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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Anschließend kochte er sich einen Kaffee.
    Er wusste, dass ihm sein Magen diese Tasse am frühen Morgen übel nehmen würde, aber irgendwie brauchte er dieses morgendliche Ritual. Er sah auf die Uhr: Viertel nach Sieben. Es würde noch eine Dreiviertelstunde dauern, bis die ganze Truppe komplett war.
    Er setzte sich in seinen Schreibtischstuhl und starrte an die Decke. Wo sollte er anfangen?
    »Gütscher Gott, hab ich mich erschrocken.« Frau Henske, die Sekretärin, machte erst ein überraschtes, dann ein besorgtes Gesicht. »Dass Sie schon so früh da sind …«, sagte sie und legte die Post auf seinen Schreibtisch.
    »Ich habe heute viel zu tun«, entgegnete Kluftinger nach einer Pause, in der er genau überlegte, was er antworten sollte. Er wollte ihre Neugier nicht unnötig anstacheln, die war so schon groß genug.
    »Gibt’s etwas Besonderes?«
    Kluftinger sah sie an.
    Jetzt, wo ihre Augen voller Erwartung waren, fand er sie sogar irgendwie hübsch. Sonst verstand er nicht, warum die Kollegen augenscheinlich so hinter ihr her waren. Sicher: Mit ihren oft recht kurz gehaltenen Röcken und den meist engen Oberteilen bediente sie gewisse Primärreize. Aber Kluftinger fand die versteckten Reize meist die interessanteren. Dennoch war sie nicht unattraktiv. Ein bisschen zu stämmig vielleicht und wenn sie sich einmal für eine Haarfarbe entscheiden würde, hätte er auch nichts dagegen gehabt. Im Moment lagen sie irgendwo zwischen blond und sehr blond.
    Dass sie ihm so sympathisch war, machte sie in seinen Augen wohl hübscher, als sie tatsächlich war. Er erinnerte sich noch, als er sie das erste Mal gesehen hatte: Da war er ein wenig erschrocken. Das Wort »Tussi« war ihm kurz in den Sinn gekommen, aber schnell gewann sie ihn durch ihre gewissenhafte Arbeit und ihrer freundliche, sympathische Art für sich. Es war schon erstaunlich, dass Menschen beim ersten Zusammentreffen scheinbar ganz anders aussahen als später, wenn man sie einmal kennen gelernt hatte.
    Noch immer wartete sie gespannt auf eine Antwort. Sie hätte sich wahrscheinlich sogar gefreut, wenn Kluftinger ihr erzählt hätte, was gestern Abend passiert war.
    »Ist bei uns nicht jeder Tag was Besonderes?«, entgegnete er und blätterte durch den Briefstapel, den sie ihm gegeben hatte.
    Sie merkte, dass er nicht reden wollte und auch wenn sie das meist nicht von weiteren Fragen abhielt, ging sie heute ohne einen weiteren Ton aus dem Zimmer.
    Kluftinger legte die Post wieder weg. Er blickte sich suchend im Zimmer um, trommelte mit seinen Fingern auf der Armlehne und wippte mit seinem Stuhl. Er war viel zu früh hier. Er konnte gar nichts tun. Ob die von der Spurensicherung schon was herausbekommen hatten? Er wählte die Nummer. Keiner hob den Hörer ab. Natürlich, die kamen sonst auch nicht vor acht.
    Die Tür ging auf und Strobl kam herein. Er sah ebenfalls mitgenommen aus. Seine hageren Wangen schienen noch mehr eingefallen, seine Augenringe noch tiefer als sonst. Er streifte sich die Regenjacke ab und hängte sie zusammen mit seiner Schirmmütze an den Kleiderständer. Dann ging er zum Spiegel und drückte seine strohblonden Haare an seinen Kopf.
    »Auch schlecht geschlafen?«
    Kluftinger nickte ihm mit einem Lächeln zu. Er freute sich, dass er nicht mehr allein war. »Wie lange wart ihr denn noch gestern, du und der Richard?«, wollte er wissen.
    »Wir sind eigentlich gleich nach dir gegangen. War ja eh nichts mehr zu tun. Die Spurensicherung war auch fertig.« Strobl ging zur Kaffeemaschine und goss sich eine Tasse ein.
    Hefele kam herein. »Morg’n. Ganz schöner Scheiß, oder?« Er blickte die beiden Kollegen fragend an. Die Augen des kleinen, rundlichen Mannes schauten heute nicht ganz so verschmitzt aus den Lachfältchen wie sonst. Dennoch ging von dem Mann mit dem buschigen, schwarzen Schnauzer und seinen krausen Locken selbst an einem Tag wie heute eine unterschwellige Heiterkeit aus. Gerne hätte er ein »Ach, das wird’s bald haben« gehört, aber die Kollegen nickten nur.
    »Das wird ganz schön einschlagen, was meinst du? Mit Pauken und Trompeten …« Strobl sah Hefele erwartungsfroh an. Er hatte verstanden. Sie prusteten los. Auch Kluftinger war ihre Spitze nicht entgangen.
    »Schon gut, ich hatte wirklich andere Sorgen als meine Trommel aufzuräumen.«
    »Macht ja nichts«, sagte Hefele und hatte Mühe, den Satz noch zu vollenden und nicht sofort loszulachen, »irgendeiner muss hier ja den Takt angeben.« Wieder brachen er und
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