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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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ins Gespräch ein:
    »Peter, sag’ jetzt nichts mehr, du musst nichts sagen!«
    »Hau’ ab, du Schlaumeier! Geh’ doch zum Alten, vielleicht kann der dich mehr gebrauchen!«, schrie ihn Schönmanger an. »Du hast doch auch immer nur Geld gekostet.«
    Mit offenem Mund saß der Rechtsanwalt da und rang nach Fassung.
    Schönmanger, der vorher auf alles eine Antwort gehabt zu haben schien, schwankte nun zwischen Wut und Verzweiflung.
    »Soll Ihr Anwalt gehen?«, fragte Maier geschäftig.
    »Mir egal, kann er sich schon alles anhören, der gute Freund meines Vaters.«
    Wie ein angezählter Boxer, der nur noch aus Verzweiflung kämpft, hatte sich Schönmanger gegen Egbert Wolf gewandt. Auch der machte keinen besonders repräsentativen Eindruck mehr.
    Taumelnd war der Jungunternehmer dann wieder zu Boden gesunken und hing nun in den Seilen. Jetzt war es an Kluftinger, ihn auszuzählen. Tun musste er dafür nicht mehr viel, das wusste der Kommissar, das K.O. würde so oder so kommen. Innerhalb der nächsten halben Stunde hätte er die Morde gestanden, Kluftingers Kriminalergespür hatte ihn bei so einer Ahnung nur selten im Stich gelassen. Er würde Schönmanger einfach weiterreden lassen.
    »Ich wär’ immer noch in der Buchhaltung für zwölfhundert Euro im Monat! Mein Vater wollte mich alles ›von der Pieke auf‹ lernen lassen, bevor ich sein Stellvertreter werden sollte«, erzählte Schönmanger von sich aus weiter, den Blick starr zu Boden gerichtet.
    »Wachter war am Anfang sehr korrekt und verschlossen. Er ließ mich nicht an sich heran, nachdem ich im Betrieb angefangen hatte. Er hatte Käse mit natürlichen Aromen für uns entwickelt, der damals, Ende der Achtziger, recht gut lief. Vater hat das gefallen, weil Wachter uns damit aus den Miesen brachte. Außerdem konnte er es mit seinem inneren Reinheitsgebot für Käse vereinbaren, schließlich waren ja ›natürliche Sachen‹ drin. Allmählich ist Wachter dann aufgetaut und mir wurde klar, dass der auch hinter Geld her war. Ich hatte mich über ihn informiert. Ich wusste, dass er mit dem Job, den er bei uns hatte, nicht glücklich sein konnte.
    Irgendwann kam er dann zu mir und erzählte von fettreduziertem Käse mit naturidentischen und künstlichen Aromen. Er kam zu mir, weil er wusste, dass er damit beim Alten nicht hätte landen können. Das war noch nicht die Lean-Line, aber Wachter hatte es geschafft, richtig guten Geschmack und eine gute Konsistenz hinzukriegen, bei nur zehn Prozent Fett. Allerdings mit ziemlich viel Chemie drin. Da hätte mein Vater nicht mitgemacht.«
    Alle hörten gebannt zu, keiner hätte gewagt, Schönmanger jetzt zu unterbrechen. Alle außer Maier, der ihm ins Wort fiel:
    »Moment, Herr Schönmanger, die Kassette ist voll. Warten Sie bitte mit Ihrer Aussage!« Dabei drückte er hektisch am Tonbandgerät herum, das sie während des Verhörs mitlaufen ließen. Kluftinger sah zu Maier hinüber. Er schüttelte den Kopf. Ohne aufzuschauen nestelte Maier weiter am Rekorder herum. Schönmanger ließ sich davon in keinster Weise stören, mit immer noch gesenktem Kopf erzählte er, dass er von Wachters Vorschlag begeistert gewesen sei. Kluftinger ging ans Fenster und sah hinaus. Auf einmal passte alles zusammen. Während der mutmaßliche Mörder erzählte war er hochkonzentriert. So konzentriert, dass das, was Schönmanger sagte, wie ein Film vor seinen Augen ablief: Peter Schönmanger hatte die kalorienreduzierte Linie zu seinem Projekt auserkoren. Er war sofort daran gegangen, alles durchzurechnen. Kosten, Investitionen, mögliche Erträge und Marktanteile. Auf einmal hatte er eine Vision. Ein Ziel. Sah die Möglichkeit, den Alten auszubooten. Aber es war zu teuer, es rechnete sich nicht. Wie er es auch drehte und wendete, die Kosten waren zu hoch und das Kapital der dahindümpelnden Firma wäre für die nötigen Maschinen und eine große Werbekampagne zu gering gewesen. Bei den hohen Produktionskosten hätte sich das Ganze nie gerechnet. Die musste er senken. Wieder und wieder hatte er mit Wachter darüber gesprochen. Irgendwann hatte Schönmanger die von Wachter entwickelten Kulturen angesprochen. Schönmanger hatte ihm vorgerechnet, wie viel Geld dabei herausspringen würde. Sie könnten doch …
    Kluftinger wurde aus seiner Konzentration gerissen, da Maier ein deutlich vernehmbares »So, jetzt wieder«, verlauten ließ.
    Er sah Schönmanger an, der, auf den Tisch gestützt, mit starrem Blick immer weiter redete:
    »Ich hatte
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