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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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ein. Die Sendung der heutigen Pressekonferenz musste gleich im Lokalfernsehen kommen. Die Sprecherin kündigte an, dass der Kemptener Kripo die Aufklärung eines spektakulären Falles gelungen sei. Dann sah man ein paar Bilder der Pressekonferenz, er selbst war allerdings nur für wenige Sekunden im Bild. Danach brachten sie ein Interview mit Lodenbacher. Der blühte regelrecht auf vor den Kameras.
    Jetzt musste gleich Kluftingers Stellungnahme kommen. Die Sprecherin sagte: »Und nun zur Wettervorhersage.« Kluftinger drückte den Ausknopf und blieb ein paar Sekunden regungslos sitzen. Das war es? Sein erstes Fernsehinterview? Seiner Frau hätte es bestimmt gefallen, ihn auf der Mattscheibe zu sehen. Sie hätte es sicher als angemessene Entschädigung angesehen für den ganzen Ärger, den Kluftinger ihr mit diesem Fall bereitet hatte: der entgangenen Urlaub, das Gerede über die verpatzte Beerdigung …
    Er blickte wieder auf die Uhr: gleich halb sieben. »Kruzitürk’n, wo bleibt denn …«
    Die Türklingel unterbrach sein Fluchen. War das seine Frau? Sie hatte doch einen Schlüssel. Er öffnete. Langhammer stand vor der Tür. »Grüß dich, mein Lieber.«
    Kluftinger überhörte die Vertraulichkeiten und nickte nur.
    »Ich bring’ schon mal den ersten Koffer«, sagte der Arzt, und erst jetzt sah Kluftinger, dass auf der Straße der Mercedes stand und die beiden Frauen gerade eine Tasche aus dem Kofferraum wuchteten. Er drängte sich an Langhammer vorbei und rief: »Wartet! Lasst mich das doch machen!«
    Als seine Frau seine Stimme hörte, lief sie mit zwei Tüten in ihren Händen auf ihn zu und umarmte ihn. »Grüß dich, mein Butzi«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Er drückte sie fest an sich und gab ihr einen Schmatzer auf den Mund. »Schön dass du wieder da bist«, flüsterte er zurück.
    »Na, ihr seid mir ja zwei Turteltäubchen«, störte Langhammer ihre Zweisamkeit. Dann trat er näher an Kluftinger heran, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte leise: »Ganz toll hast du das gemacht. Mit dem Fall meine ich. Meine Golfkollegen werden staunen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich mit dem Verbrecherjäger aus Altusried befreundet bin.«
    So, befreundet ist man jetzt also, dachte sich Kluftinger. Kurz spielte er mit dem Gedanken, dem Arzt auf »freundschaftliche« Weise klar zu machen, was er tatsächlich von ihm hielt, doch er besann sich eines Besseren. Den heutigen Abend wollte er sich nicht durch kleinliche Plänkeleien verderben lassen.
    Bei Langhammers nächster Frage krampfte sich sein Magen dann aber doch kurzzeitig zusammen.
    »Was haltet ihr davon, wenn wir die Rückkehr unserer Frauen mit einem Gläschen begießen?«
    »Das ist jetzt blöd, ich hab’ für heute Abend nämlich schon was geplant.«
    Diesmal war er vorbereitet gewesen, die Ausrede kam ohne Zögern über seine Lippen. Er nahm die Tasche, die hinter dem Mercedes lag, verabschiedete sich von Annegret, schnappte sich seine Frau, nickte Langhammer im Vorbeigehen zu und schloss die Wohnungstür hinter sich. Das letzte, was er sah, war Langhammers offener Mund, der offenbar gerade einen Protest formulieren wollte.
    Seine Frau kam nicht einmal dazu, gegen sein unhöfliches Verhalten zu protestieren, so überrumpelt war sie vom plötzlichen Aktionismus ihres Gatten.
    Als sie im Hausgang standen, umarmte er sie erneut. Sie verbiss sich einen Kommentar über sein Verhalten, denn sie wollte seine momentan für Zärtlichkeiten offenbar sehr empfängliche Stimmung ausnutzen.
    »Du hast also schon was geplant?«, fragte sie freudig überrascht. »Scheinst mich ja wirklich vermisst zu haben.«
    In Kluftingers Kopf fing es an zu rattern. Eigentlich war es nur eine Ausrede gegenüber Langhammer gewesen, aber nun wollte er die Erwartung seiner Frau nicht gleich bei ihrer Ankunft wieder enttäuschen.
    »Ja«, sagte er und küsste sie auf die Nasenspitze, »ich dachte wir gehen schön essen.« Dann setzte er ein breites Grinsen auf. Er war zufrieden mit sich. Das hatte wirklich geklungen, als hätte er sich die ganze Woche darauf gefreut.
    »Ach was«, schüttelte seine Frau zu seiner Überraschung jedoch den Kopf. »Ich war ja jeden Tag Essen im Urlaub. Ich dachte, wir machen uns heute einen gemütlichen Abend daheim. Nur ich und mein Superhirn.«
    Auf seinen fragenden Blick setzte sie noch hinzu: »Doktor Langhammer hat mir alles erzählt. Und im Radio kam’s auch. Ich bin ja so stolz auf dich!« Dann lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und
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