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Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken
Autoren: Sophie Kinsella
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darauf anzubringen - ist das nicht originell?
    Meine einzige leichte Sorge - wirklich nur eine winzige Beunruhigung - ist, dass die Hochzeit in zwei Tagen stattfindet und ich das Kleid noch nicht mal anprobiert habe. Geschweige denn gesehen. Heute Morgen habe ich bei ihm geklingelt, um ihn daran zu erinnern, dass ich heute abreise, und nachdem er sich schließlich und endlich an die Tür geschleppt und aufgemacht hatte, versprach er mir hoch und heilig, das Kleid bis mittags fertig zu haben. Er erklärte mir, dass er seine Ideen immer bis zur allerletzten Minute reifen lasse - und dass er dann einen Adrenalinstoß bekomme, der wiederum einen Inspirationsschub auslöse, und dass er dann unglaublich schnell arbeite. So sei es nun mal bei ihm, versicherte er mir. Und dass er noch immer seine Termine eingehalten habe.
    Ich mache die Tür auf und rufe fröhlich »Hallo!«. Keine Antwort. Ich öffne die Tür zu unserem multifunktionellen Wohnzimmer. Madonna plärrt aus dem Radio, auf dem Fernseher zuckt MTV, und Dannys neuer Roboter-Hund versucht, aufs Sofa zu krabbeln.
    Danny liegt mit dem Oberkörper auf einer Wolke goldener Seide über der Nähmaschine und schläft.
    »Danny?«, sage ich entsetzt. »Hey, aufwachen!«
    Danny schrickt auf und reibt sich das magere Gesicht. Seine Locken sind völlig zerzaust, und seine hellblauen Augen sind noch mehr gerötet als heute Morgen, als er mir die Tür aufmachte. Sein dünner Körper steckt in einem alten grauen T-Shirt und das eine knochige Knie guckt aus dem Riss in seiner Jeans hervor - komplett mit der verschorften Wunde, die er sich letztes Wochenende beim Rollschuhlaufen zugezogen hat. Er sieht aus wie ein zehnjähriger Junge mit Bartstoppeln.
    »Becky!«, sagt er getrübten Blickes. »Hi! Was machst du denn hier?«
    »Ich wohne hier. Schon vergessen? Du arbeitest hier, weil in deiner Wohnung eine Sicherung durchgebrannt ist.«
    »Ach. Ja.« Benommen sieht er sich um. »Stimmt.«
    »Alles in Ordnung?« Ich beäuge ihn misstrauisch. »Ich habe Kaffee geholt.«
    Ich reiche ihm einen Becher, und er trinkt gleich mehrere große Schlucke. Dann erblickt er den Stapel Post in meiner Hand und macht zum ersten Mal heute einen einigermaßen wachen Eindruck.
    »Hey, ist das die britische Vogue?«
    »Ah.. . ja«, sage ich und lege sie außerhalb seiner Reichweite ab. »Und - wie geht´s meinem Kleid?«
    »Hervorragend! Alles unter Kontrolle!«
    »Kann ich es schon anprobieren?«
    Kurze Pause. Danny guckt den Haufen goldener Seide vor sich an, als wenn er ihn noch nie in seinem Leben gesehen hätte.
    »Nein, noch nicht«, sagt er schließlich.
    »Aber es wird rechtzeitig fertig?«
    »Natürlich! Selbstverständlich.« Er tritt auf das Pedal, und die Nähmaschine rattert augenblicklich los. »Weißt du was?«, ruft er mir zu, um den Lärm zu übertönen. »Ich könnte wirklich ein Glas Wasser vertragen!«
    »Kommt sofort!«
    Ich eile in die Küche, drehe den Wasserhahn auf und warte, bis kaltes Wasser kommt. Die Wasserleitungen in diesem Haus sind ein bisschen exzentrisch, und wir liegen Mrs. Watts, der Vermieterin, ständig in den Ohren, dass die Dinger repariert werden müssen. Aber sie lebt ja Tausende von Kilometern von hier entfernt in Florida und hat anscheinend nicht das große Interesse. Aber abgesehen davon, ist unsere neue Bleibe ein Traum. Unsere Wohnung ist für New Yorker Verhältnisse riesig, hat Holzfußboden und einen Kamin und große, vom Fußboden bis zur Decke reichende Fenster.
    (Mum und Dad waren natürlich gar nicht begeistert, als sie uns besuchten. Erstens verstanden sie nicht, wieso wir nicht in einem eigenen Haus wohnen. Dann verstanden sie nicht, wieso die Küche so klein ist. Dann fingen sie an darüber zu reden, wie schade es sei, dass wir keinen Garten haben - und ob ich schon gehört hätte, dass unser Nachbar Tom jetzt in einem Haus mit einem 1000 m 2 großen Grundstück wohnt? Also ehrlich. Wenn jemand in New York ein Grundstück von 1000 m 2 hätte, würde man da sofort zehn Büroblocks draufknallen!)
    »Okay! Und wie läuft‘s -« Als ich das Wohnzimmer betrete, versagt mir die Stimme. Die Nähmaschine schweigt und Danny liest die Vogue.
    »Danny!«, jaule ich. »Was ist mit meinem Kleid?«
    »Hast du das gesehen?«, fragt Danny und haut auf die aufgeschlagene Seite. »>Hamish Fargles Kollektion zeigte wieder einmal, wie talentiert und geistreich der Designer ist<«, liest er laut vor. »Ach, hör schon auf! Der hat doch null Talent! Null. Der war mit
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