Temperaturen liegen noch knapp über dem Gefrierpunkt, sollen aber in den Keller gehen. Und …« Er machte eine bedeutungsschwere Pause. »In den Nachrichten reden sie schon von einem Blizzard.«
    »Lass sie reden«, empfahl ich. »Wir haben den besten Job der Welt, ein warmes Büro, trockene Akten und heißen Kaffee.«
    Am Rand meines Blickfelds sah ich Phil die Unterlippe vorschieben. »Sicher ist gar nichts«, antwortete er und erinnerte mich damit an seine pessimistische Ader. »Vor allem dann nicht, wenn es ums Wetter geht. Außerdem könnte es sein, dass wir das Büro gar nicht erreichen.«
    Ich ging nicht darauf ein, weil Phil übertrieb. Denn es kam höchst selten vor, dass der Assistant Director uns per Funk zu einem Einsatz schickte, noch bevor wir im Field Office an der Federal Plaza eintrafen. Um mir nicht einen weiteren von Phils ausführlichen Vorträgen zur Weltklimaveränderung anhören zu müssen, ließ ich das Stichwort Football fallen, während ich den roten Renner durch den Columbus Circle lenkte und in den Broadway einbog.
    Phil und mir reichte es als Gesprächsthema für die knappe Stunde, die wir an diesem Morgen von der Upper West Side bis nach Manhattan South brauchten. Der Autoverkehr bewegte sich mal zügig, dann zähflüssig und stockend, doch in einen richtigen Stau gerieten wir nicht.
    Kurz vor acht Uhr mischten wir uns in das Gedränge in der Eingangshalle. Unser gemeinsames Büro im 23. Stock erwartete uns wohltemperiert dank der perfekt funktionierenden Klimaanlage. Wir schälten uns aus den dicken Jacken und hängten sie auf. Nichts deutete darauf hin, dass wir uns an diesem Morgen den frischen Herbstwind um die Nase wehen lassen würden.
    Nachdem wir die Computer hochgefahren hatten, machte Phil sich auf den Weg und holte Kaffee aus dem Automaten auf dem Korridor. Ich hatte unterdessen die Falldateien der letzten Tage aufgerufen, in denen ich die Protokolle noch um meine eigenen Erklärungen ergänzen musste. Phil stellte die Pappbecher mit dem dampfenden schwarzen Inhalt auf unseren Schreibtischen ab, und mit einem tiefen Seufzer machte er sich ebenfalls an die Arbeit.
    »Es nützt einfach nichts«, sagte mein Partner dumpf und ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Du kannst dir die Sache schönreden, soviel du willst, Papierkrieg bleibt Papierkrieg – auch ohne Papier.«
    Weil es nichts zu widersprechen gab, beschränkte ich mich auf ein zustimmendes Brummen und einen Schluck Kaffee. Der war zwar nicht schlecht, hielt aber keinem Vergleich mit der Qualität stand, die wir von Helen gewohnt waren.
    Erst um kurz nach neun wurden wir von unserem Schreibtischdasein erlöst, als mein Telefon klingelte. Ich meldete mich, und gleich darauf hörte Phil mich sagen: »Das muss Gedankenübertragung gewesen sein. Wir sind schon unterwegs.« Ich nickte, als er aufsprang und ein erfreutes »Helen?« murmelte.
    Wir betraten das Büro des AD. Er telefonierte, deshalb nahmen wir sofort unsere Plätze am Besuchertisch ein und bedienten uns aus der Thermokanne. Der Chef begrüßte uns, indem er uns zunickte und die Hand hob. Wenig später beendete er sein Telefongespräch.
    »Das war der Leiter des 25. Reviers«, erklärte er. »Deputy Inspector William Parsons. Sie haben einen Mordfall für uns. Das Opfer ist Goran Shames, Unterboss des Abbott-Mobs. Das Ganze sieht nach einer Gangland-Hinrichtung aus. Es gibt aber ein paar Ungereimtheiten.«
    Organisiertes Verbrechen also. Dafür war das FBI zuständig.
    Der Einsatzbereich des 25. NYPD-Reviers umfasste die nördliche Hälfte von East Harlem. Das Viertel wurde auch Spanish Harlem oder El Barrio genannt, weil ein hoher Prozentsatz seiner Einwohner lateinamerikanische Wurzeln hatte. Außerdem hielt East Harlem einen traurigen Rekord: Dort wurden die meisten Gewaltverbrechen von ganz Manhattan verübt.
    Lance Abbott, den der Assistant Director gerade erwähnt hatte, war früher die Nummer eins im Gangland von East Harlem
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