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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer
Autoren: Kevin Dutton
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    Einleitung
    Am Ende eines Staatsbanketts für Würdenträger des Commonwealth sah Winston Churchill, wie ein Gast einen kostbaren silbernen
     Salzstreuer in seiner Jackentasche verschwinden ließ und sich verstohlen in Richtung Tür bewegte. Und was tat Churchill? Hin-
     und hergerissen zwischen der Loyalität gegenüber dem Gastgeber und dem Wunsch, einen peinlichen Zwischenfall zu vermeiden,
     hatte er eine Eingebung. Er schnappte sich das Pendant, den Pfefferstreuer, und steckte ihn ebenfalls ein. Dann näherte er
     sich seinem kriminellen Kollegen, zog das entwendete Objekt vorsichtig aus der Tasche und stellte es vor ihn auf den Tisch.
     »Ich glaube, man hat uns beobachtet«, sagte er. »Besser, wir stellen die Dinger zurück.«
     
    STEWARDESS: Bitte legen Sie vor dem Start die Sicherheitsgurte an.
    MUHAMMAD ALI: Ich bin Superman. Superman braucht keinen Sicherheitsgurt!
    STEWARDESS: Superman braucht auch kein Flugzeug.
    Keine zehn Pferde
    Es ist ein dunkler Dezemberabend in Nordlondon. Zwei Männer, ein großer und ein kleiner, stehen am Tresen einer Bar in Camden
     Town. Sie trinken ihre Gläser leer, stellen sie auf den Tresen, schauen sich an. Noch mal das Gleiche? Ja, warum nicht? Sie
     machen es sich noch nicht klar, aber sie werden zu spät zu ihrer Verabredung zum Abendessen kommen. In einem indischen Restaurant
     am anderen Ende der Stadt sitzt nämlich jemand und wartet auf sie. Der kleine Finger seiner rechten Hand zuckt wie elektrisiert,
     ein schwaches Signal seiner Parkinson-Erkrankung. Der Wartende trägt eine bunte Krawatte, die er sich eigens für diesen Anlass
     gekauft hat; eine halbe Stunde hat er gebraucht, bis er sie gebunden hatte. Sie zeigt ein Muster aus Teddybären.
    Es ist Sonntag. Der Gast im Restaurant sieht dem Regen zu, der die Scheiben herunterrinnt. Sein Sohn hat heute Geburtstag.
     Auch die beiden Männer in Camden Town betrachten die Regenschwaden draußen im Licht der Straßenlaternen. Wir müssen uns auf
     den Weg machen, sagen sie, zur U-Bahn , zu dem Restaurant und dem Mann, der auf uns wartet. Sie brechen auf.
    Sie kommen zu spät, fast eine Dreiviertelstunde. Sie haben unterschätzt, und zwar erheblich, wie viel Zeit bei vier Gläsern
     Bier vergehen kann, und wie lange es dauert, mit der Northern- und Piccadilly-Line ans andere Ende von London zu kommen. Als
     sie im Restaurant ankommen, läuft es nicht gut.
    »Schon wieder zu spät?«, fragt der Mann, der auf sie gewartet hat.
    Die Reaktion ist schnell und heftig. Zahllose, uralte Kränkungen kochen hoch. Der Kleinere der beiden dreht sich auf dem Absatz
     um und verlässt das Lokal. Es ist der Sohn. Er tut das nicht ohne ein paar scharfe Worte. Dann steht er da, der kleine Mann.
     Gerade in der U-Bahn hatte er sich auf ein entspanntes Geburtstagsessen mit seinem Vater und seinem besten Freund gefreut. Jetzt ist er allein
     in der regnerischen Dezembernacht und läuft den Gehweg entlang zur U-Bahn -Station. Frierendund zunehmend durchnässt, denn seinen Mantel hat er im Restaurant vergessen. Wie schnell sich die Dinge ändern können.
    Der kleine Mann kocht vor Wut. Er steht an der Sperre und sucht nach seiner Fahrkarte. Er geht durch die Sperre. Die Station
     ist menschenleer. Da hört er ein Geräusch von der Straße, jemand rennt. Plötzlich steht der große Mann auf der anderen Seite
     der Sperre. Er ist völlig außer Atem, denn auch er ist vom Restaurant zur U-Bahn gerannt. Er lehnt sich keuchend an eine Säule.
    »Warte!«, sagt er, als er wieder sprechen kann.
    Der kleine Mann will nichts hören.
    »Ich denke gar nicht dran«, antwortet er und hebt die flache Hand über den Kopf. »Seine giftigen Bemerkungen stehen mir bis
     hier.«
    »Warte doch«, sagt der große Mann.
    Der Kleine wird immer wütender: »Hör zu, du vergeudest deine Zeit. Geh zurück zu ihm, zurück ins Restaurant, geh, wohin du
     willst. Aber mich lass in Ruhe!«
    »O.k., o.k.«, sagt der Große, »aber darf ich noch was sagen, bevor ich gehe?«
    Schweigen. Der Regen wird plötzlich rot, die Ampel an der Kreuzung vor der U-Bahn -Station ist umgesprungen.
    Damit er ihn loswird, gibt der Kleine nach. »Na gut, was gibt’s?«
    Es ist ein Augenblick der Wahrheit. Die beiden sehen sich an, über die Barriere hinweg. Der Kleine sieht, dass am Mantel des
     Großen ein paar Knöpfe fehlen. Dass seine wollene Mütze ein paar Schritte entfernt in einer Pfütze liegt. War wohl recht anstrengend,
     der Weg von dem Lokal zur U-Bahn , denkt
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