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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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arbeite eben gerne in Krugzell.«
    Er erzählt von sich aus, das ist gut, dachte sich der Kommissar. Bartschs Stimme klang angenehm tief und weich. Er wirkte sehr offen und freundlich. Vielleicht war er doch kein so übler Kerl.
    »Wieso haben Sie Wachter an diesem Abend besucht?«
    »Na ja, er war nicht zur Arbeit gekommen. Das war ziemlich ungewöhnlich. Umso mehr, als an diesem Tag ein wichtiger Termin auf dem Programm stand. Die Herren von der Werbeagentur waren da, um weitere Spots zu besprechen. Für unsere neue Käselinie. Also er kam nicht. Ich habe dann versucht, ihn anzurufen. Erst auf dem Handy, dann privat. Aber er meldete sich nicht.«
    Bartsch sah den Kommissar an. Kluftinger schwieg.
    »Wie gesagt, Philip galt als sehr gewissenhaft in der Firma. Fast schon pedantisch.«
    Kluftinger zog die Augenbrauen nach oben. Sofort ergänzte Bartsch: »Das ist natürlich Quatsch, aber man hat schnell so einen Ruf weg, wenn man in der Hierarchie weit oben steht und nicht alles durchgehen lässt.«
    »Stand Wachter über Ihnen?«
    Bartsch zögerte etwas, bevor er antwortete.
    »Auf dem Papier – schon. Aber wir haben uns eher als Team gesehen. Wir haben uns gut ergänzt. Ich bin etwas lockerer, das ist so mein Naturell. Philip hat manchmal etwas verkrampft gewirkt.« Kluftinger machte sich eine Notiz. »Also, ich meine, nur für Leute, die ihn nicht kannten. Er konnte auch ganz schön abgehen, Sie verstehen? Vor allem, wenn irgendeine Frau im Spiel war.« Bartsch grinste kurz.
    Der ist ja schon wieder ganz munter, dachte Kluftinger. Als hätte Bartsch seine Gedanken erraten, wurden seine Züge schlagartig wieder ernst. »Gott, es ist furchtbar.«
    »Das ist es. Was ist passiert, als Sie angekommen sind?«
    »Ich habe geklingelt. Zweimal, wie immer. Das ist mein Markenzeichen. Jedenfalls hat er nicht aufgemacht. Aber sein Jaguar stand vor der Garage. Da bin ich schon langsam stutzig geworden. Mir fiel auf einmal auf, dass die Tür nicht ganz zu war. Ich also rein – und da lag er dann …«
    »Haben Sie gleich die Polizei gerufen?«
    »Na, ich ging schon erst mal zu ihm hin. Ich wusste ja nicht, was los war. Aber ich habe es gleich kapiert. Ich meine, ich habe ja nicht jeden Tag einen Toten vor mir, aber so wie er aussah, da wusste ich Bescheid.«
    »Wie sah er denn aus?«
    »Also, seine Augen waren geöffnet, irgendwie herausgequollen. Auch sein Mund stand halb offen.« Bartsch rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er nestelte an seinem Krawattenknoten, öffnete den obersten Hemdknopf. Schweißperlen hatten sich auf seiner Oberlippe gebildet.
    »Und am Hals … also am Hals waren diese furchtbaren Striemen. Grauslig. So was hab ich noch nie gesehen. Da bin ich wie von der Tarantel gestochen rausgerannt. Erst mal frische Luft atmen.«
    »Sie waren sich also sicher, dass er tot war?«, fragte Strobl vom Sessel aus.
    Bartsch drehte sich zu ihm um. »Na hören Sie mal. Ich habe ihm nicht den Puls gefühlt, wenn Sie das meinen. Aber selbst ich habe gemerkt, dass er nicht mehr lebt. Und das, obwohl ich noch nie einen Toten gesehen habe. Mir ist speiübel geworden.«
    Beim Wort Übelkeit blickte Kluftinger zu seinen Kollegen. Sie zeigten keine Reaktion auf Bartschs Erwähnung seiner Reaktion auf die Leiche.
    »Und weiter?«
    »Wie weiter? Ich habe die Polizei gerufen, den Rest kennen Sie ja.«
    »Haben Sie irgendwas bemerkt? In der Wohnung meine ich? War irgendwas ungewöhnlich?«
    »Ja. Ein Toter lag auf dem Boden.«
    Maier lachte kurz auf, Kluftinger brachte ihn aber mit einem strengen Blick sofort wieder zum Schweigen.
    »Ich meine: Lag irgendwas am Boden oder sonst wo im Haus?«
    Kluftinger klang jetzt ziemlich unwirsch.
    »Also mir ist nichts aufgefallen. Ich bin ja gleich wieder hinaus gerannt.«
    »Haben Sie die ganze Zeit vor der Tür gestanden? Ich meine, bis meine Kollegen kamen?«
    »Ja, die ganze Zeit. Man hat mir gesagt, ich soll mich nicht weg bewegen und nichts anfassen. Das habe ich dann auch gemacht.«
    Kluftinger war zufrieden mit den Antworten. Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und fragte, jetzt in etwas freundlicherem Ton, wie sich Bartsch und Wachter kennengelernt hatten.
    »Moment, das muss jetzt schon so dreizehn, vierzehn Jahre her sein. Ich war schon in der Firma, als Philip, also Herr Wachter, zu uns kam.«
    Dieser Punkt ließ Kluftinger aufhorchen. »Und trotzdem wurde er Ihr Vorgesetzter?«
    »Vorgesetzter! Wie das klingt. Wir waren ein Team. Ja, formal war Philip
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