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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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nach. Er hätte sich doch umziehen sollen.
     
    ***
    Als er nach Hause kam, sah er einen Zettel neben dem Telefon liegen. »Musikkollegen sauer. Habe gesagt, du musstest dienstlich weg. Morgen Paul anrufen.« Kluftinger seufzte. Immerhin hatte er sich heute die Musikprobe gespart. Ein schwacher Trost, wenn man bedachte, was in den nächsten Tagen, vielleicht Wochen, auf ihn zukommen würde. Und jetzt waren auch noch die Kollegen aus der Kapelle eingeschnappt. Als ob er keine anderen Sorgen hätte.
    »Saprament.« Kluftinger fiel ein, dass er die Trommel noch im Auto liegen hatte. Wurscht, dachte er sich, kann ich morgen auch noch rausräumen.
    Er ging ins Wohnzimmer. Seine Frau schlief vor dem Fernseher.
    Das war ihm gerade recht. Er wollte heute keine Fragen mehr beantworten, er wollte nur noch ins Bett. Just als er sich hingelegt hatte, kam auch seine Frau ins Schlafzimmer. »Gab’s etwas Besonderes?«, fragte sie ihn. Kluftinger grummelte etwas Unverständliches. Er tat, als schliefe er bereits.
    Aber er schlief diese Nacht sehr schlecht. Und diesmal lag es nicht an den Kässpatzen.
    Es war eine dieser Nächte, in denen er diese unglaublich heißen Füße hatte. Niemand, den er kannte, hatte ein vergleichbares Problem. Nicht einmal seine Frau konnte nachvollziehen, was so schlimm daran sein sollte, mit mollig warmen Füßen einzuschlafen. Kluftinger hatte sogar schon im Fernsehen ein Gesundheitsmagazin gesehen, in dem gesagt worden war, der Mensch könne nur dann schlafen, wenn er warme Füße habe.
    Schmarr’n.
    Zunächst versuchte er es in dieser Nacht damit, seine Beine unter der Bettdecke hervor schauen zu lassen, obwohl er wusste, dass das auf Dauer keinen wirklichen Erfolg bringen würde.
    Wieder und wieder wälzte er sich hin und her. Sein Hirn wollte nicht zur Ruhe kommen. Ein Mord. In Altusried. Soviel er wusste, hatte es so etwas noch nie gegeben. Es bereitete ihm Unbehagen, dass nun auch sein Heimatort mit diesem Dreck belastet wurde. Das würde ganz schön für Wirbel sorgen. Und wenn das mit der Vorhangschnur herauskam, dann hätten sie hier eine ganz schöne Bescherung. Zeitung, Lokalfernsehen, vielleicht sogar richtiges Fernsehen – alle würden sich um die Geschichte reißen. Das schöne friedliche Allgäu und ein kaltblütiger Mord, der Gegensatz würde die Leute beschäftigen. Gar nicht auszudenken, was das für einen Rattenschwanz nach sich ziehen könnte.
    »G’schaicht«, nannte sein Vater das. Aber das wollte Kluftinger um jeden Preis verhindern. Er würde öffentlich erst mal alles herunterspielen.
    Er hielt es nun nicht mehr aus, er musste zum Äußersten greifen, um überhaupt noch Schlaf zu finden: Der Radiowecker verriet, dass es 2 Uhr 47 war, als er sich ins Bad begab und die Duschwanne mit eiskaltem Wasser voll laufen ließ. Ein Fußbad von zehn Minuten und er würde danach hoffentlich sanft einschlummern. Er blickte in den Spiegel. Sein schütteres, leicht ergrautes Haar stand in alle Richtungen ab.
    Seine Frau hatte sicher gehört, dass er das Wasser hatte einlaufen lassen und er wusste, dass sie ihn fragen würde, was ihm denn nachts den Schlaf geraubt hatte. Aber das würde ihn heute nicht mehr beschäftigen. Kurze Zeit später lag er schlafend im Bett.
     
    ***
     
    Als Kluftinger am nächsten Morgen zur Arbeit fuhr, steckte ihm die kurze Nacht noch in den Gliedern. Es regnete, was für diesen Sommer nicht ungewöhnlich war. Immer schien sich irgendwas zusammenzubrauen. Immerhin war für den weiteren Verlauf des Tages wieder Sonnenschein gemeldet. Schade, dachte er sich. Das triste Wetter passte gut zu seiner Stimmung. Nach 15 Minuten Fahrt bog er in den Parkplatz der Kemptener Inspektion. Es waren erst wenige Autos zu sehen. Kein Wunder.
    Kluftinger war früh dran. Wenn er schon nicht mehr schlafen konnte, wollte er sich wenigstens einmal im Büro ein paar Gedanken um den Fall machen. Außerdem wollte er noch vor seiner Frau aufstehen. Auf gar keinen Fall hätte er heute Morgen ihre Fragen ertragen. Sie hätten ihm nur ganz klar vor Augen geführt, dass es bis zu den Antworten noch ein mühsamer und langer Weg war.
    Als er seinen Wagen abschloss, bemerkte er, dass er noch immer die Trommel im Kofferraum liegen hatte. Er fluchte. Das ging ja gut los.
     
    ***
     
    In seinem Büro räumte er zunächst seinen Schreibtisch auf. Die Akte mit dem Wechselbetrug stellte er ins Regal hinter sich. Das konnte erst einmal dauern, bis er sich darum wieder würde kümmern können.
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