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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Autoren: Raymond Feist
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eine Orange?« Er griff in den Rucksack und holte zwei große Orangen hervor.
    Ghuda fing die Frucht auf, die er ihm zuwarf, und fragte: »Nakor, was, bei den Sieben Tiefsten Höllen, treibt dich zu mir?«
    Nakor der Isalani, ein gelegentlicher Falschspieler und Betrüger, in gewisser Weise auch ein Zauberer und für Ghuda vor allem ein Verrückter, war ein einziges Mal mit dem früheren Söldner unterwegs gewesen. Vor neun Jahren hatten sie sich kennengelernt und waren mit einem jungen Herumtreiber gereist, der Ghuda überredet hatte – Nakor hatte der Kerl nicht beschwatzen müssen –, mit ihm in die Stadt Kesh zu gehen, in das Herz von Politik, Verrat und Mord. Der Herumtreiber hatte sich als Prinz Borric herausgestellt und war der Thronfolger des Königreichs der Inseln.
    Ghuda hatte bei dieser Gelegenheit eine Menge Gold verdient, war anschließend durch die Gegend gereist und hatte dieses Gasthaus gefunden, einschließlich der Witwe des früheren Besitzers und der prächtigsten Sonnenuntergänge, die er je gesehen hatte. So etwas wie diese Reise nach Kesh wollte er in seinem Leben nicht noch einmal mitmachen. Und jetzt sank ihm das Herz in die Hose, weil er ahnte, ihm könnte höchstwahrscheinlich gerade so etwas abermals bevorstehen.
    Der O-beinige kleine Mann sagte: »Ich wollte dich abholen.«
    Ghuda lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als ein Bierkrug durch die Tür der Schenke segelte. Nakor duckte sich und meinte: »Da ist aber ein schöner Kampf im Gange. Fuhrleute?«
    Ghuda schüttelte den Kopf. »Heute sind es nicht die Gäste; nur die sieben Kinder meiner Frau, die wie gewöhnlich den Schankraum verwüsten.«

    Nakor ließ seinen Rucksack fallen, setzte sich auf das Geländer der Veranda und sagte: »Also, gib mir etwas zu essen, und dann können wir gehen.«
    Ghuda polierte seinen Dolch weiter und fragte: »Wohin sollen wir gehen?«
    »Krondor.«
    Ghuda schloß einen Moment lang die Augen. Die einzige Person, die sie beide in Krondor kannten, war Prinz Borric. »Das Leben hier ist vielleicht nicht das allerbeste, Nakor, aber ich bin zufrieden damit.
    Und jetzt geh weg.«
    Der kleine Mann biß in seine Orange, zog ein großes Stück Schale ab und spuckte es aus. Er biß tief in die Frucht hinein und schlürfte dabei laut. Dann wischte er sich den Mund mit dem Handrücken ab und meinte: »Zufrieden mit dem hier?« Er zeigte auf die Tür, durch die man das Jammern eines Kindes hörte, welches das sonstige Geschrei noch übertönte.
    Ghuda sagte: »Vielleicht ist das Leben manchmal ein bißchen hart, aber wenigstens versucht selten jemand, mich umzubringen; ich weiß jede Nacht, wo ich schlafe, und ich esse gut und nehme regelmäßig ein Bad. Meine Frau ist liebevoll, und die Kinder –« Das laute Kreischen eines anderen Kindes wurde durch das entrüstete Schreien des ersten unterstützt. Ghuda sah Nakor an. »Es wird mir hinterher leid tun, weil ich gefragt habe, aber warum sollen wir nach Krondor gehen?«
    »Wir müssen jemanden besuchen«, sagte Nakor, der einen Fuß hinter einem Pfosten des Geländers verhakte, um das Gleichgewicht zu halten.
    »Das ist das Schöne an dir, Nakor, du langweilst einen nie mit überflüssigen Einzelheiten. Welchen jemand?«
    »Weiß nicht. Werden wir aber herausfinden, wenn wir erst einmal dort sind.«
    Ghuda seufzte. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, bist du von Kesh aus Richtung Norden geritten und wolltest zur Insel der Magier, nach Stardock. Du hast einen großen Umhang und eine blaue Robe aus wunderbarem Stoff getragen, dein Pferd war ein schwarzer Wüstenhengst, der den Verdienst eines ganzen Jahres wert war, und dazu hattest du noch einen Rucksack voller Gold von der Kaiserin.«
    Nakor zuckte mit den Schultern. »Das Pferd hat das falsche Gras gefressen, eine Kolik bekommen und ist gestorben.« Er befingerte die schmutzige, zerrissene blaue Robe, die er trug. »Mit dem großen Umhang bin ich immer überall hängengeblieben, also hab ich ihn weggeworfen. Die Robe habe ich noch an. Doch die Ärmel waren zu lang, da hab ich sie abgerissen. Und das Ding schleifte dauernd über den Boden, also hab ich es mit meinem Dolch kürzer gemacht.«
    Ghuda betrachtete die zerlumpte Erscheinung seines früheren Gefährten und meinte: »Du hättest dir auch einen Schneider leisten können.«
    »Hatte zuviel zu tun.« Er sah zum türkisgrünen Himmel, der mit rosafarbenen und grauen Wolken gesprenkelt war, und fuhr fort: »Ich habe mein ganzes Geld ausgegeben, und
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