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Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken
Autoren: Sophie Kinsella
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    Okay. Keine Panik. Ich schaffe das schon. Nichts ist unmöglich. Ist alles nur eine Frage der Technik. Ein bisschen nach links, ein wenig hochheben, ein bisschen fester schieben ... Ich bitte Sie! Es kann doch wohl nicht so schwer sein, einen Cocktailschrank in ein New Yorker Taxi zu kriegen!
    Ich packe das lackierte Holz etwas resoluter an, hole tief Luft und schiebe noch einmal kräftig. Vergebens. Der Himmel ist an diesem Wintertag in Greenwich Village herrlich blau, und die kalte Luft fühlt sich im Mund an wie scharfe Zahnpasta. Jeder Atemzug schnürt einem fast die Luft ab, und die Leute haben sich ihre Schals bis kurz unter die Augen um die Gesichter gewickelt. Die Einzige, die schwitzt, bin ich. Mein Gesicht ist hochrot, die Haare fallen mir wirr unter meinem neuen Kosakenhut heraus, und ich spüre ganz deutlich, wie die Leute, die auf der anderen Straßenseite in Jo-Jo‘s Cafe an den Fenstern sitzen, mir amüsiert zusehen.
    Aber ich gebe nicht auf. Ich weiß ganz genau, dass ich es schaffen kann.
    Ich muss es schaffen, schließlich sehe ich es überhaupt nicht ein, Unsummen dafür hinzulegen, dass mir das Ding nach Hause geliefert wird, wenn ich direkt um die Ecke wohne.
    »Der passt nicht rein.« Der Taxifahrer steckt den Kopf zum Fenster raus und sieht mich unbeteiligt an.
    »Doch! Zwei Beine habe ich schon drin...« Ich schiebe noch einmal verzweifelt. Wenn ich die anderen beiden Beinedoch nur irgendwie ins Taxi zwängen könnte. Ich komme mir vor wie jemand, der seinen Hund zum Tierarzt bringen will.
    »Außerdem bin ich nicht versichert«, fügt der Fahrer hinzu.
    »Das macht nichts! Ich wohne nur zwei Straßen weiter. Ich halte ihn die Fahrt über fest. Wird schon gehen.« Der Taxifahrer zieht die Augenbrauen hoch und stochert sich mit einem ziemlich gebraucht aussehenden Zahnstocher zwischen den Zähnen herum.
    »Und Sie meinen, dass Sie selbst auch noch reinpassen?«
    »Ich mach mich ganz klein! Das haut schon hin!« Völlig frustriert schubse ich den Cocktailschrank noch einmal kräftig an. Er rammt den Beifahrersitz.
    »Hey! Wenn an meinem Taxi was kaputtgeht, müssen Sie dafür bezahlen!«
    »Tut mir Leid«, sage ich atemlos. »Okay, wissen Sie was, ich probier‘s noch mal von vorne. Ich glaube, ich habe die Sache irgendwie falsch angepackt...«
    Mit größtmöglicher Vorsicht hebe ich die Vorderseite des Cocktailschrankes aus dem Taxi und stelle das gute Stück wieder auf den Bürgersteig.
    »Was zum Teufel ist das überhaupt?«
    »Das ist ein Cocktailschrank aus den 30er Jahren! Sehen Sie mal, man kann ihn hier aufklappen...« Ich öffne den Haken der Klappe und platze fast vor Stolz, als die verspiegelten Art-deco-Elemente im Inneren des Schrankes zum Vorschein kommen. »Hier stellt man die Gläser hin... und hier sind zwei zum Schrank passende Cocktailshaker...«
    Bewundernd streiche ich über die glatte Oberfläche. Kaum hatte ich diesen Schrank im Schaufenster von Arthur´s Antiques gesehen, wusste ich auch schon, dass ich ihn haben musste. Gut, natürlich ist mir klar, dass Luke und ich eigentlich eine kleine Absprache getroffen haben, wonach wir vorläufig keine weiteren Möbel für unsere Wohnung mehr anschaffen wollen - aber das hier ist etwas anderes. Bestimmt. Ein echter Cocktailschrank, so wie in den Filmen mit Fred Astaire und Ginger Rogers! Dieser Schrank wird unsere gemeinsamen Abende vollkommen verändern. Luke und ich werden jeden Abend Martinis mixen, zu altmodischer Musik tanzen und den Sonnenuntergang beobachten. Das wird wahnsinnig stimmungsvoll werden! Wir müssen nur noch einen von diesen altmodischen Plattenspielern mit den riesigen Schalltrichtern kaufen und anfangen, Schellackplatten zu sammeln. Und ich werde mich mit umwerfenden alten Spitzenkleidern eindecken.
    Und dann werden immer mehr Leute Abend für Abend auf einen Cocktail bei uns vorbeischauen. Wir werden für unsere geistreichen Soirees bekannt werden. Die New York Times wird über uns schreiben! Ja!
    Die Cocktailkultur ist im West Village zu neuem Leben erwacht. Das stilbewusste ursprünglich aus Großbritannien stammende Paar Rebecca Bloomwood und Luke Brandon. ..
    Ich höre ein dumpfes Geräusch, als die Taxitür sich öffnet, und sehe etwas benommen auf. Der Taxifahrer steigt aus.
    »Ach, danke«, freue ich mich, »ich könnte wirklich ein bisschen Hilfe gebrauchen. Wenn Sie ein Seil hätten, könnten wir den Schrank vielleicht auf dem Dach festbinden...«
    »Ich hab kein Seil. Vergessen Sie‘s.« Er
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