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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Autoren: Raymond Feist
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Krachen an ihre Ohren, als das Boot zwischen Schiff und Anlegersteg zermalmt wurde. Die Männer auf dem Kai schrieen auf.
    Der Lotsengehilfe meinte: »Mein Fehler war es jedenfalls nicht.«
    Amos’ silbergrauer Bart teilte sich zu einem unfreundlichen Lächeln. »Das werde ich vor Gericht bezeugen. Jetzt laßt die Leinen werfen, oder wir fahren noch gegen den Kai.« Da der schockierte Mann jedoch nicht auf die Bemerkung reagierte, rief Amos: »Werft die Bugleinen!«
    Einen Augenblick später ließ der Lotse auch die Heckleinen werfen. Das Schiff bewegte sich kaum noch vorwärts, und nachdem die Leinen angezogen waren, kam es völlig zum Stillstand. Amos schrie: »Macht die Leinen fest! Laßt das Fallreep herunter!«
    Er drehte sich zum Anlegesteg um und spähte hinunter in das aufgewühlte Wasser. Zwischen dem treibenden Holz, Leinen und Segel stiegen Blasen auf, und er schrie den Hafenarbeitern zu: »Werft den beiden Verrückten da unten ein Tau zu, ehe sie ertrinken!«
    Als Amos schließlich das Schiff verlassen hatte, waren die beiden Jungen schon auf den Steg geklettert. Amos ging zu ihnen und betrachtete das durchnäßte Paar.
    Nicholas, der jüngste Sohn des Prinzen von Krondor, stand da und hatte sein Gewicht leicht nach rechts verlagert. Sein linker Stiefel hatte einen erhöhten Absatz, um die angeborene Mißbildung des Fußes auszugleichen. Ansonsten war Nicholas ein gutgebauter, schlanker Junge von siebzehn Jahren. Er erinnerte stark an seinen Vater, besaß die gleichen kantigen Gesichtszüge und das gleiche dunkle Haar, doch ihm fehlte die Kraft von Prinz Arutha, wenn er diesem auch, was die Schnelligkeit anbelangte, den Rang streitig machte. Von seiner Mutter hatte er die ruhige und sanfte Art geerbt, die sich in seinen Augen niederschlug, obwohl die genauso dunkelbraun wie die seines Vaters waren. Im Augenblick stand er allerdings eher verlegen da.
    Bei seinem Gefährten war das hingegen ganz anders. Henry, den man am Hof Harry nannte, um ihn von seinem Vater, dem Grafen Henry von Ludland, unterscheiden zu können, grinste, als hätte er etwas unwahrscheinlich Lustiges gemacht. Er war genauso alt wie Nicholas, jedoch einen halben Kopf größer, hatte lockiges rotes Haar und ein rotbackiges Gesicht, und er wurde von den jüngeren Damen am Hof als ausgesprochen hübsch angesehen. Er war ein verspielter junger Kerl, dessen abenteuerlustige Art oft die Oberhand gewann, und von Zeit zu Zeit überschritt er mit seinen Spaßen die Grenzen des guten Geschmacks. Meistens zog Nicholas dann mit. Harry fuhr sich mit der Hand durch das nasse Haar und lachte.
    »Was ist denn so lustig?« fragte Amos.
    »Tut mir leid wegen des Boots, Admiral«, erwiderte der Junker,
    »doch wenn Ihr das Gesicht des Lotsengehilfen gesehen hättet …«
    Amos sah die beiden Jungen böse an, doch dann konnte er sich selbst nicht mehr halten und lachte ebenfalls. »Hab ich. Den Anblick sollte man sich merken.« Er breitete die Arme aus und drückte Nicholas an sich.
    »Schön, daß du wieder da bist, Amos. Nur schade, du hast das Mittsommerfest versäumt.«
    Amos schob den Prinzen mit angeekeltem Gesicht von sich und meinte: »Puh! Du bist ja ganz naß. Jetzt muß ich mich noch umziehen, ehe ich zu deinem Vater gehe.«
    Die drei gingen auf den Kai zu, der dem Palast am nächsten lag.
    »Was gibt’s Neues?« fragte Nicholas.
    »Alles ist ruhig. Handelsschiffe von der Fernen Küste, Kesh und Queg, und der gewohnte Verkehr von den Freien Städten. Es war ein friedliches Jahr.«
    Harry meinte: »Und wir haben auf ein paar aufregende Geschichten von Euch gehofft.« Es klang ein wenig spöttisch.
    Amos gab ihm mit der flachen Hand einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. »Ich werd dir Abenteuer verschaffen, du Verrückter. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
    Harry rieb sich den Hinterkopf und zog eine gekränkte Miene.
    »Wir hatten Vorrang.«
    »Vorrang!« meinte Amos und blieb ungläubig stehen. »Vorm Hafen, vielleicht, wenn man genügend Platz zum Ausweichen hat, doch ›Vorrang‹ bringt ein dreimastiges Kriegsschiff nicht zum Stehen, wenn es geradewegs auf dich zukommt und keinen Platz zum Wenden und keine Möglichkeit zum Halten hat.« Er schüttelte den Kopf, während er seinen Weg zum Palast fortsetzte. »Vorrang, wirklich.« Er sah Nicholas an und fragte »Was hast du überhaupt zu dieser Tageszeit in der Bucht verloren? Ich dachte, ihr hättet Unterricht.«
    »Prälat Graham hatte eine Besprechung mit Vater«, antwortete
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