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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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seiner Erstarrung und knipste die Deckenbeleuchtung ein. Der Firmeninhaber kam hinter dem Schreibtisch hervor, knöpfte sich sein Sakko zu, knipste die Lampe aus und schritt auf die Beamten zu.
    »Ich habe noch abgerechnet. Damit die Bauern ihr Milchgeld bekommen. Wir können fahren, meine Herren«, sagte er und schritt allen voran durch die Tür.
    Direkt hinter ihm verließ Kluftinger den Raum. Er fasste Schönmanger nur leicht am Arm. Die Handschellen wollte er ihm ersparen.
     
    ***
    Als Kluftinger am nächsten Morgen um kurz nach neun das Präsidium betrat, trug er seinen grauen Trachtenanzug. Den, der – wenn es nach seiner Frau gegangen wäre – längst in der Kleidersammlung gelandet wäre. Er hatte zwar nicht gut geschlafen, es aber genossen, an diesem Vormittag etwas mehr Zeit zu haben. Heute würde es ziemlich zugehen im Geschäft, das wusste er.
    Sandy Henske telefonierte, als er ins Büro kam, offenbar mit einem Pressevertreter, den sie auf die Konferenz am Nachmittag verwies. Sie lächelte Kluftinger zu. Strobl, Hefele und Maier trotteten ohne Aufforderung hinter ihrem Chef ins Büro. Die anderen saßen bereits, als Maier mit Verspätung die Tür öffnete.
    »Tschuldigung, ich hab noch ein neues Band eingelegt für das Verhör und das hat sich jetzt ganz reingewurschtelt.«
    Keiner der Anwesenden ging auf das Problem des Kollegen ein. Er würde es nachher allein lösen müssen.
    Kluftinger wollte mit den Kollegen den Fall noch einmal durchgehen, bevor sie am späteren Vormittag beide Schönmangers, den Mörder und seinen Sohn, vernehmen würden. Auch die Infos, die an die Presse gegeben werden sollten, wurden besprochen.
    Es herrschte gute Stimmung, alle waren erleichtert, den Täter endlich gefunden zu haben.
    »Und ich hätte schwören können, dass der Lutzenberg Wachter umgebracht hat«, sagte Hefele.
    »Ich anfangs auch«, gab Kluftinger zu. »Aber dann war mein Tipp eher Peter Schönmanger. Tja, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.«
    »Was ich nicht verstehe, ist, wie der Lutzenberg eigentlich zu dem Fotoalbum gekommen ist«, fragte sich Maier laut.
    Kluftinger überlegte kurz. »Ich kann mir das nur so erklären, dass er gekommen ist, als Wachter schon tot war. Als er ihn gefunden hat, muss ihm klar gewesen sein, dass wir ihm schnell auf die Schliche kommen würden, mit den ganzen Fotos von seinem Vater drin.«
    »Mich interessiert noch etwas ganz anderes«, warf Strobl ein. »Was, um Himmels Willen, wollte er auf der Beerdigung?«
    Die Frage hatte sich Kluftinger auch schon gestellt, allerdings keine Antwort darauf gefunden. »Vielleicht tat ihm Wachter leid, vielleicht wollte er dem alten Freund seines Vaters ein letztes Geleit geben. Vielleicht wollte er aber auch nur der Beerdigung des Mannes beiwohnen, der seinen Vater ruiniert hat. Ein später Triumph, sozusagen. Wie’s genau war, kann er uns leider nicht mehr sagen.«
    Im Laufe des Vormittags schaute Lodenbacher im Büro des Kommissars vorbei.
    »Jetzat« sagte er, als er das Zimmer betrat. »Jetzt homma ean. Gott sei Dank.«
    Auf der anschließenden Pressekonferenz war Kluftinger nicht überrascht, dass Lodenbacher sich den Erfolg hauptsächlich auf seine Fahnen schrieb. Allerdings gingen dem Chef der PD Kempten einige Detailkenntnisse ab. Bei Fragen nach solchen Einzelheiten musste er auf Kluftinger verweisen.
    »Do konn eana sicher der Herr Glufdinga waida helfen«, sagte er beispielsweise auf die Frage nach dem Motiv für Lutzenbergs Erpressung.
    »Wahrscheinlich, um seinen Vater, dessen frühen Tod er wohl indirekt auf die öffentliche Demütigung durch Wachter zurückführte, zu rächen«, sagte Kluftinger und nahm nun die Gelegenheit wahr, einen Satz zu sagen, den er bisher nur aus Krimis kannte: »Aber dieses Geheimnis hat er mit ins Grab genommen.«
     
    ***
     
    Kluftinger war nervös. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so nervös gewesen war, als er auf seine Frau gewartet hatte. Er hatte trotz der Hektik der letzten Tage sogar noch die Zeit gefunden, ein bisschen sauber zu machen. Jetzt saß er in der dunkelbraunen Velourscouch und starrte die alte Wanduhr an: Fünf vor sechs, eigentlich sollte seine Frau schon längst da sein. Er ärgerte sich, dass er nicht die Zeit gefunden hatte, sie selbst vom Flughafen abzuholen. Nach seinem letzten Besuch dort hätte ihm ein unbeschwerter Abstecher in die Ankunftshalle sicher gut getan.
    Er schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Bildschirm
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