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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Strobl in schallendes Gelächter aus.
    Maier kam ins Büro. »Habe ich etwas verpasst? Ist irgendetwas? Was gibt es denn zu lachen?« Die beiden Kollegen hatten sich inzwischen wieder gefangen, was auch an Kluftingers düsterer Miene lag. Heute früh war er ganz und gar nicht zu Scherzen aufgelegt. Sie wussten, dass er, wenn man den Bogen überspannte, sehr ungemütlich werden konnte.
    »Ach übrigens«, sagte Maier mit glänzenden Augen und feierlichem Tonfall, »ich finde, wir sollten den Fall jetzt gleich noch mal durch-pauken.« Er begann zu lachen, versetzte Hefele einen Rippenstoß und deutete mit dem Kopf in Richtung Parkplatz. Keiner der Kollegen lachte mit. Kluftinger wurde es zu bunt. Er blickte Maier scharf in die Augen und holte tief Luft. Maier verstummte sofort. »Ich wollte … ich dachte nur, ich meine, wegen der Stimmung, also … ach ja, der Bartsch steht schon draußen.«
    »Bartsch?«, fragte Kluftinger. »Der, der den Toten gefunden hat?«
    Kluftinger blickte auf die Uhr. Kurz vor acht. »Ich denke der kommt erst um neun.«
    »Ja, ich meine, ich dachte …« Maier wurde rot. »Kann sein, dass ich ihn auch schon um acht bestellt habe«, sagte er kleinlaut.
    Das passte dem Kommissar gar nicht. Er wollte eigentlich erst noch einmal den gestrigen Abend mit seinen Kollegen durchgehen und jetzt stand schon der erste Zeuge vor der Tür. Na ja, auch schon wurscht, dachte er sich. »Soll reinkommen.«
     
    ***
     
    Bartsch war Kluftinger auf den ersten Blick unsympathisch. Er trug eine rosa Krawatte. Eine rosa Krawatte! Sein Vater hätte ihn früher für so etwas verprügelt. Kluftinger bremste sich selbst. Er mochte es nicht, wenn er in Vernehmungen schon eine vorgefertigte Meinung von seinem Gegenüber hatte. Das vernebelt die Sinne, hatte ihn sein Vater gewarnt. Und in dem Punkt hatte er sogar Recht.
    Aber bei Bartsch fiel es ihm schwer, neutral zu bleiben. Der Mann trug einen dunkelgrauen Anzug und ein hellblaues Hemd zu seiner schweinchenfarbenen Krawatte. Von seinem dichten, pechschwarzen Haar hatte er sich ein paar Strähnen ins Gesicht gezupft. Er roch nach Parfüm.
    Bartsch blickte zwischen den Kollegen hin und her. Er gab Strobl die Hand: »Wir haben uns ja gestern schon gesehen.«
    Maier nickte er kurz zu. Dann streckte er eine Siegelring-Hand in Richtung Kluftinger. »Bartsch. Robert Bartsch. Ich habe die … ich habe ihn gefunden.«
    »Kluftinger. Ich weiß. Bitt’schön.« Kluftinger deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Obwohl eine kleine Sitzgruppe im Zimmer stand, führte er Vernehmungen meist am Schreibtisch durch. Nicht nur, weil er sich so bequemer Notizen machen konnte. Er hatte das Gefühl, die Menschen, die ihm gegenüber saßen, waren sich so seiner Autorität besser bewusst. Und sahen sich vielleicht manchmal gezwungen, Sachen zu sagen, die sie in der Sitzgruppe nicht gesagt hätten.
    Sicher, er ahnte, dass das ein »studierter« Psychologe ganz anders gesehen hätte. Er würde sogar bald einen solchen »Studierten« in seiner eigenen Familie haben: Markus, Kluftingers Sohn, belegte im fünften Semester Psychologie. Als er im zweiten Semester ein Seminar über Gesprächsführung belegt hatte, bekam Kluftinger immer, wenn Markus aus Erlangen nach Hause kam, Ratschläge aus der Wissenschaft. Kluftinger hatte damit massive Probleme. Er war lange Zeit gut mit seiner Art der Gesprächsführung und der Vernehmungstaktik gefahren und nun kam sein Sohn und meinte, er habe die Weisheit mit Löffeln gefressen. Zudem hatte sich das Problem mit den Ratschlägen des Sohnes ohnehin bald erledigt, das nächste Semester hatte andere Kurse und darüber hinaus eine neue Freundin für Markus gebracht, was seine Anwesenheit in Altusried auf sporadische Besuche beschränkte und den Effekt hatte, dass sie in der wenigen Zeit, die sie mit dem Sprössling hatten, verständnisvoller und geduldiger wurden.
    Bartsch nahm dem Kommissar gegenüber Platz und Strobl, Maier und Hefele ließen sich in die Sessel fallen. Da die weitere Aufgabenverteilung noch nicht besprochen war, konnten sie ebenso gut hier bleiben.
    »Wohnen Sie in Krugzell?«, wollte Kluftinger wissen. Krugzell, der Ort, in dem die Molkerei stand, in der auch Wachter gearbeitet hatte, war eigentlich ein eigenes Dorf gleich bei Altusried gewesen, aber im Zuge der Gebietsreform war es eingemeindet worden.
    »Nein. Ich habe ein Haus am Kalvarienberg in Immenstadt. Es nervt schon etwas, jeden Tag die knapp vierzig Kilometer. Aber ich
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