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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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gehört, dass Wachter in der Lage war, Milchpulver zu verkäsen. Mit seinen Kulturen. Das war natürlich illegal. Aber es versprach vielleicht die dicke Kohle. Es gab nur einen Haken: Das Milchpulver war kaum billiger als richtige Milch.«
    Schönmanger verstummte und sofort hakte Kluftinger nach.
    »Und dann sind Sie auf das russische Zeug gestoßen. Was war los damit? War es verstrahlt oder warum war es so billig?«
    »Ich hab rumtelefoniert«, sagte Schönmanger emotionslos, »natürlich auch im Ostblock. Da musste es billiger sein. War es auch. Aber immer noch nicht genug. Irgendwann hatte ich einen Typen in Moskau dran, der mir dann sagte, dass er mir vielleicht ein verlockendes Angebot machen könnte. Ich wollte natürlich wissen, warum das Zeug so billig war, aber zuerst sagte der Russe nichts. Erst nachdem er Geld gesehen hatte, hat er Vertrauen gefasst und erzählte mir, dass er eine Quelle für UN-Hilfslieferungen nach Afrika aufgetan hat. Die verschickt er dann nach Deutschland, von wo aus sie verschifft werden sollen. Doch die Lieferungen kommen nie an. Verschickt wird irgendetwas anderes oder auch gar nichts. Keine Ahnung. Der macht so was mit allen möglichen Waren und hat überall seine Leute sitzen, die ihm dann den Empfang der Sachen bestätigten. Wir jedenfalls hatten unser billiges Pulver. Als das losging, war uns aber klar, dass Wachter, Bartsch und ich das allein nicht mehr machen konnten. Wir heuerten Leute für die Drecksarbeit an. Aber die haben Sie ja schon kennengelernt. Der Alte hat davon nie was mitbekommen. Nur, dass jetzt alles ein bisschen billiger war, wegen der schnellen Reife und so. Wie billig, davon hatte er keinen Schimmer. Sonst wäre für uns ja nichts übrig geblieben. Bei unseren Absatzzahlen hatte er keine andere Wahl, als sein schlechtes Gewissen wegen der Chemie über Bord zu werfen.«
    »Wie lange lief das dann so, Herr Schönmanger?«, fragte Kluftinger ruhig.
    »Eine Weile. Ich hatte meinen Vater so weit, dass ich mir neben ihm ein Büro einrichten durfte. Bezahlt hat mir der Alte kaum mehr, aber Wachter und ich, wir haben gutes Geld hinter seinem Rücken gemacht.« Immer, wenn er von seinem Vater sprach, verzog Peter Schönmangers seinen Mund zu einem verächtlichen Grinsen. Gleichmütig und mit monotoner Stimme hatte er die letzten Minuten geredet. Bis zu dem Zeitpunkt, als Kluftinger unvorsichtigerweise fragte, warum er denn Wachter nun umgebracht habe, wo doch alles so gut gelaufen war.
    Schönmanger sprang von seinem Stuhl und brüllte etwas Unverständliches. Sofort hielten ihn zwei Beamte fest und drückten ihn wieder auf seinen Sitz. Mit rotem Kopf und sich überschlagender Stimme schrie er:
    »Das war ich nicht. Das nicht!«
    Kluftinger ließ ihn schreien, bis er sich wieder beruhigte und schließlich blass und matt zusammensank.
    »Gut, Herr Schönmanger. Wenn Sie es nicht waren, was geschah denn dann?«
    »Die Drecksau ist gekommen. Zum Wachter. Und der wollte richtig Geld.«
    »Wen meinen Sie denn damit, Herr Schönmanger?«
    »Die Drecksau. Dieses Schwein.« Langsam kehrte die Zornes röte in sein Gesicht zurück.
    Kluftinger verstand nicht.
    »Wer, Herr Schönmanger?«
    »Lutzenberg.«
    »Lutzenberg kam zu Ihnen und erpresste Sie?«
    »Mich nicht, den Philip. Und der zahlte. Solange, bis er nicht mehr konnte. Lutzenberg wollte immer mehr. Ich habe gesagt, dass wir was unternehmen müssen. Aber dann ist etwas passiert, was ich mir bis heute nicht erklären kann. Wenn wir Lutzenberg was tun, hat Philip gesagt, dann packt er aus. Dann sind wir alle dran.«
    Schönmanger sah Kluftinger in die Augen: »Verstehen Sie? Er wollte, dass wir Lutzenberg weiter bezahlen, dieser Spinner.«
    Kluftinger war verwirrt. Er blickte die Kollegen an, doch die zuckten ebenfalls mit den Schultern. »Er wollte, dass Sie ihn auch bezahlen?«, fragte der Kommissar.
    »Genau. Dauernd wurde er von Lutzenberg verfolgt. Der sagte irgendwas von wegen er habe seinen Vater auf dem Gewissen.«
    Kluftinger sah, dass seine ruhigen Fragen bei Schönmanger mehr Erfolg hatten als lautes Säbelrasseln.
    »Und dann haben Sie ihn getötet?«, erkundigte er sich deswegen sachlich.
    »Nein, verdammt. Wollen Sie jetzt die Geschichte hören oder nicht?«, gab Schönmanger aggressiv zurück. Der Kommissar nickte.
    »Mein Vater ist zu ihm hingefahren.«
    »Ihr Vater? Ich dachte, der wusste nichts von der Sache?«
    »Das stimmt ja auch. Am Anfang, jedenfalls. Aber was hätte ich machen sollen? Ich
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